Sonntag, den 17. April 2005.

[Jarrett, Tokyo 2002, live.]

Nichts gearbeitet, mit dem Jungen unterwegs und in der zweiten Staffel von “24” festgehangen. DSES läuft im Kopf aber weiter; Gespräche darüber mit den Freunden. Dazu Gedanken über Korruption & Betrieb, ständig; immerhin eine Begegnung mit dem Justitiar von Random House, der auch den Prozeß um das verbotene Buch dezidiert mitverfolgt: “Rufen Sie den Lektor von Luchterhand an, wir brauchen hier Leute wie Sie.” Schweigen seitens Kiwi. Schweigen auf “Die Niedertracht der Musik”, und in den Buchhandlungen, in die ich geschaut habe, liegt nicht ein einziges Exemplar. Das ist nicht Schuld des Verlages, auch nicht der Vertreter, sondern das Problem kleiner Verlage insgesamt: Distribution und Akzeptanz.

Eigenartiges Gefühl, den alten Jarrett zu sehen und den jungen dagegenzuhalten. Die Expression des Spiels ist ganz nach innen gegangen, sei es, weil die jugendliche Kraft nicht mehr da ist, sei es, weil sie sich erübrigt hat, nicht mehr nötig ist. Der alte Jarrett vergeistigt die lyrische Harmonik; interessanterweise wird das Spiel dadurch, gerade am Anfang des 2002er Konzertes, wieder dissonant wie zu seinen Free-Jazz-Zeiten. (Solche eine Art gereifter, durchgeschüttelter, edel gewordener Rückkehr findet sich auch im Spätwerk Louis Aragons. Auch hier ist das Gefühl geblieben, aber die enorme poetische Form hat es sozusagen geläutert.)

18 Uhr:

Benjamin Britten, Albert Herring. Sehr schöne, ausgesprochen vitale Inszenierung an der Komischen Oper. Kritik morgen früh schreiben

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