Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
wir stehen heute ästhetisch – womit ich die Audruckshaltung der literarischen Künste meine – in einer bizarren Situation. Die Entstaubung der deutschen Sprache und Dichtung, die ungefähr in den Zwanziger Jahren, etwa mit Benn, begann und sich nach der miesen Zwischenzeit des Hitlerfaschismus noch einmal aufmachte, zugleich mit den ideologischen auch die sie verschleiernden sprachlichen Verkrustungen abzuschlagen, das falsche – ich betone bewußt: falsche – Pathos, die Bigotterie, die Selbstfeier, und die an die Leerstellen des Kahlschlags eine lebendige, dem Alltag, also der Lebenswirklichkeit der Leser zugewandte Umgangssprache setzen wollte, hat sich nunmehr derart den Interessen eines eben diese Lebenswirklichkeit bestimmenden Marktes zugeneigt, daß, was einmal, auch und gerade in den Endsechzigern, progressiv gewesen ist, regressiv geworden ist. Wer heute noch meint, möglichst profan schreiben zu müssen, trägt nicht Eulen nach Athen (versteht noch jemand den Grund dieses Sprichworts? und wir verwenden es dennoch?), sondern Kofferradios in Diskotheken, bzw. Clubs. Da schaltet man sie an und sucht, indes der Techno pulst, nach Sendern.
Die Dynamik dessen, was Adorno und Horkheimer „Dialektik der Aufklärung“ nannten, durchdringt auch die Sprache, so daß es wohl sein kann, daß der pathetische Ausdruck, der nicht profaniert und profanieren nicht länger w i l l, die rebellische Funktion der Sprachentstauber übernommen hat und nunmehr gerade dasjenige für Widerstand steht, was vor vierzig, bzw. neunzig Jahren plakativste Affirmation gewesen wäre. Hätte Ezra Pound seine „Frauen von Trachis“ wie ein Hölderlin nachgedichtet, wäre das Stück im Faltenwurf bürgerlich-repräsentativer Roben erstickt und hätte keinerlei Kraft entfaltet; schriebe es aber heute einer in diesem energisch-laxen Jargon des Alltags, es fügte sich ganz ebenso in Verkrustung. „Verkustung“ ist eben heute nicht mehr das, was mit so hohlem wie hohem Ton repräsentiert, sondern was sich umstandslos an den Konsumenten bringen läßt – wozu es die Allgemeinverständlichkeit braucht, das leicht Inhalierbare, leicht Verstoffwechselbare und das Flüchtige eines Artikels, der sich für – um es in der bezeichnenderweise US-amerikanisierten Sprache dieses Marktes auszudrücken – product placement eignet. Denn die repräsentative Funktion der Kunst ist nach wie vor in Kraft; nur eben dient sie nicht länger Eliten oder gar Oligarchen als Spiegel, sondern der demokratischen Menge; aus der ermittelt man ein arithmetisches Mittelideal und schmirgelt die Kunst darauf ab. Auf diese Weise entsteht der gewollte, kalkulierte Bestseller, wie wir ihn vor allem aus den Produktionen Hollywoods, unterdessen aber eben auch des Buchmarktes kennen. Wenn man nicht, wie es aber den Anschein hat, die Kategorie des Widerstands als eines grundwirkenden Elements aller Kunst aufgeben will, bleibt den Künsten gar nichts anderes übrig, als auf die deutliche Gefahr ihres Untergangs hin sich gegen die leichte Konsumierbarkeit zu stemmen.
Meta
UKRAINE-INVASION | Tägliche Lage
VERLAGE
NEU ERSCHIENEN
LESUNGEN & AUFTRITTE
Hamburg
25. September 2022, 19 Uhr
Literaturquickie-Lesung
(Genauer Ort und sämtliche Lesenden werden noch bekanntgegeben)Frankfurt am Main
17. Oktober 2022, 19 Uhr
ANH-Werkschau
mit Elvira M. Gross und ANH
Literaturforum im MousonturmKarlsruhe
18. Oktober 2022, 19 Uhr
Die Brüste der Béart
Mit Elvira M. Gross und ANH
Die Neue FledermausBamberg
24. Januar 2023, 19 Uhr
Die Brüste der Béart
Mit Elvira M. Gross und ANH
Internationales Künstlerhaus Villa ConcordiaNETZ & RUNDFUNK
ALLES, WAS DIE WELT IST
Für jeden Tag ein Gedicht
***
DER GANZE HYPERION
Gelesen zu Hölderlins 250. Geburtstag am 20. März 2020. Rezitation ANH, „Hyperion an Bellarmin“ >>>> dort.Neueste Kommentare
- h.gamma bei Tanzen | Der Mensch.
- Alban Nikolai Herbst bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
- Gaga Nielsen bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
- franzsummer bei Wien 2: „Ein alter Mann geworden zu sein“: ungut ein ‚Encounter‘. Im Wiener Arbeitsjournal zum 22. und 23., geschrieben am Sonntag, den 24. Juli 2022. Darinnen zudem der Abschluß des Lektorates der Verwirrung des Gemüths, ein Podcast zu literarischen Helden, hier zu einem dunklen, sowie der Arbeit im Sommer an sich.
- Alban Nikolai Herbst bei Wien 2: „Ein alter Mann geworden zu sein“: ungut ein ‚Encounter‘. Im Wiener Arbeitsjournal zum 22. und 23., geschrieben am Sonntag, den 24. Juli 2022. Darinnen zudem der Abschluß des Lektorates der Verwirrung des Gemüths, ein Podcast zu literarischen Helden, hier zu einem dunklen, sowie der Arbeit im Sommer an sich.
- Alban Nikolai Herbst bei Wien 2: „Ein alter Mann geworden zu sein“: ungut ein ‚Encounter‘. Im Wiener Arbeitsjournal zum 22. und 23., geschrieben am Sonntag, den 24. Juli 2022. Darinnen zudem der Abschluß des Lektorates der Verwirrung des Gemüths, ein Podcast zu literarischen Helden, hier zu einem dunklen, sowie der Arbeit im Sommer an sich.
- Alban Nikolai Herbst bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
- Gaga Nielsen bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
- franzsummer bei Wien 2: „Ein alter Mann geworden zu sein“: ungut ein ‚Encounter‘. Im Wiener Arbeitsjournal zum 22. und 23., geschrieben am Sonntag, den 24. Juli 2022. Darinnen zudem der Abschluß des Lektorates der Verwirrung des Gemüths, ein Podcast zu literarischen Helden, hier zu einem dunklen, sowie der Arbeit im Sommer an sich.
- Alban Nikolai Herbst bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
- Bruno Lampe bei Queer. (Identitäres aus Österreich).
-
Neueste Beiträge
- Michael, Yōsei, die Sharonsídhe ODER Ein Brausen in den Bäumen. Briefe nach Triest 55. 30. Frankfurt am Main, Eschenheimer Anlage.
- Das Arbeits- und Triestjournal des Sonntags, den 7. August 2022. Briefe nach Triest 54: Weitere Konstruktionspläne.
- Mit einem dringenden Nachtrag am Tag darauf: Ich habe, nach so vielen Jahren
- Eine Überlegung im Arbeitsjournal des Freitags, den 5. August 2022. Briefe nach Triest 53.
- „Zeitenwende“. An einen Redakteur.
KAPITEL
- AlltagsMythen
- Altblog
- Alternsmiszellen
- AltesEuropa
- ANDERSWELT
- ANTI-HERBST
- Arbeitsjournal
- AUFUNDNIEDERGÄNGE
- BambergerElegien
- BEAT
- Brüste-der-Béart
- BUCHMESSEN
- Buchverbot
- CAMP
- ChamberMusic
- Chats
- Collagen
- DATHSÄTZE
- DieKorrumpel
- DieReise
- Dirnfellner
- DISTICHEN
- DSCHUNGELBLÄTTER
- DSCHUNGELBUCH
- DTs
- Elymus repens
- Entwuerfe
- Essays
- evolution
- Filme
- FORTSETZUNGSROMAN
- FrauenundMaenner
- Friedrich
- G U R R E
- Gedichte
- Geschichten
- GIACOMO.JOYCE
- GLAEUBIGER
- Hauptseite
- HOERSTUECKE
- InNewYorkManhattanRoman
- JedenTagGedicht
- Konzerte
- Korrespondenzen
- KREBSTAGEBUCH
- Krieg
- Kulturtheorie
- KULTURTHEORIEderGESCHLECHTER
- KYBERREALISM
- LexikonDerPoetik
- Links
- Litblog-THEORIE
- LOYOLA
- lyrics
- MEERE, Letzte Fassung.
- melville
- MusikDesTagesFuerEB
- MW, Roman
- Nabokov lesen
- Netzfunde
- NOTATE
- Oper
- Paralipomena
- Pasolinimitschrift
- Peter Hacks Nachlaß
- POETIK-DOZENTUR-2007
- POETIKzurMUSIK
- Polemiken
- PRÄGUNGEN
- PROJEKTE
- PruniersRomanDeManhattan
- Reden-Laudationes
- Reisen
- Rezensionen
- Rezitation|Lesung
- Rueckbauten
- SchlechtesteGedichte
- Schule
- SieSindReaktionär
- Sprache
- Tagebuch
- Texte
- Trainingsprotokolle
- Traumprotokolle
- TRAUMSCHIFF
- Travestien
- TRIESTBRIEFE
- Überarbeitungen
- UEBERSETZUNGEN
- Ukraine-Dialoge
- Unkategorisiert
- Unveröffentlicht
- VERANSTALTUNGEN
- Veröffentlichungen
- Videos
- W E R K S T A T T
- Zitate
Stats