B.L.’s 18.7. – einfach nur sprechen

19.48
Muß wohl doch stimmen: „All work and no play makes Jack a dull boy“. Ging zwar recht ordentlich voran, die Arbeit (den Termin für heute eingehalten), aber irgendwann hatte die Psyche einen Widerhaken gefunden. Oder mehrere. Der eine war die unmögliche Kommunikation mit einer Agentur in Rom, bei der ich morgen Geld kassieren wollte. Nichts. Gestern gelang es mir zwar, deren Stimme per Handy zu hören, aber sie hörten meine nicht, also ein Dialog nach dem Muster: „Pronto?“ – „Sono xy.“ – Pronto?“ – (lauter) „Sono xy.“ – „Pronto?“ – „Mi sente?“ – „Pronto?“ – (lauter) „Mi sente?“ – „Pronto?“… usw. usf. Also wird der morgige Einkassiertag nur ein Zweidrittel-Erfolg. Der andere, tiefer wirkende Haken ist nun diese 59jährige, die sich über die Kontaktbörse interessiert hat, die ihr Foto aber trotzdem noch nicht geschickt hat. Natürlich alles ganz locker im Message-Austausch. Wenn du mir erzählst, wie du nach Umbrien gekommen bist, erzähl ich dir, wieso ich Deutsch kann. Und heute dann die „ernste Frage“, wie ich mich denn fühlte nach 22 Jahren Ehe, und wie’s meiner Frau dabei ginge. Ich müsse nicht antworten. Ich habe ihr grade eine recht dröge Antwort geschickt und zu verstehen gegeben, daß sie ihren Finger aus Wunden raushalten soll, die sie nichts angehen. Andererseits keine Äußerungen zur eigenen Persönlichkeit. Da steckt auch keine interessante dahinter, dessen bin ich mittlerweile überzeugt. Bloß neischeren, wie das bei mir in Niedersachsen heißt. Treffen werde ich sie nicht mehr. Den Exoten vom Dienst habe ich lange genug gespielt. Nachklang von Konversationen zwischen Ehefrau und deren Schwester in meiner Gegenwart: „Du solltest mal hören, wie der schnarcht, und du solltest mal seine Socken sehen.“ Wie ich das hasse, dieses Getratsche! Ich glaube, vieles an mir habe ich dann fast schon aus Trotz absichtlich vernachlässigt. Ich bin jetzt gar nicht gut drauf. Na, morgen kommt D. wieder, die wußte jedenfalls, wie man sich völlig ohne Fragen kennenlernen kann, nämlich allein durch den Reiz der täglich lediglich drei-vier Zeilen, die sie mir schickte, und die einfach nur von ihr sprachen, und dito schrieb ich ihr dann immer zurück, einfach nur von mir sprechend. Bevor sie vor einer Woche fuhr, bat sie mich, ihr dennoch ab und zu zu schreiben, damit sie bei der Rückkehr etwas im Postfach findet. Bis auf gestern habe ich das tatsächlich jeden Tag getan.

3 thoughts on “B.L.’s 18.7. – einfach nur sprechen

  1. „All work and no play makes Jack a dull boy“ ..ist das eine der Zwischenschriften aus dem Film? Es klingt danach.

    Hm… ich habe dir ja schon gesagt was ich bezüglich des Fotos denke. Vielleicht wäre der Tag schlimmer verlaufen w e n n sie es geschickt hätte? Sorry- ma – sono io. :)) Mehr per mail! Nur soviel: F., die Sonne, die Stadt und du und unsere Gespräche, das alles fehlt mir jetzt schon. Nicht mal einen Latte gibt es hier, ich muss gleich mit einem Sportwagen – ha ha – selber zum Einkaufen fahren, da mein Gastgeber bis Mittag zu schlafen gewohnt ist. Zum Glück habe ich Pavese. Und Mercier. Ich lese nur in kleinen Stücken, damit es nicht zu schnell “alle” ist.
    Bis später!
    T.

    P.S. Was, du SCHNARCHST??? 😉

    1. Das ist im englischen Original der Satz, den Jack Torrence in “Shining” manisch auf seiner Schreibmaschine im leeren Hotel schreibt, wo in der deutschen Version “Morgenstund hat Gold im Mund” steht. — Wenn ich das “ha ha” richtig interpretiere, muß ich dann wohl das nächste Mal zum Autoverleih gehen, und etwa nach einer Limousine fragen? Ansonsten ist immer alles möglich.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .