Freitag, den 8. Juli 2005.

Morgens, nachdem der Junge zur Kita gebracht war, die erste DSCHUNGELBUCH-Tranche mit Katanga durchgesehen; der “Einstelltermin” für Mittwoch kann also eingehalten werden. Zigarren gekauft, eine Kleinigkeit gefrühstückt, schon mal Sachen für das Wochenend-Seminar gepackt. Dann an Die Dschungel gesetzt: Die Heuchelei, mit der um die Londoner Opfer gejammert wird, ohne daß jemand ein Wort darüber verliert, daß ‘wir’ im Krieg sind, ist furchtbar und zwang mich dazu, ein paar Sätze über die Geschehen zu schreiben. Mein Gefühl, dies sei nur ein Amfang, das ich derart unabweisbar bereits bei 9/11 hatte, daß ich – wie seinerzeit die Meucheleien im auseinanderfallenden Jugoslawien – den Anschlag direkt in die ANDERSWELT-Arbeit hineinnehmen mußte, es ging gar nicht anders – , – dieses Gefühl findet immer mehr Nahrung. Nicht ausgeschlossen, daß der Terrorismus auch hiesige Ziele anvisieren wird, auch wenn die politische Rolle Deutschlands eine moderate war. Das würde sich bei einem, sagen wir, Außenminister Stoiber allerdings ändern. – Momentan bleibt Ratlosigkeit, die von einer leichten Angst unterstrichen ist.

Dafür zwei Leserbriefe, deren Autoren die Widerholung der “Briefe aus Catania” gehört haben und anfragen, ob sie nicht irgendwie eine CD davon bekommen könnten. “Hörbuch wäre schön”, schreibt einer. Ja, gewiß, das wäre schön. Ich werd den beiden je eine Kopie ziehen. – Und ein Angebot von ganz unerwarteter Seite: Ob ich nicht für ein Jahr in eine Künstlervilla im Süden Deutschlands gehen wolle? Es gebe 1200 Euro monatlich und freies Wohnen. So gern ich das täte, es stellt mich vor ein Problem, nämlich Adrians wegen. Er ist dann in der Schule, ich könnte ihn nicht mehr einfach so mitnehmen. Würde also jedes Wochenende nach Berlin reisen müssen, um ihm nicht die Präsenz seines Vaters zu nehmen. Letztlich ist es eine reine Frage der finanziellen Kakulation: Was kosten die Bahnfahrten (übern Daumen viermal monatlich hin und zurück), und was bleibt dann noch vom Salär? Das ich doch dringend brauchte. Ganz abgesehen von der damit verbundenen Ehrung. Ich muß nachdenken, mit G. sprechen, was e r meint usw. Aber ich wurde gebeten, mich noch vor der Italienreise zu entscheiden.

Und die Mama des Kleinen SMS’t: “Liebste Grüße”. Ein kleiner Schmerz nun, der plötzlich vom Damm aufwärts in den Magen ging und dort als leichte, dumpfe Trauer verblieb.

Um 14.34 Uhr geht der Zug. Ich werde übers Wochenende die Kommentarfunktion abermals deaktivieren. Sicherheitshalber.

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