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Vier neue Arbeiten trudelten ein, eine davon noch gestern Abend. Mit der längeren (Künstlerporträts, Thema: Analytische Malerei – nie gehört) werde ich bis drei Tage vor meiner Abreise in den heimatlichen X-Mas-Taumel am 24.12. zu tun haben. Seit heute Abend leuchten auch die Lichterketten der Frohbotschaft hier im Dorf. Einziger Trost: sie blinken nicht. Es ist schon über zehn Jahre her, daß ich das letzte Mal Weihnachten in Deutschland verbracht habe. Wobei mich ärgert, daß ich anfange, über Weihnachten zu reflektieren. Pünktlich zu den Lichterketten. Also alles zu seiner Zeit. Im Grunde geht’s sowieso nur ums Reisen. Und wenn’s dann noch Marzipanbrot gibt, ist alles gebongt. Laissez-faire war also heute nicht drin, und wird’s auch nicht sein in der nächsten Zukunft. Mithin.
(Samstag)
Gestern war kein Weiterschreiben möglich, da ich gebeten worden war, den Neffen Gesellschaft zu leisten, die Mutter wollte zu einer Geburtstagsfeier. Um zehn sei sie dann wieder zurück. Diese Gesellschaft sah dann nach dem Essen so aus: Vorn die beiden Neffen fast am Bildschirm, um irgendwelche Monster zu vernichten, ich dahinter auf dem Sofa mit der Zeitung, die zufällig dort lag. Eco übers Vergessen (Auszug aus seinem neuen Essay-Band), und ein Artikel über Berlin: die Stadt der Singles. Zu denken gab allerdings das Kurzinterview mit Peter Schneider daneben über die Unfähigkeit, sich zu binden und eine Familie aufzubauen. Was auf meine eigenen Unfähigkeiten zurückverweist. Oder auch auf Versäumtes, das sich nun kaum nachholen läßt. Und letztlich die Erkenntnis (meine, was mich betrifft, und meine, was den Artikel betrifft): daß der Single-Trubel letztlich eine Fortführung des einstigen Hits „Ich will Spaß, ich will Spaß“ hinausläuft. Und daß ich, wenn ich mich auf solche Späßchen wie Kontaktbörse ab und zu einlasse (bei der letzten bin ich mittlerweile wieder gelöscht), mich selbst verleugne: An Spaß fand ich ja noch nie meine Freude. Der Rest sind künstliche Emotionen, die man in sich selbst züchtet. Aber ich wohne ja nicht in Berlin, und darum habe ich den Artikel auch gar nicht gelesen, sondern nur ein Stichworte hier und da herausgepickt. Auch weil solche Artikel in die Richtung des „da ist was los“ gehen. Ansonsten läuft ja Deutschland hier sowieso unter „ferner liefen“. – Irgendwann hatten sie aber doch satt, die Neffen, es gab noch ein bißchen Fernsehen (’ne Komikersendung, die auch O. sich einst immer ansah – eben: „ich will Spaß“), das ich nun gar nicht mehr sehen kann, diese Präsentierwelt. Das lacht dauernd, ist immer außer Rand und Band. Aber wegen der Neffen saß ich dann doch da. Aber sie wurden auch das leid. Und merkwürdigerweise erinnerte sich einer der beiden an meinen letzten „Babysitterdienst“, bei dem ich im Sommer irgendwann angefangen hatte, „Zwerg Nase“ vorzulesen, aber nicht zu Ende gekommen war. Und der bat mich dann, diese Geschichte zu Ende zu lesen. DAS tat ich dann gern. Und das er sich erinnerte, versöhnte mich für ein Weilchen. Allerdings mußte ich dann nach ihrem Einschlafen noch ein Stündchen auf die Mutter warten, wobei ich fürchterlich nervös meine Kreise um den Küchentisch zog, weil ich müde war und unbedingt nach Hause wollte. Es war immerhin schon halb elf. Halb zwölf dann endlich (ein Wort, daß ich dann auch recht deutlich fallen ließ) kehrte sie heim und erlöste mich. Selbstverständlich habe ich den Grund der Verspätung verstanden, aber das Stück Kuchen, das sie mir zum Trost mitgebracht, ließ ich sie selber essen. Zurück dann im Nebel. Und heute das Übliche.

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