5.09 Uhr:
[Arbeitswohnung, latte macchiato.}Viel Post war zu erledigen, wenig, s e h r wenig ward geschlafen. Als ich nachts um eins aus der Bar kam, wo ich den Profi wiedergetroffen hatte, wo wir lange erzählten, auch von Konzepten und daraus zu ziehenden Folgen, es aber eben auch einiges zu überlegen gab und nicht nur zu luftschlössern; denn nachmittags hatte ich dann meine Post geöffnet und das Testament meiner Mutter darin gefunden, handschriftlich und in Kopie, das mich quasi enterbt – für den Zeitpunkt der Abfassung ist das völlig in Ordnung und insofern und sowieso akzeptiert, 1996, da war weder mein Junge schon geboren noch war mein Bruder nicht mehr am Leben… — und das Testament wäre ohnedies nach dem Ableben des zweiten Mannes meiner Mutter nicht mehr zu ändern gewesen… egal… – aber nun hat das rechtliche Folgen: etwa die, daß ich für die Beerdigungsangelegenheiten, geschweige für die Wohnungsauflösung noch Erbschaftsangelegenheiten insgesamt gar nicht (mehr) zuständig bin; zugleich habe ich aber eine spätere Vermögensvollmacht von meiner Mutter enthalten, die bis zur Erteilung der Erbscheine in Kraft bleiben dürfte, aber selbstverständlich nicht ausgenutzt werden darf… ach du meine Güte, ich sag Ihnen (zumal ist der Erbe meines Bruders, sein Sohn, quasi verschollen)… Briefe muß ich jetzt schreiben – aber was interessiert Sie das? Höchstens das, daß ich ganz klar bin, obwohl ich, abermals „höchstens“, höchstens anderthalb Stunden geschlafen habe… denn, um die Satzreihung rund zu machen, als ich zu Bett ging, nämlich die Zwillingsbabies übernahm, da spürte ich auf der Haut, welch hohes Fieber das Mädchen hatte, das auch gar nicht einschlafen konnte, sondern sich wimmernd hin- und herwarf…. ich dachte sofort: es fantasiert… Ich hätte dem Kind das Fieberzäpfchen blind gegeben, maß aber noch Fieber… 40… :sie… er: 39…. Wann ich eingeschlafen bin, weiß ich nicht mehr; ganz sicher nicht vor den Babies, und die litten noch lange, lange wachend.
Um halb fünf „Wach“ablösung, mein Arbeitszeug stand schon bereit; das zweite Cello nahm ich mit, um heute hier etwas zu üben und es dann bei der Musikschule wieder abzugeben… den halben Arbeitsraum hab ich gestern auf Schuß bekommen (allerdings noch nicht sauber), die andere Hälfte ist nachher dran, der Schreibtischbereich… nachher, wenn mein Artikel für die Sonntagszeitung entworfen ist („Das Konzerthausorchester auf Reisen, Notizen für eine Tournee“), für den ich gestern d o c h schon einiges notiert hab. Ich denk einmal, diese ganze Woche werde ich mich diesem schönen Orchester noch widmen, dann muß ich mit Schwung an die liegengebliebene literarische Arbeit. Wobei es mich psychisch nun doch ein wenig erschwert, daß sich >>>> dielmann wieder bedeckt hält und auch das eine Buch noch immer nicht da ist, man andererseits aber eben auch keine Auskunft erhält. (Dafür kam von Giacomuzzi der Artikel über Die Dschungel für das >>>> horen– Sonderheft zu den >>>> ANDERS>>>>WELT–>>>>Romanen; sowas richtet auf.)
Meine Augen tun weh. Das muß egal sein. Ran.
5.58 Uhr:
Ich nehme jetzt die Reiseberichte der Spanientournee von der HauptSite herunter und füge Sie, >>>> UFs Vorschlag und Argumenten folgend, in eine neue Rubrik ein, die „Reisen“ heißt; dabei bleiben die Links intakt. Ebenso, nur für eine andere Rubrik, gehe ich mit dem >>>> Zagrosek-Gespräch um.
Ich will nach und nach die alten Reise-Erzählungen dann auch in die neue Rubrik umsiedeln, etwa >>>> Stromboli, San Michele davor, dann Catania – und und und –.
8.52 Uhr
[Zweiter latte macchiato. Haydn, Sinfonie Nr. 88 von Zaragoza.]Es ging nicht anders, ich m u ß t e noch mal schlafen, anderthalb Stunden, hier gleich auf der Couch und gleich voll in den Klamotten. Die Augen gingen immer wieder zu, das rechte hatte so ein Korn drin seit dem Aufstehn.
Jetzt aber, verdöst, wirklich ans Werk. Immerhin geht’s um einen Ansatz; wenn d e r steht, läuft eigentlich immer alles andere fast automatisch.
13.39 Uhr:
Er steht (also, Pardon, der Anfang) – und eigentlich bereits der ganze Text. Imgrunde bin ich schon übers Ziel hinaus, nämlich zu lang. Aber will erst abgerundet zum Schluß gekommen sein, bevor ich dann kürze.
Mittagsschlaf zuvor. Ist nötig. Von draußen hör ich eine Amsel den nahenden Frühling schon vorverkünden. Und eine Elster, entfernter, tut mit.