1
Das Öffentliche Tagebuch entspricht der völligen Auflösung einer Person in Literatur. Kafkas Tagebücher etwa: Eindruck einer kranken Persönlichkeit, was die Texte bestimmt – will man nicht einer Art literarischer Metaphysik anhängen.
2
Meeresfrüchte. Wovor man sich ekelt, wird, wenn es nur angedeutet und deshalb zugelassen wird, zum Lustgrund ganz wie im Sexuellen. Die Verfeinerung des Geschmacks lebt von seiner Animalisierung.
3
Bei Ilija Trojanow, II, 24
Um die Beziehung zum Gastherrn verbindlicher zu machen, fügt man dessen Eigentum einen kleinen Schaden zu. So bleibt man ihm etwas schuldig .
4
Weiterer Titel:
Die beharrliche Irritation des Verlangens
5
Wo in der Gesellschaft das Sicherheitsdenken alles überwölbt, wird auch die Kunst gutgemeint und also schlecht. (Ehen töten deshalb die Lust, weil zur Sicherheit geschlossen wurden.)
6
Polizzotti ue Breton, 788:
„Diese unausweichliche Gegenwart von Geschichte“. (Als Romantitel nehmen?)
7
(Vor längerem im Nachtzug notiert:)
Manche jungen Frauen, die halb noch in der Pubertät, riechen, schlafen sie ein, immer noch ein wenig nach Kleinkind.
8
Die literarische Welt ist eine Parallelwelt neben der unseren: Wir finden in sie hinein als in eine scheinbar stehengebliebene – und doch hat sie sich verändert, weil sich ihre Rezeption durch uns verändert hat, da wir selbst uns verändern, — so daß die Zeit der Parallelwelt letztlich ebenso irreversibel wie die unsere ist und ebenso reversibel als Ausschnitt.