B.L.’s 4.3. – Aufschauen

18.01
Zwar schien es zunächst, als würde es nichts werden mit dem Beobachten der Mondfinsternis, aber dann waren plötzlich sämtliche Wolken fort, die den Tag verschleiert hatten. Und so stand ich dann draußen mit dem Hund, der sich ständig an mir aufrichtete und dabei seine Pfoten auf den ihm hingehaltenen Unterarm legte. Und Blicke zu mir hinauf. Der Mond hätte über solche Blicke einiges zu berichten. Stand also und wartete, bis die letzte Lichtmütze endlich verschwinden und eine Viertelstunde vor Mitternacht nur noch eine rote Schattenkugel zu sehen war. Ich hatte gehofft, er würde dennoch seinen Hof beibehalten, aber da wurde ich dann doch getäuscht: Wo kein Licht, da auch kein Hof. Sonne, Mond und Sterne… gehe aus, mein Licht, gehe aus, mein Licht… Flash aus der Vergangenheit: Irgendein Martinstag an der Hand des Vaters mit der Laterne durchs Dorf. Wahrscheinlich blickte da auch zum Vater auf. Und wahrscheinlich dasselbe Gefühl (mit umgekehrten Vorzeichen) ließ mich dann gestern doch noch die Feier der Neffen aufsuchen. Kann man das eine Gefühlshierarchie nennen? Ist es eine Hierarchie? Das Wort kommt mir auch deshalb, weil ich heute die „Venus im Pelz“ doch endlich gelesen habe. Die als Metapher sich fast schon auf die Beziehung zwischen mir und meiner Frau münzen läßt. „Aus Leiden Freuden“ von Theodor Reik: das schickte mir der Freund damals in meiner Anfangszeit hier mal als Buch (ich muß mich also damals schon beklagt haben… nein, keine Vermutung, die Tagebuchfragmente beschreiben es ja immer wieder) zum Geschenk. Gelesen habe ich’s dann nie. Ich sollte es wohl nachholen. Vielleicht ist Hierarchie doch nicht der richtige Ausdruck. Es geht ja doch eher um Unterordnung. Man sieht sich als Teilmenge einer Gesamtmenge, und eine Gesamtmenge ist immer bedeutender. Immer vorausgesetzt, man ist tatsächlich als Kringelchen in dem großen Kringelchen drin. Aber sobald das Kringelchen selbst nur mit einer Teilmenge an der Gesamtmenge teilnimmt, beginnt das Ausgrenzen. Ich hoff’, die Parzen lassen mir noch ein paar Ellen Faden, um dem noch weiter nachsinnen zu können, was meinen speziellen Fall betrifft.
Während es dämmert, grad beim Rauchen am Fenster die erste Fledermaus in diesem Jahr bedenklich nah an mir vorbeiflatternd…

3 thoughts on “B.L.’s 4.3. – Aufschauen

  1. ‘Klotho setzt den Rocken an,
    Lachesis muss spinnen,
    wenn Atropos es haben will,
    so muss der Mensch von hinnen’.

    Unentwegt spinnen die Parzen….
    Und was machen wir?
    Wir spinnen mit!

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