6.54 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Ausgeschlafen, erst um halb sieben hoch, wenngleich ich auch heute um halb fünf am Schreibtisch sitzen wollte. Der Körper wollt‘ es nicht. Gut. Vielleicht wollte er einen Ausgleich für das Hin und Her mit dem SPIEGEL. Da war ja dann auch immer noch der Dritte, mein Anwalt, mit im Spiel, der unbedingt auf juristische Klarheit gucken mußte und wollte, zumal es uns beiden darum geht zu schützen, Presse aber naturgemäß an Hintergründen interessiert ist – und zwar solchen, wie mir nun jahrelang zum Vorwurf gemacht worden ist, ich hätte deren Diskretion verletzt. Damit das auf keinen Fall w i e d e r geschieht, zackerten wir um Formulierungen rum wie „Jemand hat“, „Eine Person hat“ usw. Es fragt sich allerdings, ob hier nicht mal wieder eine Schale größer war als ihre Banane (Man Ray)… immerhin können jetzt alle Seiten mit dem Ergebnis zufrieden sein. Auch wenn dadurch morgen oder doch spätestens am Montag der COUP „platzen“ wird, so daß ich Ihnen dann erzählen kann, was er ist. Daß DER SPIEGEL das erste Presseorgan ist, das, wenn auch nur in Kleinem, über ihn berichtet, spricht „für die Nase“, die er hat. Ich hatte zwei Tage vorher, nach der Verhandlung, die FAZ >>>> über ihr Ergebnis, aber eben auch über den COUP informiert; darauf kam keine Rückmeldung, aber eine kleine Meldung in der Ausgabe vom 8. 3., die vor sachlichen Fehlern nur so strotzt. Dabei hätte man nur abschreiben müssen. Nicht nur die Recherche scheint am journalistischen Boden zu liegen, vielmehr scheint selbst die einfache Wiedergabe eines Gesagten unterdessen nicht mehr recht zu funktionieren. Leute, glaubt bloß nie, was ihr in Zeitungen lest! Es sei denn, ein solcher Text wurde autorisiert.
Heut les ich die COUP-Korrekturen weiter, das vor allem. Außerdem muß ich an die Hexameter-ÜA der Zweiten Elegie. Wie deutlich sich >>>> auf Ranis gezeigt hat, welch eine Macht die strenge Form ausübt und wie sehr sie dann selbst die Seele von etwas so schönem wie der Neunten Elegie in den Schatten stellt! Wenigstens noch e i n e weitere Elegie muß >>>> bei der Heidelberger Lesung am nächsten Freitag fertigsein.
An Volker Hage – wir haben uns einige Male wechselseitig >>>> beschossen – mailte ich, als die letzte Interview-Fassung gestern nacht gegen halb zwölf fertigwar, ein wenig süffisant noch Folgendes:
Lieber Herr Hage,
hier die nächste Fassung; sie ist mit meinem Anwalt eben abgesprochen worden und hat jetzt einen leicht polemischen Ton (in dem COUP-Hinweis), der mir und, glaub ich, uns beiden ganz gut entspricht.
Mit einem Lächeln:
ANH
Vielleicht biegt dieses Lächeln etwas grade. Vertrauen läßt sich nicht haben, aber Hoffnung. (Ich hab mal öffentlich gesagt, Volker Hage sei sein e i g e n e s Fräuleinwunder; das war von mir ja nun a u c h nicht lieb. Nein nein, wir nehm‘ uns da n i x, sondern geben’s uns a l l e mit vollen Händen.)
8.53 Uhr:
Nun ist >>>> mein Bericht über die Ranis-Lesung fertig und eingestellt. Und der Junge ist auf und wird gleich Brötchen holen. Noch aber stromert er draußen auf der Kiesterrasse herum und >>>> kokelt wieder etwas.Hier herrscht totale Vermüllung, auf dem kleinen Tisch durcheinander die Briefe, die ich, weil sie nur aus Rechnungen und Mahnungen bestehen, mal wieder nicht öffnen mag.Aber eine Leserin hat etwas Schönes geschickt.