[Arbeitswohnung, 17.09 Uhr
France musique contemporain:
Magnus Lindberg, Related Rocks. Ensemble Ictus]
Ja, wirklich gefreut, weil von einem Unbekannten, “einfach” einem Leser:
[→ Quelle.]
Ich habe nur → einen klitzekleinen und gar nicht wirklichen Einwand.
Die Rezension steht übrigens schon seit dem 17. dort, hab es an diesem verschlafen(d) Tag aber vorhin erst gesehen, der wirklich ganz aus der Form ist. Dies wohl auch, weil es heute erst gegen Abend zur Familie hinübergeht; alle sind “irgendwie” unterwegs, ich war wohl der einzige, der sich auch diesen zweiten Tag für jeglich anderes freihielt. Und wußte nun, weiß weiterhin nicht, wie ihn füllen. Imgrunde harre ich auf den Anruf hin aus, ich möge nun herüberkommen.
Dabei wäre dringend zu arbeiten, auch administratives dringendes Zeug zu erledigen. Immerhin lese ich, habe die Lektüre von Tristania wieder aufgenommen, erstaune immer wieder der kraftvoll-poetischen Formulierungen der an sich sehr einfach, mir eigentlich zu einfach gebauten Sprache dieses Buches wegen — wie diese, ich schreibe einmal, “Schlichtheit” überhaupt keine Rolle spielt. Doch es ist ein Buch über basale Existenz, nichts oder kaum etwas anderes interessiert ja auch mich. Und wieder ist es → das Buch einer F r a u: Für mich unterdessen fast ein Signum für eine ganz bestimmte Form intensiv sich einfühlenden Erzählens. Was meint: Die Sätze fühlen sich ein, die Dichterin richtet nur die Kanäle, in denen sie beinah verschwindet.
Und ich höre Musik, wieder Saariaho, aber vorher, siehe oben, Lindberg, den ich → damals in Finnland kurz kennengelernt habe, aber leider, ohne mit ihm wirklich sprechen zu können; sein seinerzeitiges Werk hatte freilich noch nicht den heutigen Schmelz; es wirkten noch → die Darmstädter Doktrinen. Mich zogen sehr viel mehr Komponisten wie Kalevi Aho und Kimmo Hakola an. Doch das ganze 2009er Finnland-, nun jà, -abenteuer hatte leider kein Nachspiel, das über erweiterte Kenntnisse der finnischen Kunstmusik hinausgegangen wäre; die freilich sind und bleiben ein musikästhetischer Schatz.
Unterschwellig gärt die für Elfenbein geplante — ein, wenn Sie, Freundin, so wollen, “Spinoff” des Triestromans — Yōsei-Novelle in mir, was abwer sicherlich auch damit zusammenhängt, daß die entzündeten Risse meines Handtottoos zwar gut merklich, aber nur sehr langsam heilen, von den Fingern zu den Handwurzeln abwärts; fast die ganz Zeit über trage ich hauchdünne Putzhandschuhe, sowie ich in die Handoberfläche erste CBD-Öl, danach gut Panthenol einmassiert habe. Der dünne quasi Schutzfilm reißt aber stets sehr schnell auf, auch, weil ich diese Handschuhe für meine Mme LaPutz besorgt habe, die nicht meine Pranken hat. So ist schon, irgendwie hineinzukommen, kein schneller Prozeß; ich werde morgen passende besorgen. Aber wenn ich auch merke, wie es in mir arbeitet, literarisch arbeite – es umzusetzen, bekomme ich grad nicht hin, hangle mich von einem Tag auf den nächsten. Was mich einerseits nervt, doch andererseits bin ich komplett stoisch – wobei ich leider aus dem Gefühl verlor, wie enorm die Zeit voranrast. Nur manchmal schießt das Bewußtsein davon, und dann schreckhaft, in mir auf. Daß ich die erste Fassung der Triestbriefe noch in diesem Jahr fertigbekomme, ist bereits ausgeschlossen; vorher muß noch ein kleiner Aufsatz für die → Jubiläumsausgabe von text+kritik abgegeben worden sein, von der ich bislang nur den Ansatz habe. Sowie sind noch zwei Abrechnung für Coronahilfen einzureichen, um abermals von der nun wirklich schon brennenden Steuererklärung besser abzusehen (was de facto aber “schlechter” bedeutet). Und übermorgen haben die Zwillinge Geburtstag.
Eine mich soeben fassende Stimmung aber läßt mich den Gedanken geradezu genießen, die Silversternacht alleine unbd hzwar damit zuzubringen, den Triestroman tatsächlich bis in den Neujahrstag fertigzustellen. Hà, das hat jetzt was! → Das Leben als einen Roman zu betrachten, bleibt im vollen poetischen Recht und ward in Der Dschungel doch eh aus den Augen niemals verloren. (Wozu paßt, daß es nun auch mein Körper wird; die Inszenierung der Vulnerabilität als Schöpfungsakt. Wenn jemand das als Ego-Manie deuten will, ist das seine Sache mehr, oder ihre, denn meine – für den, mich, ich allerdings in Anspruch nehme, in allen meinen Büchern stilistisch spürbar zu sein; das eben ist der, wenn wir einen haben, Stil. (Übrigens las ich in dem mir von लक्ष्मी zu Weihnachten geschenkten Sonderborg-Katalog desselben Gedanken, finde nur grad die Stelle nicht mehr, hatte → am Weihnachtsbaum ohne Bleistift gelesen.)
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Das Leben als Roman (18)
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So, soeben kam der Anruf; um 20 Uhr drüben. Dann will ich mich mal beeilen, dieses Journal noch einzustellen, bevor ich aufbrechen werde.
Ihr ANH
Sehr schön, tiefsinnig, streckenweise schwer zu folgen – wer soll folgen? Sinn ist Ziel, oder Ziel ist Sinn, dann fragt sich, welchen Sinn erkennt der oder die Zielperson – für ihr eigenes Leben?
Wir sind ALLE Suchende, viel