Für Argo.Anderswelt.

Momentan überlege ich, ob ich – da ja auch Geld verdient werden muß und an mich das Ansinnen herangetragen wurde, einen Krimi zu schreiben – nicht alle ferneren Bücher irgendwie mit dem ANDERSWELT-Projekt konnotieren sollte. Das gilt auch – vielleicht sogar grade – für das → Wellenbuch, das also nachträglich integriert werden müßte; überhaupt sind ja nachträgliche Integrationen ein ausgesprochenes Formproblem: Im WOLPERTINGER spielt Baumwolle kurz auf den Dolfinger an, aber so etwas sind ja nur Krücken. Man müßte mit den Verlagen aushandeln, daß sie Teile der Bücher ins Netz stellen, über ein Paßwort zugänglich etwa, und zwar solche Textstellen, die im jeweils nächsten Buch zitiert werden oder auf die Bezug genommen wird. Weitergesponnen: Bücher müßten eine Art Modem im Hardcover haben, das sich mit dem Computer verbinden läßt, so daß bei Berührung der entsprechenden Stelle sich im Netz automatisch die angespielte Textpassage öffnet. Es geht also wieder einmal um die Vermittlung der „dinglichen“ mit der „idealen“ Realität, um „Türen“, ließe sich sagen. Sobald die Zugänge ins Netz über Funkverbindung o.ä. komfortabler, vor allem aber preiswert geworden sein werden, begänne diese Art gegenseitiger Präformation, spannend zu werden. Letztlich steht dahinter der Gedanke, das Gehirn direkt anzusprechen, also sich per Gedankenimpuls (der ja, als Elektrizität, materiell und und also theoretisch auch meßbar ist) ins Netz einzuwählen. Dann läse man etwa in einem Buch www.anh.de, und sofort öffnete ein nächstes Gedanken„Fenster“ die entsprechende Site. Passiert so etwas oft, bekäme es den Charakter einer Hirnüberlastung, so daß hirnphysilogische Spam-Schutz-Vorrichtungen notwendig würden.

Der Effekt auf die derzeitige Unterhaltungsindustrie wäre dann freilich enorm: Denn man müßte nicht mehr ins Kino gehen, um eine Breitwandvorstellung zu sehen… man säße nur noch da. Es fielen also auch die Umsätze aus, ganze Industriezweige lägen darnieder wie heute, sagen wir, der Kutschenhandel usw.

Ich glaube, wir stehen ziemlich nahe vor dieser nächsten Revolution, die doch nur umsetzt, was längst gedacht und in Spuren schon da ist. Auf diese Themen will ich ANDERSWELT III fokussieren und zugleich den Regreß, der in solch einer Revolution mitgespült werden wird, sinnlich erfahrbar machen: seinen episch-mythischen Charakter.

Also, zurück zum Krimi. Es wäre, sollte ich das anpacken, nichts dagegen zu sagen, sofern ich aus der imaginären Stadt Buenos Aires ein Partikelchen herauszöge, das ich nun mit völlig neu erfundenen Protagonisten füllte – aber unter den ANDERSWELT bestimmenden Gesetzmäßigkeiten. Wie sähe ein Kriminalfall unter → Avataren aus? Wer klagt an? Wer klärt auf? Was kann überhaupt ein Delikt sein unter der Voraussetzung permanenten Wechsels, sich dauernd verschiebender und verschmilzender Identitäten? Die Frage einer Straffälligkeit dort, bedeutet letztlich, ein Rechtssystem zu finden, das nicht normativ ist. Sonst hinge man nach wie vor im Satz vom Ausgeschlossenen Dritten fest.

[Poetologie]

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