B.L.’s 2.2. – still ein Feuer, doch es brennt

18.09
Gut, jetzt darf ich anfangen: ich seh’ den ersten Lichtbrocken des Mondes langsam größer werden. Ich darf mich gar nicht hochrecken, das wäre fast wie mogeln. Ich hatte schon vor einer halben Stunde anfangen wollen, aber irgendwie kam mir ein anderer Text dazwischen, der aber wohl nur Versuch bleiben wird. Wortfeld: Mond. Die Scheibe ist nun ganz sichtbar. Jedoch nicht so groß wie manchmal im Sommer und auch nicht so intensiv in ihrem Gelb. Auch heute suggeriert er mir kühle Ferne. Und dennoch eine Wärme, weil er da ist. Ein Heimliches.
Auch heute wieder keine Arbeit. Also las ich und ging Listen durch von vor 20 Jahren, in denen mal meine Lektüren Buch für Buch eintrug, die ich dann in anderen Listen übertrug, um sie dann fortzuwerfen. So recht nach Buchhalterart (wo ich doch einst nach der Kaufmannslehre diesem Erwerbszweig gänzlich den Rücken gekehrt hatte (und ich es ja tatsächlich geschafft habe, kein Angestellter zu werden)). Und immer wieder Bücher, von denen ich heute nicht mehr wüßte, ob ich sie gelesen habe oder nicht. Am späten Vormittag, nach dem Einkaufen, verfing ich mich wieder in der leeren Zeit, die immer entsteht, wenn der Vormittag vorbei, meine Frau aber noch nicht da ist, und ich so langsam anfange, ans Essenmachen zu denken, den Hund zu versorgen, nach der Post zu schauen, und mich selbst lieber hinlegen würde. Als wär’ der Tag schon vorbei. Der Rest deprimierende Routine. Einschließlich Hundegebell und „Mach doch mal das Bett schon am Vormittag.“ und „Die Unterhose hier?“ Und dann würde auch noch der Finanzberater kommen. (Na, nicht wegen mir). Da der Hund heute besonders kläffte (was wollen die alle von mir?) und auch der Finanzberater schon eingetroffen war, zog ich die Jacke über und stiefelte auf dem üblichen Weg mit dem Hund rauf auf den Hügelkamm, den Hügelkamm entlang, vorbei an weiteren kläffenden Hunden, um dann doch mal wieder auf Lionello zu stoßen, den alten Bauersmann, und mich zu selbstgemachtem Wein – halb wollte ich, halb wollt’ ich nicht – „nötigen zu lassen“. Wie immer, verstand ich nur die Hälfte. Sein Hauptthema war eh’ die steife rechte Hand, die ihm schon so lange schon Sorgen macht. Da ich schnell wieder gehen wollte (der Hund „nötigte“ mich), griff ich auch bald wieder zur Türklinke, da war plötzlich das Glas wieder randvoll. Also trank ich auch das Glas. Im Küchenkamin brannten still drei Scheite Holz.
Mein Gesicht verrate, daß ich seit langem etwas sehr vermisse, schrieb mir jemand.

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