Sonntag, der 30. April 2006.

5.41 Uhr:
…ah! und ich vergaß, noch zu schreiben: Wir haben gestern nachmittag fünf Pfingstrosenstämmchen neben meiner kleinen hölzernen Frühstücksplattform auf die Terrasse gepflanzt, direkt vor der Glasfront des Studios; fünf Pfingstrosen, einen kleinen Rosmarin, den Lausbub eines Basilikums, sowie ein Erbeerpflänzchen, das mir auf dem Markt die Bäuerin für meinen Jungen schenkte: es werde, sagte sie, den ganzen Sommer über Früchte tragen. Da sind wir beide sehr gespannt. (Auch, ob überhaupt etwas angeht, denn es ist ja ein Kiesplateau mit nur wenig Erde).

Telefonie ist praktisch; nun läuft auch mein Wecker übers Internet. Um halb fünf auf, wie marschierende Männer hochgerichtet, treiben Nebelschwaden über die Regnitz zum Meer. Eine Bauernregel kam mir eben in den Sinn, als ich die paar Morgenschritte hinaustat: Ist der Mai sehr kühl und naß, füllt’s dem Bauern… oder muß es ‚warm und naß’ heißen? Ich google das jetzt nicht, nein, ich gehe jetzt an ARGO. Die Skamander-Odysseus-Jensen-Geschichte wird zunehmend klar; gestern gingen mir die Szenen den ganzen Tag wie ein Traum nach, der einen auch nach dem Erwachen nicht verläßt (seinerzeit, als ich in der >>>> Sizilienerzählung „Die Tränen von Enna“ schrieb, ist mir so etwas schon einmal geschehen; ich erinnere mich d a ran so genau, weil es damals das Ausmaß eines dauernden Weggetretenseins annahm).Also ran an den Text. Bis der Junge erwacht.

13.21 Uhr:
[Frank Gerhardt, Ausmessungen für Flöte und Klavier.]
Ein ganz herrlicher Tag, kalt zwar, aber sonnendurchflutet; nur selten werfen Wolken mal Schatten auf Terrasse und Barockgarten, worin mein Junge mit anderen Kindern tobt. Zwischenzeitlich verschwand er zu einem neuen, drei Jahre älteren Freund, aß dort mit den Kindern zu Mittag, half, wie eines der Mädel mir erzählte, beim Streichen der Küche, kam dann wieder über die Mauer geklettert, atemlos, rotwangig, begeistert. Die leicht ältere Schwester ließ sich zusammen mit einer Freundin von mir, als Schulaufgabe haben sie das auf, ein kleines Interview geben, ich guck immer wieder auf die Terrasse, schau in den Himmel, kehre an den Schreibtisch zurück, arbeite sehr locker, völlig unverkrampft vor mich hin. Eine ARGO-Seite ist geschafft, es kann nun leicht eine zweite werden. Und wenn nicht, ist das a u c h in der Ordnung. Der Knoten hat sich gelöst, ist wie von selbst auseinandergefallen.

Nachmittags:22.08 Uhr:
Der Junge schläft. Ich stochere noch etwas in den Texten und im Netz herum. Werd es aber wohl auch nicht mehr lange machen, um morgen früh frisch für die Arbeit zu sein; und um 9.09 Uhr geht bereits der ICE nach Berlin.
VERBEEN lief heute; bin gespannt, ob es Reaktionen geben wird. In Wikipedia steht >>>> falsches Zeug über ihn, etwa, daß er ein ‚deutsch-holländischer‘ Schriftsteller gewesen sei; dabei hat der Mann vor allem in Zürich gelebt und nie die deutsche Staatsbürgerschaft gehabt; hab versucht, mich anzumelden, um ein wenig herumzukorrigieren, aber dauernd kommt die Meldung, mein Zugang sei nicht korrekt. Da gab ich es igendwann auf.

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