Das Internet und die geschlechtliche Biologie.

Meine sämtlichen Beziehungen und Leidenschaften mit Frauen während der verstrichenen drei Jahre sind entweder (oft) direkt oder (seltener) indirekt aufgrund eines Internet-Kontaktes zustande gekommen; es gab nicht eine einzige rundweg n i c h t über das Netz hergestellte intime Berührung. Diese private Feststellung hat insoweit einen unbedingten öffentlichen Rang, als ein jeder – und deshalb auch ich selbst – davon ausgehen kann, nicht einzig zu sein, sondern Spiegel eines Allgemeinen. Es wären sonst ja auch höchst einseitige Beziehungen gewesen. Sie waren aber darüber hinaus geradezu betont körperlich, wurden also physische Erfahrung. So schreibt sich der imaginäre moderne Raum in die materielle Biologie. Das Imaginäre wird dingliches Geschehen: Anthropologische Kehre.

[Hieran gemessen sind die Diskussionen über diskursive Kommunikationsformen und ihre Gestaltung im Netz reine Nebenschauplätze.]

3 thoughts on “Das Internet und die geschlechtliche Biologie.

  1. daß das imaginäre zu einem dinglichen geschehen wird, ist jedoch kein verdienst des internet. das hat es – in anderen formen – bereits gegeben. woher käme sonst die imagination? diese selbst ist keine internet-errungenschaft. und wie sich das in die „materielle biologie“ umsetzt, lehren z.b. die „Metamorphosen“. ich sehe keine „anthropologische kehre“ als diejenige, die sich vielleicht doch besser auf etwas zurückführen läßt, was in den bereich der „entfremdung“ gehört. aber hier fehlt mir doch etwas grund, um nicht im weiteren diskurs unterzugehen…

    1. Das Neue besteht darin. Daß man einander bereits zu Beginn imaginär-intim vertraut ist. Was früher erst (allenfalls) die allmähliche Bekanntschaft aufschloß, steht nunmehr am Beginn. Und muß u m g e k e h r t gefüllt werden. Das Pheromon reagiert nun als z w e i t e s. Entfremdung ist zum Wesenhaften geworden und als solches dann eben nicht mehr entfremdet. Zweite Natur wurde Natur. Keine andere Errungenschaft hat das derart befördert wie das Internet.

      [All dies unter der Voraussetzung freilich, daß es die user auf Realisierung anlegen. Wo dies nicht der Fall ist, bleibt es beim onanistischen Kopfkino wie in jedem anderen imaginären Medium.]

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