Wenn ich weiterhin solche Opernkritiken schreibe, werde ich wohl keine Pressekarten mehr bekommen. Egal. Nicht korrupt sein. Nicht nur meiner eigenen Selbstachtung wegen, sondern weil ich ein Vater bin, dessen Haltung gegenüber dem Sohn verpflichtet ist. Einer meiner größten Wünsche: daß der Junge später als Mann sagen kann:: Mein Vater hat sich, wo Unrecht war, niemals angepaßt – auch nicht, wenn es ihn teuer zu stehen kam.
Das Seminar.
“Danke” haben die Teilnehmer gesagt. Dafür schon lohnte es sich. (Ich hab sie tatsächlich auf Handwerk gedrillt und erklärt und auch klarzumachen versucht, daß es der Seele zu dienen habe. Kunst ohne Seele ist hohl, Kunst ohne Handwerk haltlos.)
Der Abend.
Intensives Gespräch mit Do beim Vietnamesen (scharfer Papaya-Salatmit Bambussprossen, danach gebratene Krebse). Sie hat ganz recht, wenn sie anmahnt, daß wir über unsere nun sieben Jahre zurückliegende Trennung nie wirklich gesprochen haben. Es war mir unangenehm. Und dennoch. Mein Analytiker: “Sie können sich nicht trennen. Sie verleugnen Trennungen.” Auch das wurde, logischerweise, Thema. (Meine Idee, mich nie von meinem Vater getrennt zu haben, der mit der Trennung meiner Eltern “plötzlich” weggewesen ist und von dem wir Brüder nie wieder etwas hörten, bis meine Mutter mich vor die Alternative stellte: “Entweder ich gebe dich in ein Erziehungsheim, oder du gehst zu deinem Vater.” Da erst wurde er wieder präsent.)
Dann Sexualität, Fantasien, erschreckende, unvermittelte Erregungen und ihre fehlgelaufenen Anlässe, meine Erfahrungen mit BDSM usw. usf. Gegen 23 Uhr trennten wir uns, sie brachte mich zu Böhmers zurück. Ein bißchen da noch mit Lydia gesprochen, die ich bei einem offenbar für sie sehr spannenden Krimi störte, dessen Ende mir, von heute früh aus bedacht, voller Regiefehler gewesen zu sein scheint.
danke auch auf diesem wege noch einmal ein „danke“ für die intensiven seminarstunden an diesem juniwochenende. fortsetzung folgt?