Paul Reichenbachs Donnnerstag, den 16 November. 2006. Väter und Söhne.

Verzweifelt suche ich seit Stunden 2 Briefe meines >>>Vaters, die er meiner Mutter aus dem Zuchthaus Bautzen schrieb. Er war im Zusammenhang mit der >>>“Harich–Affäre” zu 6 Jahren Zuchthaus in der damaligen DDR verurteilt worden. Ich wollte sie ins Tagebuch einscannen, weil sie die einzigen schriftlichen Lebenszeichen meines Vaters waren, die ich besaß.10 Jahre zählte ich, als meine Mutter mich zum Haarschneider schickte, mir eine neue blaue Strickjacke mit gelben und weißen Streifen kaufte und mit mir zum Fotograf ging. Ein Foto sollte geschossen werden. Mein Vater, der im Uranabbaugebiet Schlema mit seiner Familie wohnte, meine Halbschwester heißt sinnigerweise Paula, hatte um ein Foto seines Sohnes gebeten, den er nie vergessen hätte, so schrieb er meiner Mutter. Der Brief war mit Bleistift geschrieben, sobald ich ihn habe, scanne ich ihn hier ein. Auf dem Weg zum Fotograf wiederholte sie ständig den Satz, wenn Dein Vater nicht zu der Hure gegangen wäre, säß er heute nicht als Verbrecher im Zuchthaus, Slowake, der. Und auf die Frage des bald Elfjährigen, was denn sein Vater verbrochen habe, antwortete sie: „Gegen unsern Staat hat er gehetzt.“ Das fand der Junge freilich schlimm, es kam ihm vor, als wenn Timur aus >>>Akadij Gaidars Buch „Timur und sein Trupp“ sein Pionierhalstuch in den Dreck geschmissen hätte.
Statt der Briefe menes Vaters fand ich aber hunderte Briefe meiner Frau an mich und umgekehrt. In denen hocke ich jetzt – tränenüberströmt. In dem ungeordneten Kasten lag eine Solidaritätskarte einer franzöischen Amnesty-Gruppe mit meinem Foto. Auf der Rückseite bitten sie um meine Freilassung, denn auch ich sollte im Zuchhaus landen, aus ähnlichen Gründen , wie sie mein Vater einst zu vertreten hatte. Davon aber und wie montgelas und ich im Zuchthaus Cottbus Freunde wurden, wird noch zu berichten sein.

2 thoughts on “Paul Reichenbachs Donnnerstag, den 16 November. 2006. Väter und Söhne.

  1. Lieber Paul. Danke für Deine Mail. Nur ganz kurz : Mach Dir keine Gedanken, ich finde es gut, dass Du unsere Geschichte im Tagebuch erzählen willst. Schön wäre es, wenn ANH mir Contributorenstatus einräumen könnte. Denn manches werde ich anders sehen. Bei vielen Dingen, die wir gemeinsam erlebten, habe ich eine andere Erinnerung, als Du. Ich werde mich nicht oft melden, aber Ab und An schon, wenn es mir notwendig scheint. Ich antworte Dir deshalb öffentlich, um Dir Vorwürfe, Du würdest meine Privatsphäre nicht respektieren, zu ersparen

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