heute nahm ich mir die konditionierte freiheit, nach 10 jahren wieder die erste zigarette zu rauchen, von einem wiskey begleitet. ohne wasser. es gab jahre, da war das ein abendliches ritual. einen wiskey, eine zigarette… vor dem schlafen gehen. „im schlafzimmer?“ „ja, im schlafzimmer.“ wieso sagt man eigentlich immer: „ich gehe jetzt zu bett“, oder „ich gehe jetzt schlafen“… mein englischlehrer bekäme jetzt wieder einen anfall. ich fragte ihn in der letzten stunde nach der begrifflichkeit heimat: „diesen ausdruck gibt es in keiner anderen sprache, nur im deutschen“, schaute er mich an, beugte sich nach vorn über den tisch, klimperte mit seinen getuschten wimpern: „von einem gewissen punkt an gibt es keine rückkehr mehr, dieser punkt ist zu erreichen.“ ich beugte mich erst nach vorn, dann antwortete wie aus der pistole geschossen: „kafka“ ein staunen hob die augenbraue. ich glaub’ der lässt sich jetzt für die nächste unterrichtsstunde eine gemeinheit einfallen. ansonsten schmeckte die zigarette zum wiskey so gut, dass ich das abendliche ritual wieder einführen werde. einen wiskey, eine zigarette… und ein buch. ein gedanke von jean paul sticht mir in die augen, der text liest sich ins hirn:
„das ziel muss man früher kennen als die bahn. alle mittel und künste der erziehung werden erst von dem ideal oder urbilde derselben bestimmt. gewöhnlichen eltern schwebt aber, statt eines urbildes ein ganzes bilderkabinett von idealen vor, die sie stückweise dem kinde auftragen und tätowierend einätzen.“
„gedanken von jean paul“… zusammengestellt von erwin jäckle, atlantis verlag berlin/zürich, 1940