Paul Reichenbachs Dienstag, der 3. April 2007. Der Apfel.

…alle dinge liegen klar in meinem herzen so dass mir nichts
bleibt als an den abenden wenn ich der graue spiegel
über dem wortefluss bin jenes schwarze recht eck nacht
auf die namen & reime zu legen…

( Sascha Anderson)

Gestern ein langes Telefonat. >>>Die Sängerin. Wann und wo wir uns wiedersehen. Die Jahre mit ihr sind in der Blackbox verschwunden, deren Schloss ich nicht öffnen kann. Warf ich doch den Schlüssel in die Ilm. Am 4. Mai, es wird ein Freitag sein, fahr ich nach W. Robinsons Geselle heißt nicht umsonst Freitag. Das dürre Stöckchen „Erinnerung“ hat bekanntlich zwei Enden. Schön die Reaktion von meiner Frau, sie bestätigte wieder einmal, dass die Forderung „Du sollst Dir kein Bildnis machen“ eine tiefere Wahrheit ausspricht,als alle Erfahrungen und Vorurteile zusammen. Nahm ich doch an, dass es Zoff geben wird. Statt dessen sagt sie: Wenn Du es brauchst, musst Du hin.
Ja, der schwarze Kasten soll aufgeschlossen werden. So werden wir ihn , wenn M. auch ihren Schlüssel verlor oder vielleicht im Fluss versenkte, eben gemeinsam aufbrechen. „Wohin könnt ich mir entfliehen, hätt ich nicht die lieben Tage meiner Jugend?” (Hölderlin, Hyperion.) Nun, ganz so verklären wie Holder kann ich die “Tage meiner Jugend” nicht. Aber verteufelt sollen sie auch nicht werden.
Sanft, ohne Gewalt, filigran, hoffe ich, wird sich die Tür ins Dunkle dann öffnen.
Der Schein der Gegenwart fällt in die Vergangenheit und lässt sie uns ertragen.

WIR HABEN NICHT AUF GOTT GEHÖRT
und aßen den Apfel zu schnell.

(Andrej Wosnessenski)

3 thoughts on “Paul Reichenbachs Dienstag, der 3. April 2007. Der Apfel.

  1. Unter Wasser “Auch meinen Schlüssel nahmen sie hinweg,
    die Himmlischen,
    und warfen ihn ins Meer.”

    Wie sehr musste ich eben lächeln, als ich Ihren Eintrag las. Ich erinnerte mich, wie ich vor einigen Jahren in einem rituellen Akt meine Sexualität in eben diesem Fluss in W. “versenkte”, um mich ganz meinem Studium widmen zu können. Einst und Jetzt blitzten in meinen Gedanken auf, und auf dem Grunde eines kleinen Flusses – was dort wohl alles liegen mag? – streiften sich für einen kurzen Moment unser beider Leben.

    1. Die Schlüssel – Einst und Jetzt. An beiden Ufern der Ilm wächst das Gras des Vergessens. Lassen sie uns in den Fluss steigen und suchen. Vielleicht streifen, treffen wir uns noch einmal am Grund. Danke für den Moment.

      Gib acht, nun tauchen sie nieder!
      Es schwankt eine lebende Treppe hervor
      Und – drunten schon summen die Lieder.

      Hörst du?…

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