Arbeitsjournal. Sonnabend, der 19. Januar 2008. Frankfurt am Main und Berlin.

10.50 Uhr:
[ICE Frankfurtmain-Leipzig (Berlin).]
Wenig geschlafen. Ein gutes Fest war das, anfangs, eine lange Zeit lang, und nachts dann erst ein großes Unheil, das zu erzählen hierher aber nicht gehört. Doch bis fast an den Morgen heran dann noch mit C. gesprochen, getröstet, zu helfen und zu heilen versucht, wo weder geholfen noch geheilt werden kann. Sowas gegen halb vier dann zu Fuß durch das Viertel zu meiner Bleibe bei Leukert/Lüdenbach, die selbstverständlich längst schliefen, und meinerseits in einen Brunnenschacht, und zwar sofort, gefallen, den man Schlaf an sich kaum nennen kann, zumal er sogar meinen insitenten Handy-Wecker überhörte. Als ich gegen halb acht schließlich über die Dielen knarrte, duftete aus der Küche bereits der Espresso und stand, aufgefüllt mit hoher geschäumter Milch, in seiner französischen Tassenschale für mich schon bereit.
Erzählt.
Erzählt bekommen.
Erzählt.
Ein Frühstück mit italienischem Brot aus dem Piemont. Mit Prosciutto und mit kräftigem Käse aus der Schweiz und mit weiterem Kaffee.
Erzählt.
Erzählt bekommen.
Erzählt.
Dann mußte ich los, ich fahre eine ungewohnte Strecke; am Südbahnhof gleich fuhr der ICE nach Leipzig, wo ich umsteigen muß. Gegen halb vier werde ich in der Arbeitswohnung sein, mein Zeug abladen, das Fahrrad aus dem Keller holen, nach Hause radeln, wieder bei der Familie sein und mit ihr.

Ungemeine Nähe des Wiedertreffens mit Eva Demski; sofort, ohne jegliche Scheu, vom Pivatesten, Irritiertesten, Irritierendsten. Sie hat eine große Güte. Sie hat eine große Ruhe. Von der man merkt, daß ihre Grundlage eine Tapferkeit ist, die sein mußte.

Was mir nicht mehr aus dem Kopf geht, ist ein Satz meiner Mutter, gesprochen am Dienstag, hilflos aus dem Krankenbett: „Weiß du, was ich nicht verstehe? Die Leute haben alle so ein großes Bedürfnis nach körperlicher Berührung. Immer nehmen sie mich in den Arm. Und ich kann mich nicht mehr wehren.“

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