Montag, der 19. Dezember 2005.

5.34 Uhr:
[Noch Kinderwohnung.]
Nach dem Eislaufen und dem Weihnachtsmarkt mit dem Jungen, zu dem ****** eben doch nicht mehr mitging, weil sie vom Job zu zerschlagen war, noch U. und G. im Pratergarten getroffen und etwas gegessen, ich war mal wieder voll einer Melancholie, aus der sich ganz sicher das neue Buch speisen wird, wenn ich es denn schreibe: Liebe als Schicksal, ließe sich das nennen, als Schicksal & Verhängnis, wobei das Verhängnisvolle daran vollständig ambivalent, nämlich eben auch glücksbesetzt ist, rauschdurchdrungen feurig: in Nietzsches Flamme-Sinn nämlich, der L i c h t erzeugt, aber eben auch Kohle, Schlacke, Asche (in die Nachfolgende pusten, als wär das n i c h t s, und worauf sie ihre pragmatischen Häuser bauen).
Mitten im Gespräch springt G. auf: „Ich muß los muß los! muß arbeiten, Leute, ich hab nur noch zwei Tage!“ Gibt U. den Kuß und enteilt an den Schreibtisch, da ist es bereits knapp 22 Uhr. Wir bleiben sitzen, lange, reden, über das verbotene Buch, natürlich (seltsames Wort), über Literatur allgemein, DIE ORGELPFEIFEN VON FLANDERN, ich erkläre, wie auch dort bereits die Schicksalstruktur wirkt, um so älter ich werde, desto weniger kann und mag ich an die Vorstellung von Selbstbestimmung glauben, dem gibt der strenge Formalismus meiner Texte Ausdruck, sogar in der Menge seiner Anspielungen ist es ein solcher: Formalismus als poetologische Struktur von Notwendigkeit. Jedenfalls wird es spät, es waren sehr viel Gläser Bier, U. nimmt ein Taxi, ich radle in die Kinderwohnung, wo Ratz Jonathan noch ist, wo heute früh das Kinderzimmer noch aufgeräumt werden muß – und um neun will ich zur Schule meines Jungen radeln, weil seine Klasse noch einmal das Weihnachtsstückerl aufführen wird, das ich am Freitag wegen Siegen verpaßte. Im übrigen ARGO, aber wohl ohne DTs oder mit sehr eingeschränktem DTs, möglicherweise so während dieser ganzen Vorweihnachtswoche, da darin doch vieles vorzubereiten und einzuholen ist.

[>>>> Das Romanprojekt erörtert, und die Freunde haben selbstverständlich recht: Man braucht ein anderes Ende als das abgegriffene einfach-so-Sterben. Doch mag’s als Arbeitsvorsatz reichen. Es könnte auch einer den anderen – sie etwa ihn – erschießen, verzweifelt und glücklich zugleich, darauf kommt es an, auf diese Verbindung: darauf, daß Autonomie hier überhaupt nichts mehr zu suchen, daß sie selbst als Vorstellung ihr Recht verloren hat, weil sie sich andernfalls lächerlich machen würde. Wie dieser bürgerliche SelbstbestimmungsFetisch ‘einfach’ verglüht.]

9 Uhr, Schule:

10.50 Uhr:
Und wieder Zuhause, Arbeitswohnung, Schreibtisch, hat mich die Depression erwischt, so eine lähmende, zmindest sedierende Mischung aus Sehnsucht, Traurigkeit und Angst.

23.32 Uhr:
Mit Chats dagegen angegangen. Darauf gewartet, daß irgend etwas geschieht, das alles oder doch einiges herumreißt. Es geschah aber nicht. Stattdessen, adrenalinartig, Ausschüttungen dominanter Sexuallüste: Testosteronwolken, würde Buschheuer (zu recht) wieder mal spotten. – Dennoch mehr an ARGO geschafft als sonst im Schnitt. Was ich wiederum nicht verstehe.