Die bigotten Tränen der Akazien.

Das genialische Frühwerk eines holländischen Céline… Nach wenigen Seiten ist man süchtig…

Süddeutsche Zeitung.





Zum Beispiel h i e r n a c h:

Der Schweiß stach ihn in die Brust und kühlte seine Beine.

Es wird nicht einmal ein Opfer für mich sein, auch wenn feststeht, daß sie in der Erotik hinreißend sein muß.

Als er aufwachte, war er allein, in einer fast unwirklichen Stille wie im Jenseits.

Er betrachtete ihre Zähne und ihre Haare. Beide waren sie ruhig, warm und zufrieden.

Es war so stickig, als hielte das Netz unterirdischer Gänge für immer den Atem an.

Sein Tempo wurde nur von Menschenmassen gebremst, wenn gerade eine Bahn eingefahren war.

Er hatte auch nicht gesagt, daß er ihr verzieh (was blieb ihm anderes übrig, wo er nun wußte, daß es ohne sie nicht ging?).

Wenn der Bauer ihn nicht zur Verzweiflung getrieben hätte mit seinen Ängsten, hätte Oskar es im Gefängnis nicht mal so unmöglich gefunden.

Nur war die eine Nacht das graue Fensterquadrat aus Mattglas heller als in der anderen Nacht.

Gibt es denn keine Chance mehr? Dieser Gedanke flitzte ihm durch den Kopf wie eine Maus, vor deren Loch jemand einen Schrank geschoben hat.

Sie faßte sich die ganze Zeit an die Haare…
Ein paar Auszüge aus den ersten Seiten der deutschen Übersetzung von Willem Frederik Hermans’ Roman “Die Tränen der Akazien”. Sie l ü g e n einfach alle, diese Kulturjournalisten. Soviel Lust bereitet ihnen die eigene Schamlosigkeit. Wenn es darum geht, sich möglichst reibungslos anzupassen, bekommen sie auch von Verwestem noch eine halbe Erektion. Die sie dann – weil sie eine ganze ja schon seit Jahren nicht mehr kennen – halt süchtig macht.

2 thoughts on “Die bigotten Tränen der Akazien.

  1. Wie wunderwunderschön das ist Bitte, Göttin der Dichtkunst, möchte man rufen, lass es nicht den Übersetzer gewesen sein. Nein, Göttin, der Dichter selbst, soll meine Tage mir versüßen. Wie niedergeschlagen war ich, seit Theo Sommer vor Jahren von uns ging, wie sehr vermisste ich die Esel, die in Gruben fallen, weil es ihnen auf dem Eise zu glatt wurde. Und nun die Rettung, vermeintlich. Theo Sommer ist nicht tot! Er lebt. Er nennt sich Herman.

    Der Schweiß stach ihn in die Brust und kühlte seine Beine.

    Welch ein Satz von unendlicher Güte – für mich. Endlich, endlich: Ich kann hoffen. Und ich möchte Gremliza, der von uns allen vom Tode Sommers am meisten getroffen ward zurufen: Herrmann! Es geht weiter! Komm wieder zu Dir – er ist zurück.

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