B.L.’s 10.12. – hell

18.42
Wieder mal die Geste des Zerreißens von Vergangenheit: alte Bankbelege, die seit Jahren in irgendwelchen Mappen vor sich hin stauben. Etwa vom 31.08.95, als wir noch in der ersten gemeinsamen Wohnung in Rom lebten (lies: lebten). Kurz vor dem Umzug in die zweite gemeinsame Wohnung in Rom. In die Katastrophenwohnung. Mit der Wohnung unter uns, die der Eigentümer, der über uns wohnte, irgendwann an Erstsemester-Studentinnen vermietete. Unter unserem Schlafzimmer versammelte sich dann die Freundes-Bande immer dann, wenn wir zu Bett gingen bzw. gehen wollten. Wie oft habe ich das eine Ende des Bettes hochgehoben, um es dann auf den Boden knallen zu lassen! Anfängliche und durchaus freundlich Hinweise auf diesen Störfaktor gegenüber den Studentinnen verliefen erst fruchtlos, und beim zweiten Mal fielen gleich Schimpfworte, und es kam zu Beschwerden bei den Wohnungseigentümern über uns. Was wir uns einfallen ließen, uns zu beschweren. Bei den Hausversammlungen ging’s dann immer darauf hinaus, daß wir wohl ein bißchen übertrieben. Er über uns ein Pharma-Manager mit glatter und abwiegelnder Rhetorik. Hölle. Der Schwiegersohn in spe einer der beiden Töchter dieses Herrn machte sich wichtig: Er sei bei den Carabinieri. Er wohnte uns gegenüber. Einmal, als wir laut protestierten, trat er ans Fenster und rief: “Sind wir denn hier in Burundi?” Und außerdem, man sei ja nicht auf dem Lande. In der Zeit wurden auch ihre Depressionen fürchterlich akut. Das ging soweit, daß sie ihren Kopf gegen den Rand des Bidets schlug. Ich stand hilflos daneben. Und suchte endlich wieder im Schreiben mein Heil: Über die Liebe, über die Liebe zur Liebe. Die war nicht da. Zwischen uns. Zwar hatte diese Liebe einen Namen und ein Gesicht. Aber sie ging über diesen Namen und dieses Gesicht hinaus. Ich kann mich erinnern, wie wir einmal nach einem Kinobesuch auf der Via Nomentana waren, und sie sich weigerte, nach Hause in diese Wohnung zurückzufahren. Ich zerrte an ihr. Sie wollte sich los machen. Nichts ging mehr. Und so landeten wir auf dem Lande. Und auch dort nicht gerade weich, wie sich im Lauf der Zeit herausstellte. Wegen uns.

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