B.L.’s 23.8. – drauß’ im Schatten

17:39
Wäre nicht der Polizist von neulich gewesen, der vorbeikam, um sich nach meinem Befinden zu erkunden, ich hätte es geschafft, allen Kontakt zur Welt zu vermeiden. Unangenehm war er dennoch, dieser Besuch. Er hatte so etwas Kumpelhaft-Begütigendes, was mich immer in Verlegenheit bringt, weil ich weder in der Lage noch willens bin, das Kumpelhafte zu erwidern. Halt! Wenn ich in meinem Dorf bin, dann ist es auch bei mir wieder da. Dann kann ich diese Seite auch herauskehren. Aber auch nur denen gegenüber, mit denen ich die Kneipenerziehung durchgemacht habe.
Vorm geistigen Auge ihr Körper in ihren Kleidern. Immer wieder diese rasche Erosion der im täglichen Umgang aufgeschichteten Berge zwischen uns, sobald sie ein paar Tage weg ist. Ich fürchte, es sind Verständigungen nötig, deren Art wir erst neu erfinden müssen. Alle bisherigen Arten sind so ausgeschöpft, das sie bald nur noch auf Felsgestein stoßen. Oder eben doch das Band zerschneiden, wenn wir dazu nicht in der Lage sind. Ein Alleinsein zu zweit ist schlimmer als eines, wenn man tatsächlich allein lebt.

8 thoughts on “B.L.’s 23.8. – drauß’ im Schatten

  1. Den beiden neuen Tagebuchschreibern… …mal ein Dankeschön aus der Leserschaft. Wenn das trivial sein soll (M. Pätzold), dann interessiere ich mich für Triviales. Und frage mich, besser Sie, ob Sie es in Sachen Offenheit genauso halten wie Herr Herbst; falls ja, würde ich gerne wissen, ob Sie jeweils Kinder haben, wie alt die sind, womit Sie Ihr Geld verdienen, ob Sie sich kennen, ob das Zufall ist, dass Sie beide eine etwas schwierige Partnerschaft führen, woher die Verständigungsschwierigkeiten kommen (vom zu langen, engen Beieinandersein? Warum zieht man dann zusammen? Man hat fast den Eindruck, Sie sollen für ANH den Beweis erbringen, dass er Recht hat mit seinen Vermutungen über langjährige zusammenwohnende Verhältnisse…). Falls nein, entschuldigen Sie meine Neugierde.

    1. Ich hoffe im Gegenteil, a., n i e m a n d erbringt diesen Beweis. Könnte er nicht erbracht werden, bliebe Hoffnung. Auch mir. Und das wäre viel. Egal, ob meine Vermutung letzten Endes recht hat oder nicht. Es wäre eine Chance dafür, daß sie nicht recht haben m u ß.

    2. Danke, a., für dieses Dankeschön. Kleinere biographische Details lassen sich aus den Texten bereits schließen, zumindest, was mich betrifft. Wären Kinder da, würden sie sicher eine Rolle spielen. Tun sie aber nicht. Was meine Arbeit betrifft, so muß ich das leider verschweigen, weil dies in meinem eigentlichen Blog durchaus des öfteren zur Sprache kommt. Also bin ich auch ein wenig gezwungen, zu kaschieren. Was nicht heißt, daß das, was hier steht, nicht authentisch wäre. Da es mir gerade um diese Authentizität geht, liegt mir die Absicht fern, Beweise für Theorien erbringen zu wollen, weil ich ja selbst keine Theorie bin und kein q.e.d. Höchstens könnte ich mir ein „ätsch“ zurufen, wenn ich mal mit mir nicht einverstanden bin, und nicht auf mich gehört habe. Wie die Verhältnisse weitergehen werden, weiß ich nicht, ich bin selber gespannt. Tomorrow is another day.

    3. @ANH: Das war etwas… …zu flapsig gesagt von mir, das mit dem „Beweis“. Natürlich nehme ich so was nicht ernsthaft an und habe den Satz deswegen mit „Man hat fast den Eindruck“ begonnen – danach kommt ja meistens etwas, was NICHT der Fall ist. Ich finde es eben erstaunlich, dass sowohl Herr Lampe als auch Herr Reichenbach eine sehr lange Partnerschaft haben, die anscheinend in beiden Fällen zurzeit schwierig ist. In Ihrem eigenen Tagebuch sprachen Sie so oft darüber, Herr Herbst, immer wieder erzählten Sie von Gesprächen mit Freunden über Ihre/ihre Frau/en. Und dass Sie immer bis zu dem Punkt vorstießen, an dem andere dann einräumten, dass das Ganze mit der Zeit doch ziemlich abkühlt, wenn man eine Wohnung teilt. Und Ihre ständige Auflehnung gegen dieses Lebensmodell. Bei gleichzeitiger Trauer über das, was Ihnen da womöglich entgeht. So, und dann verlassen Sie den „privaten“ Teil des Tagebuchs und stellen den Platz zwei Herren zur Verfügung, die genau davon berichten, was Sie selbst nie erlebt haben, weil Sie eben ein solches Leben und Wohnen bisher mieden. „Alle Verständigungsarten ausgeschöpft“ – da wird’s einem kalt ums Herz. Man fragt sich, ob es nicht möglich ist, Verständigungsarten von früher wiederzubeleben. Als es noch leicht und schön war, sich zu verständigen. Oder wird das einfach gelöscht im Hirn – so wie (laut einem kürzlichen Interview im Spiegel) umgekehrt manche Erinnerung an negative Phasen mit den eigenen Kindern?

    4. @Bruno Lampe: Da hab ich was… …gesagt, mit dem blöden Beweis. (Bitte streichen.)

      Gespannt sein und „Tomorrow is another day“ sagen klingt für mich nicht nach „Alle Verständigungsarten sind ausgeschöpft“… Ich bin auch sehr gespannt und möchte im Übrigen genauso wie ANH gerne die Hoffnung bewahren, dass es lange, enge Liebespaare gibt.

    5. @a. Schön reagiert. Wir müssen sehen. Es wäre mir überdies lieb, noch sehr viel weitere Tagebuchschreiber zu gewinnen; sehr gerne gerade auch Frauen. Damit das „Chorische“ dann auch wirklich wird. Und seien Sie sicher, ich nähme mein eigenes Tagebuch gern wieder auf, wäre ich nicht eben so kenntlich – und damit jede nahe Person meines Umgangs. Wenn eine das – privat – nicht sein will und wenn sie mir nah ist, dann muß ich es berücksichtigen, und zwar gerne. Und andere sollten weitermachen, wo ich aufhörte und was ich nahezu drei Jahre lang betrieb. Die Dschungel sind dafür ein guter Ort, da sie weitgehend Pseudonymität sichern. Ich meinerseits – im Arbeitsjournal – gehe so weit, wie mir derzeit möglich ist.

      Möglichen neuen Tagebuchautoren, die sich h i e r nicht ‚outen‘ wollen, noch einmal die Kontaktadresse: fiktionaere@gmx.de -Daniello verwaltet das und gibt’s ggbf. an Katanga weiter.

    6. @a. Pardon, ich war gestern nicht mehr verfügbar. Verwandte hatten sich meiner bemächtigt.
      Zum Tagebuch: Ich bemühe mich um Authentizität ebenso, wie Bruno Lampe. Einzig die Briefe, die hier und da mal auftauchen werden, sind leicht geändert. Je mehr ich mich an die Tagebuchform gewöhne, desto wahrscheinlicher wird Paul Reichenbach, immer den Schutz des Personals im Auge, Kontur gewinnen. Der hier erwähnte Beziehungsknatsch wäre nicht, gäbe es keine Liebesmühe mehr. Ein gewaltiger Streit, eine fliegende Brotmaschine weisen eher das Interesse am Partner nach, als eine Kältezäsur darzustellen. Leicht und schön war die Verständigung nie in den langen Jahren. Wohin die Entwicklung geht weiß ich auch nicht. “Tomorrow is another day“ schrieb Lampe, dem habe ich nichts hinzu zu fügen.

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