Zur anthropologischen Kehre gehört auch, daß innerhalb der Netzbürgerschaften Begriffe wie „Minderheit“ keine Rolle mehr spielen, denn der Cyberraum stellt ihnen Potenzen einer Vermehrheitlichung zur Verfügung, wie sie in der Zweiten Natur allein gesellschaftsrelevanten Lobbies zur Verfügung standen und stehen. Auch der Begriff gesellschaftlicher Relevanz fällt in sich zusammen, damit die Konstruktion des autonomen, rechtsfähigen Ichs. Da dessen Zerstörung spätestens seit der frühen Moderne des 20.Jahrhunderts zumindest beschworen wurde, bedeutet die anthropologische Kehre auch, daß die „Wirklichkeit“ durch die Künste eingeholt und in dem Sinne verändert worden ist, in dem allein die Beobachtung einer Dynamik durch eine nicht unmittelbar zur Dynamik gehörende Person diese Dynamik beeinflußt und abwandelt. Das fixierte Modell von Sub- und Objekten löst sich nicht nur theoretisch, sondern de facto in – so möchte ich sie nennen – „ungefähre Spieler“ auf, die sich aber weiterhin für distinkte (also „freie“) h a l t e n.
Deshalb greifen Argumente wie, es handele sich bei bestimmten Erscheinungsformen (etwa den Ganzkörper-Piercern) nur um Ausnahmeerscheinungen, nicht länger: Denn diese Ausnahmeerscheinungen sind nunmehr unendlich kommunizierbar und – w i r k e n. Das hätten sie in ihren „Schmuddelecken“ nie vermocht.
Ein Beispiel für das, was ich mit anthropologischer Kehre meine und was ich befördere, indem ich es veröffentliche, ist d a s hier. Veröffentliche ich es aber nicht (verschweige ich es), blicke ich an einer grundsätzlichen psychischen und sozialen Bewegung vorbei, deren Folgen noch überhaupt nicht ermessen werden können, und sich, ignorieren wir sie, ohne unseren Einfluß weiter- und über uns hinwegentwickeln.