7 thoughts on “Saulus-Briefe.

  1. Der Unterschied wäre im Wesentlichen kein grosser gewesen. So militant Saulus die Christen verfolgte, so militant nutz(t)en die Christen Paulus, um die Nichtchristen zu verfolgen.

    1. Es wäre also. Die g l e i c h e (nicht “dieselbe”) Korrespondenz gewesen? – Das scheint mir theologisch interessant zu sein. Und würdig der angeregten – mir selbst angeregten – Meditation.

      [Ein ähnliches Problemfeld reißt Gandhis gewaltloser Widerstand gegen die Kolonialmacht auf: Starben dabei weniger Menschen, als hätte sich das Volk revolutionär mit Waffen erhoben? Machtvoll warf man sich gewaltfrei unter die Hufe der englischen Pferde und ließ sich gewaltfrei zertrampeln.)

    2. Saulus / Paulus Beide kämpften im Namen eines Gottes: Ob für den der Juden oder für den der Christen: Die Folgen waren in beiden Fällen verheerend. Ein Unterschied vielleicht hier: Saulus schlachtete eigenhändig, Paulus liess sich schlagen (Ghandi). Dafür schlugen dann die Christen in den nachfolgenden Jahrhunderten unter Berufung auf Paulus auf die Juden ein.
      (Über Ihren Ghandi-Zusammenhang muss ich erst mal nachdenken.)

    3. Ihr Vergleich Mit Ghandi impliziert, dass Paulus ebenso wie dieser für den gewaltfreien Widerstand eingestanden sei. Es lassen sich auch tatsächlich Passagen in der ihm zugeschriebenen Korrespondenz finden, die dies untermauern (er predigte weniger Gewaltfreiheit als vielmehr “Liebe” – siehe z.B. das “Hohelied der Liebe” in 1. Korinther 13). Aber rezeptionshistorisch betrachtet sind gerade aus seinen Briefen sehr kriegerische Wortschöpfungen hervorgegangen, die heute noch in gewissen christlichen Kreisen rege verwendet werden (vgl. nur einmal Epheser 6. 16+17). Und seine Worte haben dazu gedient, Kreuzzüge zu rechtfertigen. (Was man den Frauen in Paulus’ Namen antat, steht auf demselben Blatt geschrieben.) So wenig Blut an Paulus’ eigenen Händen kleben mag – seine Worte triefen davon.

      (Dennoch oder gerade deshalb: das Blut, das der Umgang mit einem Text vergossen hat, impliziert nicht automatisch, der Text selbst sei das Schwert. Vielleicht die Wunde?)

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