In Sachen Dirk von Petersdorff.

Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
bisweilen erhält man einen Auftrag pikanter Natur: Wie sag ich etwas lobend?
Als mich der unterdessen leider verstorbene Dirk Grathoff vor fünf Jahren bat, die Laudatio zur Verleihung des Literaturpreises Nord auf Dirk von Petersdorff zu halten, da wollte ich erst ablehnen, denn mir waren die Arbeiten nicht bekannt. Doch ließ ich mich schließlich überreden, in das ohnedies höchst schmale Werk hineinzuschauen. Die Texte fand ich talentiert, bisweilen witzig, aber gemessen an den Arbeiten Paulus Böhmers, Christoph Meckels oder gar Karl Mickels von einer geradezu lächerlichen Schlichtheit. Das teilte ich Grathoff so auch mit, der mir daraufhin andeutete, genau deshalb habe er an mich als Laudator gedacht.
Als an der sozusagen kleinen Perfidie war ich nun nicht nur handwerklich gelockt, sondern vor allem, weil Petersdorff nahezu zeitgleich auch noch der Kleist-Preis zugesprochen wurde, – und ich bin empfindlich, wenn sich kleine Lebende in den Schatten großer Toter (Kleist) stellen lassen und mit allen anderen so tun, als wäre der L i c h t.
Als ich meine Laudatio, die nunmehr neu auf die fiktinäre Website gestellt ist, in einem sehr gefüllten Saal in Hannover dann tatsächlich hielt (morgens reiste ich an, mittags fuhr ich weg), verstanden vielleicht zehn Geister ihren Sinn, – ob auch der Laudierte, weiß ich nicht. Die Rede hat ihm nicht geschadet, sowieso nicht; es geht ja im Literaturbetrieb nicht um poetische Qualität. Unterdessen ist Petersdorff neues Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und läuft insgesamt hurtig auf allen Bahnen der Karrieren – fliegt, um mit Schiller zu sprechen, wie seine Sonnen froh zum Siegen.
Mit den besten Grüßen

[Herbst & Deters Fiktionäre. Newsletter-Text.]

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