(Kein DTs). 22. Januar 2005

9.19 Uhr:
[Rachmaninov, Zweites Klavierkonzert; Dänen-Internet-Radio.]

Bis acht Uhr geschlafen, Kaffee gemacht, nach Post geschaut. Kaum ein schlechtes Gewissen wegen ARGO. Gestern zehn Zeilen dran getippt; nicht der Rede wert, um einen “Arbeitsfortschritt” zu notieren. Eben lange Mail von Dorothea Dieckmann wegen der Klett-Cotta-Absage angekommen; sie schätzt die Sache ganz ähnlich ein wie ich. Die Leute ahnen, was hier entsteht, aber keiner will sich dafür gegen den Marktwind stellen. Ich muß in diesem Fall mit dem Verleger selbst sprechen, ihn begeistern von meiner Arbeit; es hat absolut keinen Sinn, mit “Zwischenhändlern” zu sprechen, die führen immer nur a u s. Angestelltenmentalität ist nicht bereit, Risiken auf sich zu nehmen, auch da nicht, wo sie bewundert. Aber jetzt wird der Verleger selbst bereits von seinem Angestellten auf Abwehr justiert worden sein. Wie dämlich das Ganze ist, da ich doch nächste Woche in Stuttgart b i n!
Ob ich heute am Roman arbeiten werde, ist sehr ungewiß; meine Angina ist zwar deutlich abgeflaut, aber der Kleine hat noch 38,4. Und ich muß wegen meiner Abwesenheit nächste Woche seine Geburtstagsfeier am 30. vorbereiten; ich komm ja erst am Sonntag morgen zurück. Seltsames Naturgesetz übrigens: Ist das Kind krank, verfliegt das eigene Kranksein fast sofort, als konzentrierte sich die innere Selbstheilungskraft geradezu unmittelbar auf den Jungen.

21.48 Uhr:
[Nicht zu fassen, daß ich das höre: Mozart, Eine kleine Nachtmusik; Dänen-Internetradio.]

Nichts getan, außer zu rekonvaleszieren und mit dem Jungen DVDs über Saurier und Dalmatiner anzugucken und ein Brettspiel zu spielen und vergeblich zu kochen und mit Freunden brieflich über den Literaturbetrieb zu lästern und bestimmte Namen auf langen Stöcken zu rösten, wofern man nicht von vornherein vor ihrem Haut Goût zurückschreckt, und Lebensabschnittsentschlüsse zu fassen, für deren Umsetzung man seinen Ehrbegriff zumindest vorübergehend vom Dienst suspendieren muß. Usw. Also insgesamt regrediert.
Vor dem 31. wird das mithin, das ist nun klar, mit ARGO nichts mehr werden; es ist Krankennachsorge am Kind zu leisten, und da heute Katanga nicht auftauchte,konnte ich auch die Besorgungen für den Kindergeburtstag nicht machen. Das wird nun also alles in den Montag gequetscht. Am Dienstag geht bereits sehr früh der Flieger nach Stuttgart; dort dann die Regiearbeit, die von derartigen Einschränkungen begleitet ist, daß ich nur auf einen zündenden Einfall vor Ort hoffen kann – irgendetwas, das Klarheit schafft. Und Schönheit. Mal sehen, ob sich die DTs dann wenigstens für die Regiearbeit wieder aufnehmen lassen. Der Probenplan immerhin ist dicht.
Jetzt noch etwas herumsurfen und dann, zur Pflege des Seelenteints, ins Bett.

Nix Arbeitsfortschritt.