5.03 Uhr:
[Hausacher Hegerfeld. Hindemith, Requiem.]
Nach Brahms war mir eben g a r nicht, also hab ich die Klaviersonate wieder… gelöscht… ja, „gelöscht“ muß man wohl sagen, wenn man Musik über eine tragbare Festplatte hört und ein zuerst gewähltes Stück wieder abwählt.
Unverwechselbar, sofort identifizierbar, wenn der mittelspäte bis späte Fischer-Dieskau einsetzt; ich bin mir nie ganz sicher, ob das eigentlich ein Zeichen von künstlerischer Qualität ist; interessanterweise stellt sich die Frage bei denen, die von ihm gelernt haben (Herschel, Widmer), nie. Aber auf jeden Fall kann dieser spezielle Klang süchtig machen, und ich b i n süchtig danach gewesen, einzwei Jahre, vielleicht auch drei Jahre lang; eine Liebe, eine tiefe Vertrautheit ist davon geblieben und der Schauer des Immerwiedererkennens. Mit Musik und Musikern ist mir das immer wieder so ergangen, ganze Phasen der Sucht waren das, oft Jahre anhaltend, aber sich abwechselnd: Tschaikowski, Mahler, Schoeck, der Glenn-Gould-Klang, der Fischer-Dieskau-Klang, Vaughan Williams, Bach, der Laura-Aikin-Klang, Stockhausen, Schnittke, Britten, Dallapiccola, Piazolla, Schreker, Berg…
Starker Nescafé, ich habe eben die Kaffeemaschine nicht benutzen wollen. Die Morgenzigarette, die zweite Morgenzigarette, gegen Viertel nach neun mach ich mich zum Krankenhaus auf, der MorgenCigarillo. Diese Art Angst ist sehr seltsam, ist nicht akut, aber eine latente Grundstimmung, die mich mich fragen läßt, ob ich die in drei Wochen anstehende Spanienreise mit dem Konzerthausorchester meiner Mutter wegen nicht besser absagen sollte… ich brauch aber auch das Geld, um meine Miete zahlen zu können. Und was könnte ich im Fall der Fälle tun? Aber dasein könnte ich. Aber auch das nicht, wenn ich in Berlin bin, nichts von Berlin aus tun.
Viel wird von den Gesprächen mit den Ärzten heute abhängen.
Ich geh erstmal wieder an die Dritte Vorlesung. Guten Morgen.
10.43 Uhr:
[Gengenbach, Stadtcafé. Batterieanfang.
Wie dumm von mir! Habe mein USB-Internet-Modem in Hausach liegengelassen und wurde nun aus dem Krankenhaus für anderthalb Stunden wieder hinausgeschickt, weil meine Mutter gerade gepflegt wurde. Natürlich kann ich die Zeit fürs Arbeiten nutzen, aber der Netzzugang wäre dabei schon hilfreich gewesen. Hab mir einen Kakao bestellt und guck mal, ob ich einen ungesicherten Netzzzugang finde.
Gengenbach ist ein hübsches Örtchen, aber mir ist weder danach, mir Kirchen anzusehen, noch ist mir diese seltsame Weltferne, so empfinde ich das, überhaupt nahe. Gut, bereite ich halt die Netzpublikation der Dritten Vorlesung weiter vor. – Komisches Arbeiten mit dem Spiegelbildschirm, wenn man hinter sich den sonnenhellen Marktplatz hat. Aber es ist eigenartigerweise überhaupt nicht unangenehm, auch nicht anstrengend, sondern hat etwas… ja: Klares. (Ich teste die Akkulaufzeit, deshalb steht hinter der Ortsangabe das Wörtle „Batterieanfang“.)
Guck an, ich h a b eine Verbindung: „Netgear“. Nicht sehr kräftig, aber sie scheint zu langen.
bin halt noch auf aproprost stockhausen der lichtzyklus ist fast komplett über e-mule erreichbar.
wenn denn so wäre -aber auch so ist.
versuchen sie mal auch nur eine scheibe in einer metropolischen bibliothek herauszusdtöbern.
ansonsten anonym an dem unerfreulichen sachverhalt und thumbs pressed, whatever.
ihr ( aufgrund ihrer empathie ) dhu