(Kein DTs). 21. Januar 2005

7.49 Uhr:
[Liszt, Klaviermusik; Dänenradio Internet.]

Von “DTs” (= “Den Tag strukturieren”) kann wirklich nicht mehr die Rede sein, also laß ich das einstweilen fallen. Der Kleine hat einen schmerzhaften Reizhusten, ich hab meine Angina, so hängen wir beide kränkelnd herum. Wenigstens die Musikschule wollte ich ihn besuchen lassen, aber wir wollen losziehen, da merk ich, daß das Rad einen platten Hinterreifen hat. Nicht mal die Musikschule ist also mehr zu schaffen. In die Kita will ich den Kleinen so ohnedies nicht gehen lassen, zumal dort die Röteln ausgebrochen sind. Zusammen mit dem Finanzchaos und der furchtbaren Absage von Klett-Cotta ergibt das nun einen so unreinen Matsch, daß ich eigentlich nur noch Insch’allah sagen kann und so gut es geht und so lange ich sitzen kann, ohne daß mir der Schweiß wieder ausbricht, vor mich hintippe. Vielleicht werd ich die Zeit nutzen, um ein paar Grundüberlegungen zu ARGO anzustellen; an den eigentlichen Text komm ich jetzt nicht. Muß auch erstmal über die Verlags-Frustration hinwegkommen.
Hab den Absagebrief hin- und hergewendet, und es ist sehr deutlich: Mich als Autor hätte der Lektor schon gerne. Nur den dritten Band einer Trilogie, deren erste beiden Bände bei einem anderen Verlag liegen, traut er sich nicht zu bringen. Das ist für dieses Riesenprojekt verheerend; genauso werden auch andere Verlage argumentieren. Letztlich wird mir nur ein kleiner Verlag dafür übrigbleiben; das wird dann eine ganz ähnliche Situation sein wie damals mit dem WOLPERTINGER, der ja auch über 30 Absagen bekam, bis dann Axel Dielmann das Buch brachte – allerdings mit kraftvoll finanzieller Unterstützung eines Mäzens, den ich aus meinen damaligen Börsenkunden acquiriert hatte. Ohne dessen rund 150.000 DM wäre der Roman auch bei Dielmann nie erschienen; kleine Verlage können so etwas einfach nicht darstellen. Und d i e es darstellen können, sagen zwar hinterher “das Buch hätten wir auch gern gemacht”, aber vergessen dabei, daß sie es tatsächlich abgelehnt haben. Es hat auch keinen Sinn, sie darauf aufmerksam zu machen; sie reagieren dann beleidigt.
Dennoch muß ich das Buch zuende schreiben; wenigstens im Internet muß es vorliegen, damit mir später nicht nachgesagt werden kann: “jaja, große Klappe, aber dann nicht durchhalten können”. Auch um dieses abzuwehren, ist dieses Weblog sehr dienlich. Ich protokolliere öffentlich, was geschieht. Das ist selbstverständlich a u c h eine Attacke, eine aus Notwehr und Trotz. Wobei mir gleichzeitig klar ist, aus dem Ende von Literatur herauszuargumentieren, das der Betrieb durch Senkung des ästhetischen Niveaus aufhalten oder verhindern zu können meint, durch mainstreamisierung; ich hingegen und einige andere mit mir, die sich der Situation gleichfalls bewußt sind, wollen noch einmal die ganze Kraft, die diese Kunstform hatte, zusammennehmen und sie wenigstens mit einer vulkanischen Krone, nicht aber peinlich regrediert enden lassen. Besser, es bleibt eine Caldera als vor sich hinkokelnde Schlacke.