5.05 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wellesz, Die Bakchantinnen (ff).]
Das Gezacker mit dem Konzerthausportrait wegen des London-Residency-Magazins ging noch über den ganzen Tag und schließlich bis abends um 22 Uhr, bis ich die letzten Korrekturen übertragen und rausgeschickt hatte. Stilistisch besser ist der Text nun nicht geworden, man merkt das Geeier, wenn’s, was mein Entwurf vorsah, politisch wird; jedenfalls hatte Intendant Schneider dauernd was zu meckern, und er meckerte vor allem wegen Informationen, die ich gar nicht bekommen hatte, die ich dann immer erst nachbekam; hatte ich die dann aber jeweils neu eingebaut, hieß es abermals von irgend einer anderen Seite: Das stimmt so aber nicht. Ich war schließlich derart genervt, daß ich sogar diesen Satz drinnenstehenließ, der selbstverständlich von mir gar nicht stammt: „Sie entrollen die Geschichte und erzählen von jenen, die …“ – entrollen die Geschichte, also ich sag Ihnen, ich hatte a u c h Lust, was zu entrollen, als ich das las. Jedenfalls habe ich die letzten Korrekturen eingebaut, den Schlußsatz noch etwas erhoben und das Ding dann weggemailt, zuvor allerdings meinen Namen darin gelöscht. Man kann das in solch einem Programm-Magazin auch ohne Autorennennung veröffentlichen; ob der Pressechef das gemerkt hat, weiß ich nicht, es ist mir auch wurscht.
Dafür, das war wieder schön, rief >>>> Zagrosek aus Paris von den >>>> Prigioniero-Proben an, um noch einmal unser Treffen für den Mai festzuzurren; er habe unterdessen auch den >>>> Sonntagszeitungs-Artikel und den >>>> Reisebericht hier in Der Dschungel gelesen und sei ausgesprochen glücklich damit. Ob ich denn nun nach Paris kommen würde? Man spiele bis weit in den Mai hinein… Ich werd also noch mal mit dem Profi sprechen, der die kleine Reise finanzieren (und natürlich mitkommen) wollte. Es wird eine reine Terminfrage sein, auch und vor allem seinerseits; für mich beginnt im April überdies der Heidelberger Lehrauftrag. Indessen müssen bis zum Sonntag alle Abgabetermine eingehalten sein; vordringlich ist jetzt die ANDERSWELT-Textauswahl; danach habe ich terminlich erst einmal wieder Luft. Allerdings stehen weiterhin die Revisionen an den BAMBERGER ELEGIEN an.
À propos, >>>> Dielmann hat einen langen Brief geschrieben; >>>> MEERE sei jetzt beim Buchbinder; das scheint also nun zu laufen. Er habe noch mit Werner Fuld, mit dem wir gemeinsam >>>> auf der Messe abgelästert hatten, über den Roman gesprochen; Fuld habe eine sehr schlechte Meinung von dem Buch; dann aber habe sich herausgestellt, er kenne ihn gar nicht, außer ein paar Zitaten, die veröffentlich worden seien (wo eigentlich?) und außer dem, „was die Kollegen erzählen“. Je nun. So wird Meinung über Bücher gemacht, und so wird auch versucht, unliebsame Bücher unerachtet ihrer Qualität zu vernichten. Ich kenn das nun seit Jahren und reg mich gar nicht mehr darüber auf. Es ist aber befriedigend, hier darüber berichten und die Vorgänge protokollieren zu können. Abgesehen davon, ist MEERE ja nach wie vor >>>> über VOLLTEXT greifbar.
Schön war auch eine Mail von Dorothea Dieckmann, die mit >>>> Ricarda Junges neuem Buch gar nicht glücklich ist, aber einen Rezensionsauftrag hat und gerne von mir etwas f ü r das Buch wüßte, eine einleuchtende Argumentation. Ich hab es nun noch gar nicht gelesen, gar nicht lesen können, zumal ich gerade auch mit dem >>>> Littell aus anderweitigen Arbeitsgründen nicht mehr weitergekommen bin. Ich hab sie gebeten, etwas „zu schieben“. Aber was sie mir in ihrem „Übrigens“ hintertrug, das hat mir gefallen; einer Ihrer Freunde soll ihr das so geschrieben haben:
ANH Herbst sieht wundervoll verworfen aus, wie der New Orleans Eckensteher bei Burroughs, in dessen Gesicht sich sämtliche Sünden der Menschheit eingegraben haben.
5.57 Uhr:
Computer-Netzproblem: Dauernd fliegt meine Verbindung raus, und ich bekomme die Fehlermeldung „Verbindung nicht möglich, ein anderes Gerät greift auf die Internetverbindung zu“. Du meine Güte, welches denn? Es ist doch gar kein anderes angeschlossen…. Was für ein Müll wieder!