Bamberger Elegien (37). Neunte Elegie (2). Entwurf der Fortsetzung.

Diese Art der Vernichtung – ist’s nicht, daß uns s i e droht,
unstolz schleichend, und läßt uns die Krieger beneiden, die fallen?
a u f r e c h t zumindest und sabbern nicht über Monate, Jahre?
ehrlos, weil in der Obhut von Pflegern, die’s nicht besser können,
da so viele sie pflegen und sehen die eigene Zukunft
täglich vor sich, ertragen’s nicht, und ihre Psyche
sieht aus Notwehr weg, so daß sie nur noch verwalten?
Wollte ich das mit mir? oder wär es nicht besser, ich fiele
jenen gleich, doch in m e i n e m Kampf? fiele in Wörtern,
Sätzen, Gedichten wie, über B-A-C-H, Bach starb?
Noch die Erzählung, dann Schatten, erst, dann der Vorhang, das Dunkle
nun – und vergessen, was noch anstand: ganz einfach, ein derart
kurzes Vorbei, daß es ewig währt, und euch, von mir, bleibt
Andenken, bleiben Gedanken; mir aber bleibt von mir, gütig,
nichts, auch Nachruhm nicht, und wär ich berühmt unterdessen,
ich verschwände mir selbst als ein unbekannter Soldat doch;
aber, Sohn, herausgenommen, als ich noch ich war:
vollbehangen mit Kräften, Talenten und wollender Hoffart
und den Frauen noch immer ein Mann, den schönen, Geliebte,
über die alle ich d i c h hob als die meine, und war dann
Mann auch d i r noch, nicht aber inkontinenter Seniler,
dir als ein Säugling gelassen, aus dem die Kacke herausläuft,
der nicht mehr sagen kann: Nein! und der’s nicht begreift mehr,
was er dir antut, wenn er sich, blöde geworden, auspißt
unter deinen Händen. Und lallt noch wie ein Säugling,
wenn man ihn füttert und schmiert ihm mit dem Löffel Eßbrei
ab vom Kinn. Nein! Noch kann ich es sagen. Niemals
das! Was wissen wir, was auf uns zukommt? (Einem
Freund versprach ich’s, und er versprach’s mir: Häng ich am Kabel,
dann erwarte ich, daß du es ziehst. Und hier: der Revolver.
Falls ich im Heim bin und nichts davon weiß. Sei mir barmherzig.)
Gäb es also ein größres Geschenk des Lebens, f ü r das
Leben, als nähmest du dem Tod die Kraft, es zu schänden?
und du nähmst es dir selbst drum, würdig, bevor er’s entwürdet
durch dich selbst noch, der du’s so ehrst? Und doch will ich altern:
möcht es wohl selbst sehn, wann es genug ist und ob ich noch halte?

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