wir haben telefoniert. Es ist eine dunkle, nicht einmal weiche stimme, eine harte stimme, dernach ich die frau für älter gehalten hätte. vielleicht hat sie gelogen. ich glaube das aber nicht, weil sie mich sehen will, heute noch.
„was soll ich anziehen?“
„das überlasse ich ihnen.“
„wo treffen wir uns?“
ich nannte ein restaurant in der akazienstraße.
„covern sie sich.“
dann ist >DAS KLEID< da sehr reizvoll. Man muss das untere bild nur drehen. ich werde versuchen, zu ihm kontakt aufzunehmen. wenn etwas sich so ausstellt: photoshop, rotate 90 ccw. dass es das hier lesen kann, ist ein sollen. das kleid soll es merken. und wird als das kleid angefasst werden. nur als das kleid: verpackung, die man füllt. wenn das kleid es will, öffnet es sich für kommentare. Und >DA< hat eine von DINGEN geschrieben, dass ich nur lachen kann. kälte ruft hitze für ihren ausgleich. das ist ein gesetz. und herbst >STOCHERT< schon um fünf uhr nur im dunkel, kann sich mir aber nicht entziehen. wie schon einmal.
von mir „kälte ruft hitze für ihren ausgleich. das ist ein gesetz.“
Gesetz dem Fall der Reibung, z.B. durch STOCHERN in den DINGEN.
Klar! Das wußten schon unsere frühen Vorfahren, das Feuer hat uns die Sprache ermöglicht, neben dem aufrechten Gang, versteht sich.
Sie favorisieren die Substantivierung beim Weiblichen, das Verb beim Agens!
Das sticht hervor! Das sehe ich! Interessanter Ausgleich.
DIE BALANCE aber steht auf dem Drahtseil.
Barfuß oder Lackschuh? Oder auch barfüßig im Lackschuh. Man muss sich ja nicht immer entscheiden!
read An. in meiner gegenwart müssten sie sich entscheiden. das weibliche favorisiert sich selbst als ding. man nennt das dominieren von unten. der ausgleich stellt sich her, wenn ich das ding beim wort nehme. im übrigen weiss ich nicht, weshalb mir herbst diesen titel gegeben hat. ich fand ihn schön, das ist alles. darum benutze ich ihn erst mal weiter.
ob ich das tagebuch überhaupt weiter führe, weiss ich aber noch nicht.
@Malos Erst einmal ein entschiedenes Nein, ich muss mich nicht entscheiden!
Im Nachhinein hätte ich lieber Drahtseilakt schreiben wollen, Körperspannung aber dennoch fragil, vor allem aber etwas für Selbstläufer, insofern barfuß.
Ansonsten gilt für mich es trägt jeder den Schuh, der ihm passt, vor allem aber in den er hineingewachsen ist oder von berufswegen in diesen oder jenen schlüpft. Jetzt denken Sie mal nicht dass mich der typische Durchschnittsporno gleich aus dem Hocker fegt, ich habe eh nicht verstanden weshalb sie sich gerade diesen Kommentar ausgesucht haben, meine zwei vorher hätten doch viel mehr Angriffsfläche geboten.
„das weibliche favorisiert sich selbst als ding. man nennt das dominieren von unten.“ Ja, wenn es zum bewußten Spiel dazu gehört, klingt aber auch nicht sehr aufregend, zu leicht gelockt, für beide Seiten.
Letztendlich dreht sich mein Gedanke um den Betrachter, der Vorausgesetzte! Ob im Film oder auch in der Kunst. Die Kunst spielt häufiger mit dem Betrachter, macht ihn sogar zum Thema, der Porno richtet sich weinfach nach ihm. Gut jetzt können sie sagen, mehr will es auch nicht. Stimmt auch!
Dennoch eine Überlegung von mir:
Im Auge des Betrachters liegen Betrachtungsweisen vieler Augen, die in dieser Weise betrachtet haben und nun das Auge der Betrachtung anweisen.
Nur das könnte man durchaus bedenken.
Wieso aufhören, Sie haben doch noch gar nicht richtig angefangen?
Außerdem ich weiß eh nicht ob das hier etwas in ihrem Tagebuch zu suchen hat, das will bestimmt nochmal auf etwas anderes hinaus.
@read An. „der Porno richtet sich einfach nach ihm“. Auch wenn ich in einigem anderer Ansicht als Malos bin, bin ich hier doch auch anderer Ansicht als Sie. So generalisiert stimmt das für Pornografie, besonders pornografische Filme nicht – zumal dann, wenn nicht klar ist, wo die Grenze zwischen pornografischem Erzeugnis und erotischer Kunst eigentlich verläuft. Meiner Erfahrung nach verläuft sie je nach Subjekt durch extrem unterschiedliche Flüsse. Eine Tabu-Überschreitung, die zu ihrer Zeit grob pornografisch war, kann zu einer anderen höchstes Stilmittel geworden sein wie auch die pornografischen Gedichte Goethes sich heutzutage geradezu rührend anhören; man möchte dem Buben dauernd über den Kopf streicheln – vor allem, wenn er dabei noch den Generösen spielt.
@ ANH; read An Sie historisieren die perspektive, ANH, und müßten mich damit eigentlich schon auf Ihrer seite haben. dennoch scheint mir an read Ans einschätzung etwas wahres dran zu sein. man kann pornographie von erotischen erzeugnissen dadurch abgrenzen, daß man ersterem eine fixierung aufs „geschäft“ zuschreibt; insofern richtet sie sich nach dem betrachter, bedient einen markt. (deshalb wirkt die immer mal wieder zu lesende bezeichnung „pornographische kunst“ paradox.) das geschäftliche steckt ja schon im griechischen grundwort.
anders gesagt: egal wo die grenze zur pronographie aus individueller perspektive, nach maßgaben historischer und gesellschaftlicher umstände, verläuft: jenseits derselben wird immer der betrachter bedient, nicht herausgefordert (so würde ich read Ans „spielen“ und „thematisieren“ mal grob zusammenfassen).
übrigens: wenn wir schon beim historisieren sind, dann gilt diese einschränkung auch für Ihren APHORISMUS ÜBER DIE SEELE oder Ihre TROUVAILLE BEI BLOCH, oder?
@ read An:
dein letzter satz zu „den augen“ des betrachters erscheint mir spannend, auch wenn ich den schlußteil nicht ganz verstehe: was meinst du mit „dem auge der betrachtung“? — dazu fiel mir ein: irgendein künstler, dessen name mir nicht einfällt, hat vor jahren einmal eine videowerk gemacht (vielleicht 15 min lang), in dem er szenen aus pornos (also movies, keine povs) zusammengeschnitten hat, und zwar die ‚bloopers‘, in denen darsteller aus versehen in die kamera geschaut haben. der effekt war bemerkenswert: plötzlich betrachtete „das“ betrachtete zurück!
(vielleicht sollten wir das gespräch verlegen, es gehört ja nicht direkt zu malos‘ tagebuch…)
@Aikmaier. Moment mal. Bevor ich weiter darauf argumentierend eingehe. „in denen darsteller aus versehen in die kamera geschaut haben.“ – In Pornofilmen schauen Darsteller nicht versehentlich in die Kamera, sondern der Blick in die Kamera ist grundlegende Strategie des pornographischen Films. Man spricht deshalb in der Film-Ästhetik expressis verbis von >>>> dem pornographischen Blick. Da dem so i s t, ist read Ans Idee längst d a s Faktum im pornographischen Film – und genau deshalb mache ich die Unterscheidung von Kunst, die bedient, und Kunst, die für ein Publikum geschrieben ist, wie j e d e Kunst für ein Publikum entsteht, nicht mit. Ich glaube, daß die Pornographie genau deshalb auch nie, sei sie industriell verfertigt, wie sie wolle, ihr Potential an Widerstand verloren hat. Koppelt man das Pornographische mit irgend einem anderen Inhalt, wird dieser andere Inhalt enorm aufgeladen. Er partizipiert an ihrer ungemeinen, mit gar nichts anderem vergleichbaren, weil direkt aus unserer Grundsubstanz quellenden Kraft.
Nein, wir sollten gerade n i c h t verlagern. Das gerade n i c h t trennen.
@ ANH; Moment mal II (bevor Sie weiter argumentierend darauf eingehen) zunächst: die szenen, die jener mir anonyme videokünstler ausgesucht hatte, waren deutlich blooper. und dann: der sog. pornographische blick ist der blick des darsteller in die kamera?? bislang ging ich davon aus, daß so der „blick“ der kamera gemeint sei. Sie fassen den terminus, sogar im selbstbild, anders auf. nun gut.
ich will ja auch nicht den momus spielen, aber wie paßt denn Ihre angabe, daß Sie eine „“ nicht mitmachten mit der an poetologisch exponierter stelle unternommenen TRENNUNG IN U- UND E-KÜNSTE zusammen?
„Ich glaube, daß die Pornographie genau deshalb auch nie, sei sie industriell verfertigt, wie sie wolle, ihr Potential an Widerstand verloren hat.“
glauben Sie wirklich? gut, Sie sprechen als produzent, ich als konsument. aber wenn ich in den letztn jahren filme wie L’HUMAINTÉ oder BAISE-MOI angeschaut habe, schien mir das pornographische bei- oder hauptwerk daran weniger ein ausdruck von dissidenz oder auch nur energie zu sein, sondern eben: darstellung von sexualität, weil es sie gibt, auch und gerade in den formen, die in den genannten filmen eine rolle spielen. intimität, , aufladung, fetischisierung? — keine spur.
„intimität, aufladung, fetischisierung?“ Weil sich die genannten Filme – wahrscheinlich, ich habe keinen davon gesehen – nicht getraut haben. Wobei keiner von uns weiß, was später für den Produzenten, oder aufgrund seiner Anweisung, herausgeschnitten wurde. Es geht ja auch immer um Zulassungsakte durch die FSK – die für Kunst ungefähr so grauslich ist wie das Urheberrecht.
Trennung von U- und E-Künsten. Das spielt bei tatsächlich pornographischen Filmen erst einmal gar keine Rolle, weil sie es ja auf Kunst nicht anlegen. Es springt aber als ein treibendes Element heraus, wenn man es mit anderem koppelt. Davon bin ich überzeugt. Wenn man diese mit nichts anderem vergleichbare erotische und meinethalben auch pur-sexuelle Energie f ü r ein Kunstwerk bindet. Ich habe die Idee, daß j e d e r Satz erotisiert sein müßte bis in seine Knochen, die Grammatik. Dem jage ich eigentlich nach, seit ich überhaupt schreibe.
@ANH & Aikmaier @ANH
Das die Grenzen fließend sind ist klar: Was ist Pornographie, was ist Kunst oder ist E-Kunst nicht imgrunde immer pornographisch, was die Vorgehensweise betrifft? Das Statement der Kirche lautet: Pornographie ist unmoralisch und assozial, da fiel mir ein, das was Sie von der Kunst erwarten. Ob ich nun Künstler, Regisseur, Produzent oder Laie bin, egal ob ich jetzt von U oder E ausgehe, der Inhalt oder das Objekt der Begierde, das umrissen, gezeichnet, herausgeformt, beschrieben oder einfach dargestellt wird ist das gleiche, die treibende Kraft dahinter, die die Form bestimmt, eben nicht. Naja, jetzt klingt das so als würde ich Ihnen das erklären, das wissen Sie eh schon ne Weile länger als ich.
Die historische Perspektive, seien es z.B. Tempeldarstellungen, Riten Fruchtbarkeitsplastiken, kleine Gottheiten und Fetische, die in ihrer Darstellungsweise manchmal nicht unähnlich sind, umfassen die menschliche Sexualität in einem bedeutend größeren Radius, sie huldigen ihr. Der Durchschnittsporno (und nur mal nebenbei: Ich bin eh nicht die ausgewiesene Expertin) in erster Linie dem Markt. Das aber auch darin das eingefangen wird, was Sie in ihren Bamberger Elegien beschreiben ist aber kein bewußter Prozess, was die marktgerechte Pornographie anbelangt. Das ist doch wie mit den Alienfilmen, Sie schreiben Sie hatten einen Film vor Augen als Sie von den umschließenden, fugenlosen Schamlippen gesprochen haben, das sehen auch andere, dann hört es aber meißt schon auf, Sie aber machen sich dazu Gedanken und FORMulieren sie.
@Aikmaier
Ja, genau das!
Ich kenne den 15 Minutenfilm leider nicht. Nun ist der vorausgesetzte Betrachter ja immer Voraussetzung, ob beim Film oder einem Gemälde (jetzt mal vom Hörer, Leser usw. abgesehen), beim Film ist die Kameralinse das Auge, beim Gemälde der Maler, wir betrachten also nach Anweisung, übernehmen eine Sicht oder Perspektive. Wird der Betrachter aber miteinbezogen indem z.B. sein Schauen erwiedert wird, vielleicht auf unangenehme oder auch verstörende Weise aber sicher eine reizvollere dann würde ich ja behaupten wird dieser erst überhaupt zum Voyer, alles andere ist einfach Konsum passivster Sorte, erst dann betrachtet er aus sich heraus.