Arbeitsjournal. Mittwoch, der 18. Juli 2007. Mit Harry Potter.

5.15 Uhr:
„Harry-Potter-Fünf“, nun ja – es wär unfair, sich darüber zu erheben, wie es schon unfair gewesen ist, Rowlings Kinderbuchserie in den Rang der Hochliteratur zu nobilitieren – woran ja etwa Frau Sigrid Löffler ausgesprochen beteiligt gewesen ist, jedenfalls im deutschen Sprachrraum und irgendwie hinterhergaloppierend (in >>>> Hausach sprach sie freilich andere Töne und hatte, scheint es, ihre seinerzeitige Begeisterung, aber markthalber, ganz vergessen)… also sich zu erheben, weil es sich, Punkt, um die Verfilmung eines, eben, Kinderbuchs handelt, und als solches erfüllt es seine Funktionen ja recht schön. Dennoch fragt man sich, wie es sich bei dem Gegner, der „schwarzer Lord“ heißt, ohne Gott („lord“) auskommen läßt – es läßt sich aber. Und die Fantasieräume, klassische, mittelalterliche, werden hübsch illustriert, mit einem Riesenaufgebot an digitalen Tricks… unterhaltsam ist das alles schon, so daß mein siebenjähriger Sohn aber auch voll auf seine Kosten kam… wobei sich, man d a r f hier sagen: naturgemäß die Zielgruppe allmählich auf Pubertierende verlegt, die ihre Geschlechtlichkeit entdecken… jaja, auch Potter selbst entdeckt sie. Freilich wächst in dem wohl erstmals gezielt erektiven Moment über ihm und ihr eine Mistel, die vor jeglicher praktischen Aufklärung schützt. Freundschaft, Kameradschaft, Abgrenzung gegen (quasi-elterliche) Autoritäten, dafür gute, man könnte sagen: selbstadoptierte Autoritäten, Verarbeitung eines schweren Elternverlusts usw., weiterhin die moralischen Fragen von Gut und Böse (radikal Spielberg/Lucas’ „dunkler“ und „heller“ Seite der Macht ähnlich, für oder gegen die die man sich entscheiden kann und muß) usw. tanzt die ganze Palette der Pädagogik dazu. Der dunkle Lord, Voldemort, hat quasi keine Nase, allerdings, ich würde ihm dauernd ein Taschentuch reichen, was ihn ganz sicher auf die Palme brächte… und die filmische Umsetzung der Traumsequenzen ist ein wenig billig, dafür bekommt man Pegasus’ lebende Gerippe zu sehen… ein feiner Witz liegt d a r i n: „Die sehen nur die, die schon einmal den Tod gesehen haben“, sagt ein Mädchen, und nun fragt man sich als mitdenkender Zuschauer sofort, welche Toten man selbst denn schon sah…. hier liegt was Kniffliges für die Gestaltung, die Idee ist schön, aber wie setzte man sie tatsächlich um? In solchen Punkten m u ß Literatur weiter sein als ein Film, denn sie kann behaupten, er hingegen muß immer s e i n. Egal, wir hatten Spaß, wir drei Männer, der Profi, der Lausbub und ich und hockten dann nachts um Viertel nach elf noch auf den Bänken vor einem türkischen Imbiß und tranken, wir Männer, je ein Bier, und der Junge, der dann auf dem Bürgersteig noch etwas herumkokeln durfte, einen Mezzomix.

Ich werd jetzt gleich an die Durch-Hexametrisierung der siebenten der BAMBERGER ELEGIEN gehen; was ich gestern nicht mehr ganz schaffte, war, wie ich es sonst immer tu, die Sechste nach dem Ausdrucken mir a u s dem Ausdruck laut vorzulesen, um noch einmal, vorläufig abschließend, den Klang zu erproben – „vorläufig“, weil dieser streng hexametrischen Zweiten Fassung ja dann noch eine Dritte folgen soll, die die Strenge des klassischen Versmaßen hie und da wieder aufhebt, um der deutschen Sprach-Struktur gerecht zu werden. Ob sich meine Vorstellung, daß sich dadurch – quasi als Grundierung – der Ton des Hexameters erhält – so, wie eine Aura, wie ein Grundbaß, wie ein durchlaufendes, permanent ausstrahlendes Zitat -, wird sich freilich dann erst erweisen.
Und heute am Abend will ich U. und noch einmal den Profi treffen, um beiden die AEOLIA vorzulesen – auch hier geht’s dann ums Abklopfen, um Sprachklang usw. U. ist Lektorin, als solche sehr genaue Leserin und vom Fach; bin gespannt, was sie, die noch g a r nichts von AEOLIA gelesen hat, weil ihr momentan die Zeit fehlte, dazu sagen wird. Eventuell, ich werd ihn fragen, bitt ich Eisenhauer dazu, den tief-nüchternsten der drei.
Guten Morgen, Leser. Sie glauben nicht, wie w o h l ich mich in dieser Hitze fühle.

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