Der Krieg und Die Dschungel.

Gegen den Krieg zu sein – eine Selbstverständlichkeit -, enthebt uns nicht zu schauen, >>>> wo und weshalb in jedem Krieg Existenz näher berührt wird als im zivilen Leben. Enthebt uns nicht zu sehen, daß Extremsituationen uns mit ‚ursprünglichen’ Energien weitergehend konfrontieren, als jeder Alltagsablauf das könnte, der von diesen Energien absehen will, obwohl sie permanent in uns wirken. Die Beschäftigung mit Kriegssituationen und das Bewußtsein, daß wir unterdessen (auch wenn wir es nicht merken, bzw. nicht merken wollen) in einer von ihnen s i n d, hebt Verdrängtes ins Bewußtsein zurück. Erst nun, uns selber wieder näher kommend, kann es bearbeitet, d.h. ein angemessener Umgang mit ihm gefunden werden. Dies gilt ganz besonders für die Umgang mit Sexualität und unter der kultivierten Decke gehaltenen Sexualfantasien, deren Wirken uns selbst eigentlich völlig unbestritten ist, die wir aber dennoch nicht zugeben wollen, weil wir mit Recht befürchten, es fiele sonst der Schutzraum unserer Sublimationen in sich zusammen. Das Gleiche gilt für aggressive Impulse, die wir selbstverständlich haben, ohne die wir auch gar nicht leben könnten, die aber dennoch genau dem widersprechen, was Kultur uns vormacht, daß es ‚human’ sei. In einer geschichtlichen Größenordnung* ist dies das, was Adorno und Horkheimer Dialektik der Aufklärung nannten; es gibt ganz ebenso – es ist die psychische Entsprechung – eine Dialektik der sie schöpfenden und hemmenden Bewußtseins- und Instinktsenergien, deren eine das vorantreiben, was deren andere zugleich einzäunen.

[Poetologie.]

[*) Man ist an Freuds berühmtes Postulat >>>> aus dem Mann Moses gemahnt: „Wenn wir den Fortbestand solcher Erinnerungsspuren in der archaischen Erbschaft annehmen, haben wir die Kluft zwischen Individual- und Massenpsychologie überbrückt, können die Völker behandeln wie den einzelnen Neurotiker. Zugegeben, daß wir für die Erinnerungsspuren in der archaischen Erbschaft derzeit keinen stärkeren Beweis haben als jene Resterscheinungen der analytischen Arbeit, die eine Ableitung aus der Phylogenese erfordern, so erscheint uns dieser Beweis doch stark genug, um einen solchen Sachverhalt zu postulieren.“ Damit im Zusammenhang >>>> Ernst Bloch, Erbschaft dieser Zeit: „Nichts befreit daher vom Untersuchen der Begriffe, die der Nazi zum Zweck des Betrugs, aber als eines zu endenden, so entwendet wie verwendet hat. Führer, vor allem Reich tauchen derart auf, und wird ihrem ursprünglich zu endenden Sinn nachgegangen, so tauchen sie in anderer, in nachdenklicherer Weise auf, als das zuletzt gewohnt war. Der Stoff ist noch großenteils frisch, desto fauler gerade ist und mußte werden, was Blindheit und Verbrechen mit ihm angestellt haben. Das etwas träumerische Wesen der Sache war überdies gegen Mißbrauch schon des öfteren wehrlos. Aber auch Schönes und Edles leuchtet aus verschollenen, nicht verschollenen Tagen herüber, es ist wichtig, daran zu erinnern.“]

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