Sonnabend, der 29. April 2006.

5.31 Uhr:
[Mackkae, Violinkonzert.]
Um 5.20 Uhr auf, Kaffee, die Morgenzigarette bei paar Schritten auf die Kiesterrasse. Es ist bedeckt, aber könnte dennoch ein wieder einmal warmer Tag werden, aus dem Himmel zu schließen, dessen Dunkelblau sich langsam mit einer Spur von Helligkeit durchzieht. Ich höre Stuart Mackkae’s, eines Mitstipendiaten, Violonkonzert, das er mir nach einem Gespäch auf CD gebrannt und das mir bereits beim ersten Hören sehr gefallen hat. Mein Junge schläft noch tief im Bett über mir, also habe ich die kleinen Kopfhörer in den Ohren. Ratzfelix läuft etwas herum, klettert dann mein Hosenbein herauf und tut nun ganz aufgeregt auf meinem Schoß. Jetzt inspiziert er den Schreibtisch, ich muß da ein wenig Obacht geben, daß er kein Kabel durchbeißt oder auf ein Gerät markiert. Alles wird eingehend beschnuppert, dann kehrt er auf die Jackenwolle meines rechten Armes zurück. Die Terrassentür steht offen; auch dahin sollte ich immer mal wieder einen Blick werfen, damit der kleine nervöse Bursche nicht ins Freie entwischt.
Es gibt (>>>> hier) zwei Kommentare zur Poetologie, auf die ich später, nach ein wenig getaner Arbeit, reagieren möchte; es gab sie schon gestern nacht, da war ich aber nicht mehr ganz willens so nach 24 Uhr. Doch daß die Gedanken und Theoreme aufgenommen werden, motiviert mich, den theoretischen Ansatz, der sich ja aus meiner literarischen Praxis ergab und nicht etwa vorab aus bloßer Rezeption oder gar nur aus akademischem Umfeld entstand, nach und nach zu präzisieren. Auch insofern – zugleich freilich in postmodernem Zusammenhang – ist er eine >>>> Nachschule der Ästhetik.




Außerdem ist immer noch >>>> d a s zu beantworten.
Aber nun erst einmal ARGO: Skamander-Odysseus-Jensen-Komplex.




Bamberger Frühstück.
Arbeitsplätze.
23.03 Uhr:
Bis etwa halb elf morgens durchgearbeitet, der Junge war ab 8 Uhr wach, Anrufe kamen, es mußte eingekauft werden usw. Schließlich am Nachmittag mit anderen Stipendiaten beisammengewesen, der Junge malte in einem Atelier ein Bild, wir tranken Talisker Rotwein, später rief Alexandra an, sie habe den Kontakt zu einer Bamberger Kleinkunstbühne geschaffen, wir sollten da hingehen abends, die Betreiber seien an einer Lesung interessiert.
So ging denn auch der Abend dahin. Während der Veranstaltung schlief der Junge ein (hätt ich auch fast getan), so konnte hinterher nicht gesprochen werden.
Jetzt noch ein wenig im Netz herumgeschaut, mich über >>>> stulli geärgert, ‚Schnulli’, kann ich nur sagen, so viel kenntnisloses Vorurteil ist mir auf derart dezidierte Weise lange nicht mehr vorgekommen: der Mann ist ja durchaus gebildet. Allports Definition trifft hier gerdazu schlagend ins Schwarze: >>>> Ein Vorurteil bestehe aus Einstellung und Überzeugung; wahrscheinlich gesellt sich auch einiges Quantum schlechter Erfahrung hinzu (er schrieb selbst einmal von seiner >>>> Spielsucht), die es ihm ganz offenbar unmöglich macht, neben den Skamander-Szenen auch die an der Nebelkammer oder die vergebliche Liebesgeschichte Frielings und Kignčrs zu sehen, die ja zu leise ist, um für tragisch gelten zu können.
Daß ich über die Angelegenheit jetzt auch noch hier schreibe, zeigt allerdings, wie sie mich beschäftigt; ich bin darüber völlig ratlos, daß es solche Menschen gibt, und weiß nicht, wie man ihnen begegnet. Ich weiß nicht einmal genau, wie ich innerlich mit so etwas umgehen soll. Und ich verstehe auch nicht, weshalb er immer wieder aufs Neue hier liest? Wenn es ihm mißfällt, weshalb tut er’s sich noch und noch an? Oder gehört er zu den Opfern, die ich beschreibe? – die ARGO beschreibt?, um das zu päzisieren. Gibt es Traumata, die es einem nicht gestatten, sich zu lösen? Mich erinnert das momentan an Mißbrauchsgeschichten.

Wiederum schön zu sehen ist, wie mein Junge jede Frau innerhalb von fünf Minuten mindestens achtmal um sein kleines Handgelenk wickelt. Und er liebt, mit sechs!, Paolo Conte – den wünscht er immer wieder zu hören. Solch ein kleiner Macho ist das! Darauf ist der Papa restlos unpiecie’isch stolz.
Leser, gute Nacht.

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