6.32 Uhr:
[Madrid, Hotel Praga.]„Bis später“, so schrieb ich gestern zuletzt. Aus dem Später wurde ein S e h r s p ä t (allerdings nicht: „früh“), und dazwischen lagen allein zweieinhalb Stunden Spazierens durch Kernmadrid, exklusiv der Aufnahme exklusiver Montaditos, welches eine Art Baguettebrötchen mit Tapas-Belag sind, den man wählt wie bei >>>> Trzesniewski in Wien den Paté-Belag der Schnittchen. Nur daß die >>>> Cerveceria 100 Montaditos nicht so einzigartig, sondern eine Kette ist. Was ihrer Beliebtheit (und Qualität!) gar keinen Abbruch tut. Cello und Oboe aßen, hatt ich den Eindruck, mindestens 37 dieser höchstlecker belegten Volksnähe – wohin, weiß ich nicht und auch nicht mehr, wie sie sich’s teilten.Ich selbst war meiner Natur gemäß bescheidener, jedenfalls bei den Montaditos, nicht bei dem Wein. Auch unser Orchestermanager, leis, doch unauffällig lächelnd, nahm permanente Biß um Bissen – bevor wir dann, zu zweit, weiterzogen und nach 23 Uhr unsere Bushaltestelle zu suchen begannen, was nicht ganz unkompliziert war, weil sie in einer Seitengasse neben der Plaza Mayor liegt. Schließlich ließen wie uns nahezu allein zurückkutschieren, stiegen an der Antonio Nolo aus und fanden in einer Tapasbar noch einige Kollegen beisammen, mit denen wir dann noch unseren Absacker nahmen. Immerhin, ich lag bereits um eins im Bett, hatte aber nicht die geringste Lust mehr, hier noch zu schreiben. Schlief wie ein Stein. Und hol mir aus dem Frühstücksraum jetzt erst mal einen Kaffee für diesen Morgenbericht.
7.18 Uhr:
Hab ihn. Daß ich hier morgens immer so lange auf welchen warten muß, macht es mir schwierig, meine 4.30-Uhr-Aufstehzeiten zu halten, und das späte zuBettgehen eh; doch zu meiner eigentlichen Arbeit komm ich auf dieser Reise sowieso nicht; ich schaue zuviel, rieche zuviel und höre den anderen zu gerne zu. Denn von Orchestermusikern erfahren Sie ständig Geschichten früherer Reisen, nach zwanzig davon sammeln die sich halt an, und man hat dann, werden sie in einem erzählt, den Eindruck permanenter Widrigkeiten, die alleine dafür geschehen, um hinterher großen Witz zu entfalten. Es sind doch d i e Reisen immer, auf denen etwas schiefgeht, an die man sich später erinnert, es sind immer die Abenteuer und ist nie oder selten nur das, was einen eigentlich wegreisen l i e ß – es sei denn, man war von Anfang an auf solche Abenteuer aus. Daß sie aber dann oft nicht geschehen, dem liegt eine starke Verführung inne, gläubig zu werden, weil man sich des Verdachts nämlich nicht mehr erwehren kann, da treibe einer seinen Spaß mir dir – einen göttlichen, mindestens aber Geister-Spaß… und amüsiere sich köstlich. Darin mag einer der Gründe dafür liegen, daß ich auf Reisen ausgesprochen gerne Kirchen betrete, was ich Zuhause doch meide; hier möcht ich wenigstens zurückgucken, wenn mich einer so stolpern sieht. Das ist dann also, s o gesehen, eine Frage des persönlichen Stolzes, daß man zumindest zurückguckt.
Amalia, stimmt, davon wollt‘ ich gestern noch erzählen, Amalia Aubert an der Viola. Sehen Sie, Orchestermusiker haben neben ihrem normalen „Dienst“ (so heißt das tatsächlich und bringt mich immer wieder auf meine militärische Terminologie zurück) allerlei Muggen, was eine abkürzende Verulkung von „Musikalisches Gelegenheitsgeschäft“ ist, die aber beileibe nicht ulkig sein muß. Je besser ein Musiker ist, so die Faustregel, (und je engagierter aber auch), desto mehr Muggen hat er, darunter nicht selten Solo-Auftritte. Das kann schon mal mit dem Dienst ins Gehege kommen, darf das aber nicht. Manchmal kann eine Mugge für die persönliche Karriere wichtiger sein als der eigentliche Dienst; dann gerät der Musiker in Konflikt. Bisweilen läßt der sich lösen, bisweilen nicht. In Amalias Fall war es bloß ein Reiseproblem. Sie hatte lange, bevor die Tournee angesetzt wurde, einen Vertrag in Hof über einen der Soloparts in der Sinfonia concertante, sprach dann mit Zagrosek, und der ließ sie fahren… das heißt: sie flog vorgestern via Nürnberg nach Hof, spielte und wird heute zum Abschlußabend wieder zurücksein. Das ist einiger Aufwand, wie Sie sich denken können, denn in solch einem Fall ist der Orchestermanager nicht mehr dafür zuständig, daß die Logistik auch klappt. Für den Fall, daß mehrere Musiker zur Zeit einer Tournee andere Muggen haben, wird auch das Risiko hoch; ob man sie dann zuzuläßt, ist eine reine Einschätzungsfrage und bedarf eines Gefühls, das nicht eigentlich mehr etwas mit der Musik zu tun hat.
À propos Muggen: Orchestermusiker tendieren dazu, Ensembles zu bilden: Quartette, Kammerensembles, Duos usw., die ihrerseits oft Bekanntheit, manchmal Berühmtheit erreichen. Diese außer„dienstlichen“ Engagements sind für ihre Entwicklung deshalb von großer Bedeutung, und zwar eben nicht nur und manchmal gar nicht von finanzieller; bei ihrer Gründung spielt musikalische, auch musikantische Lust die größere Rolle. Da hört alles scheinbare „Beamtentum“ entschieden auf. Schauen Sie mal auf >>>> d i e s e Site, und Sie bekommen einen Eindruck von dem Reichtum, der sich entfalten kann, wenn Musiker miteinander auch persönlich harmonieren. Das gilt selbstverständlich für nahezu alle Orchester. Ich hatte gestern nacht gerade dazu noch ein sehr schönes Gespräch über ein soeben neugegründetes Ensemble aus den Reihen des Konzerthauses… vielleicht kündige ich Ihnen das Gründungskonzert bald in Der Dschungel an oder schreibe auch später noch etwas im Rahmen dieses Reisejournales hinzu. Mir schwirren nur grad die vielen für mich ja neuen Musikernamen durcheinander; ich möchte keinen falschen nennen.
Eine Geschichte, die mir >>>> Burkhard Hilse (Flöte) erzählt hat, möchte ich gerne weitererzählen, weil sie einfach z u schön ist:
Noch zu DDR-Zeiten machte das Konzerthausorchester (damals noch Berliner Sinfonie-Orchester) eine Welttournee. Man bekam 35 DM Spesen und war sparsam, sparte und sparte; für die persönliche Verpflegung hatte man, um zu sparen (und sowieso wäre man mit den 35 Märkern nicht so arg satt geworden), Konservendosen mit. „Immer wieder während der Flüge konnte man das Schnalzen hören, wenn so eine Dose aufgerissen wurde, und dann fing’s auch gleich sehr bekannt zu riechen an.“ Jedenfalls war nach fünf Wochen für jeden einiges Geld zur Seite gelegt; man erreichte Japan, und dann, in Technocity, Tokyo, zog der ganze Trupp los, um die ersten CD-Player zu kaufen, um Stereoanlagen zu kaufen usw. Das gekaufte Zeug kam in Container, man gab seine Japaner Konzerte weiter, reiste zurück in die Heimat… und irgendwann, nach fünfsechs Wochen, erhielt man einen Bescheid vom Rostocker Zoll, da sei ein Riesen-Container angeschifft worden. Also setzten sich die Leute in ihre Trabbis und, wenn es gutgegangen war, die Wartburgs (but even this was not a SONY) und öötete nach Norden. Auf einem Parkplatz, gut abseits von allgemeiner Einsicht, wurde der Container unter wahrscheinlich stirnrunzelnder Zollaufsicht geöffnet, und da waren dann die Paketchen und Pakete, die man nun irgendwie aufteilen und in die Trabbis und, wenn es gutgegangen war, die Wartburgs verladen mußte, um dann ganz besonders (it’s not a SONY) heimzuööteten – der falsche Imperfekt reflektiere den Zustand des seinerzeitigen Straßenbelags. Nur falls mal wieder jemand meint, ich sei nicht sorgsam genug mit der Sprache.
Bon. Hunderterlei fällt mir ein. Derweil wird Helge v. Niswandt (Posaune) schon wieder herumtelefonieren, um sein Instrumentenproblem zu lösen – damit heute abend alles auch klappt. Amalia Aubert dürfte am Nürnberger Flughafen sein, um sich auf Waffenfreiheit checken zu lassen, Ulf Werner (Manager) hängt die Schilder für die Musiker aus, wann uns der Bus für die Anspielprobe abholt, wann wieder zurückbringt, wann wieder abholt für das Konzert – denn, sehen Sie, heute ist ein ziemich bizarrer Aufführungstag. Da an selber Stelle >>>> schon um 19.30 Uhr ein Konzert gegeben wird (ich habe eine starke Tendenz, es mir ebenfalls anzuhören) und wir erst um 22.30 Uhr (!!!!) dransind, findet unsere Anspielprobe bereits um 14 Uhr statt, und dann sind siebeneinhalb Stunden Pause. Für die Musiker ist das eine irre Belastung; imgrunde können Sie kaum etwas tun in der Zeit, wenn sie ausgeruht sein wollen. Zu schlafen wäre möglich, aber wie, wenn der Körper das nicht gewöhnt ist? Also wird man vielleicht meditierend durch die Straßen spazieren, ich weiß das alles noch nicht, bin nur ziemlich gespannt. Zack wiederum wird auf seinem Zimmer sitzen und seine Partituren studieren, er tut ja kaum etwas andres. Ein bißchen schade ist’s, daß wir fast durchweg in verschiedenen Hotels untergebracht waren und sind; ich hätte gerne auch von der Dirigentenseite aus erzählt. Jedenfalls, n a c h dem Konzert… je nun, geht man da noch essen um eins? Immerhin werden wir morgen zu Heimreise und also Flug erst um 15 Uhr abgeholt, das hat aber schon jetzt den Geschmack einer Vertschiebung, die man im Reise„deutsch“ time lag nennt.9.40 Uhr:
Das Frühstück war nix. Das Rührei mit irgend einer Hafergrütze gestreckt, keinen Jamón, nix Spanisches, alles auf europäische Durchschnittsmitte. Dafür wieder ein Gespräch mit Schneider, mir fehlte gestern unser ironisches Pingpong. Er wollte nun wissen, wir das denn rechtlich sei, wenn ich hier einfach Leute zitierte. „Kann man das auch löschen? Und wenn einem nicht paßt, was Sie schreiben… einfach weil Sie, logischerweise eigentlich, aus dem Zusammenhang herausnehmen und in einen anderen stellen?“ Man spreche ja auch gar nicht mehr frei, wenn man wisse, man laufe Gefahr, zitiert zu werden… undsow…. ——— Anruf von Ulf Werner: ob ich bitte mal bei Air Berlin auf die Site gehen könne, man brauche dringend einen Rückflug für die erkrankte Musikerin, heute noch, ganz unbedingt. Ich schau dann auch noch bei Easy Jet nach, aber der Flug w a r schon (6.35 Uhr, nächste Möglichkeit wäre morgen um 7.05 Uhr)… „Buch‘ am besten hier über meinen Laptop, dann bleibe ich jetzt im Hotel.“ – Wahrscheinlich werde ich meinen Besuch >>>> des neuen Caixa-Forums auf morgen oder auf den Nachmittag legen. – Weiteres nachher.11.10 Uhr:
Der Rückflug für die erkrankte Musikerin ist gebucht, es war der letzte freie Platz überhaupt. Jetzt muß sie jemand zum Flughafen begleiten, was eine dröge Aufgabe ist, weil man ja zwei Stunden vorher dasein muß, plus Hinfahrt, dann wieder zurück; Frau Hoffmann übernimmt das; ich erbot mich ebenfalls an, das wollte man nicht. Ist auch zu verstehen, viele Musiker sind sensibel auch in Belangen der Betreuung & Vertrautheit; hinzukommt, daß man sich krank ja nun wirklich nicht wohlfühlt. Jedenfalls ist über das auch m e i n Vormittag aus dem Gleis gerutscht, um 13 Uhr werden wir zur Anspielprobe ins Auditorio gefahren; da er weit im Norden Madrids liegt, hat man eine ¾ Stunde für die Busfahrt vorhergerechnet. Die Probe soll bis 15 Uhr gehen, dann wird man zurück zum Hotel gefahren. Da werde ich „aussteigen“, denke ich, mich bis zur Mitte Madrids mitnehmen lassen und dann von dort zum neuen Caixa Foro. Von dort dann direkt wieder zum Auditorio vermittels U-Bahn, wenn möglich. Sollte ich nachher eine Karte ergattern, werd ich mir vor unserem Konzert noch das andere der Spanischen Nationalphilharmonie anhören, Schostakovitsch nämlich und Straussens von mir eigentlich nicht sehr geschätztes Heldenleben, das mir musikalisch zu selbstheldig ist – Pantoffelpathos, um’s böse zu sagen. Doch sei’s drum.
Ich werd die Restzeit dieses Vormittags für die Dusche nutzen und vielleicht dann noch etwas hinausgehn, um fern der Touristenorte zu beobachten; vielleicht daß ich dann auch endlich mein Sterbgedichtchen zuwege bringe. Ich könnte auch die Korrekturen an der fünften >>>> Elegie übertragen oder einfach, was hier ja meine Aufgabe ist, mich zu paar Musikern setzen. Im übrigen hat die Programmvorschau des Auditorios den Strawinski vergessen.
[UF mailt mir, ich möge doch bitte eine neue Rubrik in Der Dschungel eröffnen, die den Reisen vorbehalten sei. Das wäre viel Arbeit, ich müßte die ganzen alten Berichte seit erstem Dschungelwuchs heraussuchen, mit Links verlegen und neu zuordnen, wobei ich mir nicht recht sicher bin, ob’s den Aufwand denn lohnt. Die beiden Sizilienreisen etwa, die Reise auf den Stromboli, die Reise nach San Michele, d i e Reise jetzt… was meinen, Leser, S i e?]
14 Uhr:
[Auditorio Nacionales, Madrid.]Pünktlicher Probebeginn mit Stravinski (dem hier versehntlich nicht angekündigten). Ja, der Bus war so pünktlich, daß der ein wenig desolat wirkende Helge und ich eben noch losschießen können, um ein paar Tapas zu nehmen, er Tortilla, ich Pulpo in eigener Tinte, vom Haus wird ein Tellerchen Meeresfrüchte-Paella dazusspendiert; dazu noch Wasser.Das alles in knapp 8 Minuten hinuntergegessen. Es ist ein wenig knapp, weil heute im Frack geprobt wird, denn die vorgestern angereiste Fotografin will für das entstehende Magazin Fotos aufnehmen, aber nicht die Vorstellung am Abend stören. Helge rennt dann vor, um nicht bei der Probe zu spät zu sein, ich schlendere hinterher.
14.19 Uhr:Umbau zum Schumann. Vor der Probe hielt einer der Sprecher des Orchestervorstandes eine kleine Dankeansprache für die Veranstalter und den Dirigenten, ein Buch wurde überreicht, es fiel auch eine Bemerkung wegen dieses Reisejournals. „Ich weiß, daß ANHs Blog sehr kontrovers diskutiert wird unter den Musikern.“ So erhalte ich denn einen recht ambivalenten Dank, was ich als angemessen empfinde, da Polarisierung meine Arbeit seit jeher begleitet hat – indes ja nicht nur meine. Da gibt es ganz andere Namen. Es stehen jedenfalls einige Zeichen darauf, daß die Diskussion auch nach der Reise noch lange ihr Ende nicht gefunden haben wird; vielleicht geht sie dann überhaupt erst los.
Also Schumann jetzt, das Kernstück des heutigen Abschlußabends. Nach kurzem Abbruch des ersten Anspiels geht ein großer T o n Ton durch den Saal. Dennoch erneuter Abbruch, „bei mir kam das eben zu laut an…“ wendet sich um: „Wie ist das im Auditorium?“ Ulf Werner: „Großer Tron, aber es ist sehr baßlastig hier.“ Weitere Revision, wie anzulegen sei, alles in sehr schnellen Direktiven. Helge eben in der Tapasbar: „Bruckner ist wie Haltenstemmen, Schumann, als müßte man einen Faden einfädeln.“ Das sind so Sätze, die bleiben. Zagrosek: „Und bitte… dieser Saal klingt so toll… wenn Piano ist, dann können wir ruhig ganz piano s e i n, ganz gelockert sein, hier trägt das alles.“ Bisweilen sieht man jetzt ein Lächeln auf seinem meist strengen Gesicht; mir kommt dies nun selbst wie ein anderer Schumann vor… es ist eingefädelt, wirklich eingefädelt, nun darf der Faden halt nicht mehr hinten hindurch. „Wir fangen bitte vor Otto im achten Takt jetzt noch mal… das war da ein bißchen langsam… 8Otto bitte…. machen wir12 vor, bitte… sehr schön, sehr schön… Zweiter Satz, bitt’schön.“Unterdessen sind wir zum dritten Satz vorgedrungen, mit dreimaligen Klein-Revisonen, dann ist bereits der vierte dran. Die letzten fünf Takte des Satzes, zugleich der Sinfonie werden geprobt, „noch einmal bitte“…“ ja, und n o c h einmal, ganz entspannt…“14.56 Uhr:
„Jetzt ein bißchen Haydn.“
„Bißchen stärker, nicht z u weich.“
sds [> Das gar eben im Vorbeigehen Burkhard Hilse eingetippt.]
„Für mein Gefühl lassen Sie sich ein bißchen viel Zeit für den Einsatz… Bitte noch einmal.“
„Ja hier, bitte noch einmal.“
„Noch einmal.“
„Ja hier… Das war jetzt perfekt.“
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„Danke schön, letzter Satz… So, bitteschön!“
Kurze Diskussion. „Also Schluß vom Trio bitte, kein Ritardando… 68… also achten Sie drauf, beim Piano absolut im Tempo bleiben… im Trio… So bitte, letzer Satz…“ Süffig: „Ticken.“
„Leiser.“
„Das war jetzt zu schnell… das ist hier immer gefährlich… Machen wir mit dem Takt 74…“
Aus dem Orchester: „Können wir noch einmal… ab Takt 43…?“
Zagrosek sieht nach, nickt, ja, „natürlich“, überlegt in Sekundenbruchteilsschnelle, „ab Takt 41…“ unterbricht sich: „Was ich hier schön finde, ist die Energie, die das hat, das habe ich eigentlich so empfunden… Also 41…“ Sie spielen. „Dann war eine zweite Stelle…“ „Bei der 107…“ „Richtig… also Takt 107.“ Sie spielen, Zagrosek bricht ab. „Okay? Dann toitoitoi für das letzte Konzert.“Den Rest des Nachmittags über dann —- d a s:
D A S K O N Z E R T V O N M A D R I D
eigene rubrik lieber alban,
laß es mich bitte kurz begründen, warum ich – aller zusatzarbeit zum trotz – es für richtig halte, eine neue rubrik aufzumachen mit den berichten dieser reise. ich finde, mit diesem tagebuchbericht hast du einen einblick in das leben eines – ich sag es ganz bewußt so – klangkörpers – gegeben, wie ich ihn noch nie gelesen habe. ich glaube, nach dem lesen dieses beitrags hört man musik anders: sie fängt eben nicht mehr beim ersten takt an und hört beim letzten auf.. sondern sie hat unbedingt mit den leuten zu tun, die sie produzieren. das weiß man natürlich, sonst würde man ja nicht e i n werk sich in verschiedensten interpretationen besorgen, aber die menschliche komponente eines orchesters, wie du sie so sympathisch eingefangen hast, hat man ja nie im hirn, wenn man ins konzert geht oder eine platte auflegt. nach dem lesen deines journals aber dann doch.
da wird man öfter nochmal was nachlesen wollen – und da wär es fein, eine solche rubrik zu haben. ziehen denn die links nicht mit um, wenn du texte auf eine andere ebene verschiebst?