Montag, den 6. Juni 2005.

9.33 Uhr:
[Skrjabin, 2. Sinfonie.]

Ziemlich müde, wir kamen gestern ja erst nachts heim, und ich mußte morgens sehr früh hoch, um für den (da noch schlafenden) Jungen seine Sachen zusammenzusuchen. Er wird – wegen meiner Mannheim- und FFM-Verranstaltungen – nun anderthalb Wochen bei der Mama sein. Und ich habe momentan ein paar Einstiegsschwierigkeiten in die Arbeit, weil mich so etwas wie dieses Wochenende immer ein wenig hinauswirft. Andererseits: “So ist das, wenn du lebst”, hat mir neulich ein Freund gesagt und hat ja – Arbeit hin, Arbeit her – völlig recht damit.
Ich werd mich gleich einmal meiner Frühstücksbeute widmen und dann an zwei kleine Texte gehen, um die privat gebeten wurde. Danach ARGO, DSES und Mittagsschlaf. Abends Billard mit Eisenhauer, vielleicht auch Bar mit G & U.Mal sehen. Vorher hätte ich gerne so an die drei Roh-Seiten ARGO “im Kasten”.

23.44 Uhr:
[Von Billard und Konzert zurück.]

Absolute Schreibblockade. Nicht, daß mir nichts einfiele; eher im Gegenteil: Ich bin voller mit Ideen als sonst. Aber setze ich mich daran, will ich sie in einen Text fassen, überkommt mich das Gefühl einer so großen Sinnlosigkeit, daß es fast schon an Ekel grenzt. Keine Ahnung, ob das ebenfalls mit dem psychoanalytischen Prozeß, also dem Regreß zusammenhängt oder nur mit der Dummheit und boshaften Idiotie der Literaturbetriebler, diesen teils bis auf die Knochen korrupten, teils bloß sexuell verklemmten, in jedem Fall zum Kotzen angepaßten Leute, die darüber bestimmen dürfen, wer in diesem Land künstlerisch etwas zu sagen (und also zu verdienen) hat und wer nicht.

Nach dem Billard ins B flat gefahren; Eigner hatte angerufen, daß Peter Brötzmann spiele. Es war wie eine überaus laute Zeitreise zurück in den avantgardistischen Jazz dann: All das, dachte ich, ist Vergangenheit, ist vergessen. So waren auch kaum mehr als vielleicht 60/70 Leute da – für einen Musiker von Weltrang, der Säle füllen konnte. Doch welch eine Kraft! Was ihm das Alter nicht mehr erlaubt, dachte ich, wirft ihm die Musik hinterher. Nimm, ruft sie, nimm und blase, was dein Herz nur erlaubt! – Und er dann, nach zwei Sets à 60 Minuten: “Zweimal in acht Jahren in Berlin – das ist ein Wunder. Vielleicht braucht es jetzt n i c h t wieder Jahre.” – Eine deutliche Botschaft der Resignation.

Ich habe mich, schon aus Trotz, dafür entschieden, sowohl morgen abend im Literaturhaus Berlin als auch am Donnerstag in Literaturforum in Frankfurtmain jeweils zwei Erzählungen aus DIE NIEDERTRACHT DER MUSIK, aber auch den N U L L G R U N D zu lesen. Wenn sich auch kein Verlag daran traut, so wird das Ding dennoch präsent sein.

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