Abends mochte ich vielleicht eine Stunde auf dem kleinen Balkon meines Zimmers vor mich hingesonnen und dabei aufs funkelnde Treiben dieses ersten Frühlingstages hinabgeschaut haben, da kamen mit einem Mal mit großem Lärmen Einsatzwagen der Polizei in die kleine Straße gebraust, es gab Türenschlagen Rufe – ich erhob mich und blickte von der Brüstung hinab. Wie erschrak ich da, als ich die Verkäuferin aufgeregt auf die Hoteltür zeigen sah. “Da drin ist er! Da drin ist er!” rief sie in einem fort, und die Polizisten rannten herein. Schon konnte ich sie unten an der Rezeption brüllen hören. Was jetzt tun? Wenn geschehen konnte, was mir heute tatsächlich widerfahren war, dann war auch alles andere möglich. Mit zweidrei Blicken vergewisserte ich mich meiner Möglichkeiten, dann hatte ich mein Jackett, die Brille und meine Geldbörse geschnappt und war bereits übers Balkongeländer an die Feuerleiter geklettert. Keine Ahnung, was die Verkäuferin der Polizei erzählt hatte, aber eines war mir bewußt: Ich mußte sie unschädlich machen. Deshalb kletterte ich nun nicht etwa auf das Dach hinauf, sondern zur Straße hinunter. Tatsächlich war dort nämlich keiner der Polizisten stehengeblieben. Nur die Verkäuferin stand da, irgendwie zitternd, irgendwie aber auch starr, und zwar so sehr, daß sie, als ich direkt vor ihr auf den Gehsteig gerutscht war und sie mich bemerkte, keinen Ton herausbrachte. Sie sah mich nur mit ihren großen, matten, sandigen Augen an. Und als ich zuschlug, da brach sie, eine locker legierte Skulptur aus gepreßtem Sand, in die Tausende Kiesel des groben Granulats auseinander, aus denen sie und schließlich jeder andere Mensch bestand, dem ich fortan begegnet bin.