Sonntag, den 24. April 2005.

16.15 Uhr:
[Händel, Giulio Cesare.]
Der Tag vergeht ohne Arbeit, wenngleich ich noch die Kritik zu der schönen Kinderoper vom Samstag schreiben möchte. Ansonsten Kinderzeit, Zirkus, gestern die Oper und das Fest und nachts die Lesung. Heute dafür, als ich in der Arbeitswohnung die Post checkte, die Absage vom Berliner Senat für das Arbeitsstipendiumstipendium; meine 14. Absage, seit ich in Berlin lebe. Das ist kein Zufall und kein pures Pech mehr, sondern dahinter steht der dezidierte Wille, eine bestimmte Form von Literatur nicht zuzulassen. Deshalb auch meine Publikation des Absageschreibens.
Dennoch, bei allem Begreifen, es tut weh, Hoffnung für Hoffnung zu begraben, und zwar selbst dann, wenn man ja längst vorhergewußt hat, wie es ausgehen würde. Immer wieder in mir ein Moment des Aufflackerns: Es werde sich d o c h einmal ändern. Und immer wieder die Erkenntnis, wie vergeblich dieser Glaube an einen Ausgleich durch Qualität ist. Es g e h t einfach nicht um Qualität, sondern um Gefallen – Gefällnisse, möcht ich das nennen.

16.41 Uhr:
AZWSB: Und nun ist auch der Junge weg, und ich bin abermals traurig. “Tschüs, Paps, bis Donnerstag!” ruft er, sich noch einmal umdrehend auf seinem kleinen Fahrrad, der hübschen farbigene Kinderfrau, die ihn abgeholt, und ihrer siebenjährigen Tochter längst schon vorausgeradelt zur Mama. Und der Vater geht die Stufen zur Kinderwohnung hoch zurück, schaut sich um, es riecht nach Fischstäbchen und Abwasch und noch dem gemeinsamen Wannenbad, und Ordnung sollte im Kinderzimmer geschafft und in der Küche der Arbeitsplatz aufgeräumt werden. Und dann geht es hinüber in die Arbeitswohnung und zurück in diesen leisen, heimlichen Kriegszustand, bei dem nicht Menschen fallen, wohl aber die Seele.

19.36 Uhr:
Aber, was d a ist:



Arbeitsfortschritt:
Der Reiter mit dem Wind im Haar, Opern-Kritik (Entwurf)