Arbeitsjournal. Donnerstag, der 25. September 2008.

7.22 Uhr:
[Arbeitswohnung. Berlioz, Romeo & Julia (Cass.- „Projekt“, Nr. 62).]
Aufnahmetermin meiner >>>> Villa-Ginestra-Rezension; Hauptstadtstudio, 11 Uhr; so war mein Cello-Unterricht zu verschieben, den ich um 10 in Charlottenburg gehabt hätte; ist jetzt leider auf nächste Woche, als Doppelstunde dann, verschoben. Gut, ich war diese Woche auch nicht gar so intensiv zum Üben gekommen wie die Wochen davor. Gestern versuchte aber auch noch etwas anderes, meine Cello-Disziplin zu attackieren, die derzeit die literarische supponiert hat. Auf dem Überweg zur Milastraße lag auf der Schönhauser ein Geh-Wegstein, den jemand da ganz offensichtlich hingelegt hatte, den ich aber nicht rechtzeitig genug bemerkte, um noch die Bremse zu ziehen. Jedenfalls ging ich auf dem Rad, das Cello auf dem Rücken, über die Lenkstange kopfüber zu Boden. In solchen Situationen dehnt sich immer die Zeit, alles verläuft in Zeitlupe, so daß man gut handeln kann. Es kam darauf an, das Cello zu schützen, das Cello und mein Gesicht, klar; beides gelang, ich kam nicht mal mit irgend einer anderen Stelle des Kopfes auf, das Cello, bzw. die Cellotasche, berührte nicht einmal den Boden; stattdessen ist jetzt meine rechte Schulter bis zum Ellbogen hinweg sagen wir… angespannt, so auch der Handballen der Rechten; es läßt sich aber alles beim Celloüben uneingeschränkt bewegen; nur andersartige Bewegungen lassen den Verdacht aufkommen, ich hätte einen starken Muskelkater.
Soviel zu meiner Befindlichkeit.
Aber noch ein Wort zu >>>> ihr: Es ist schon bezeichnend, wie jemand erst um etwas bittet, dann unangenehm wird, weil man es ihr nicht gibt, und schließlich noch droht. Ich habe den Briefwechsel eingestellt, weil er unter Zumutungen läuft, wie sie Autoren, jedenfalls mir, permanent widerfahren; hätte mir Frau S. oder T. oder UVW geschrieben, daß sie nicht das Geld habe, aber dennoch solch einen Band gerne hätte, daß sie ihn sich einfach nicht leisten könne usw., ich wäre vielleicht sogar geneigt gewesen, ihr zu sagen, na gut, dann schicken Sie einfach monatlich 20 Euro oder sowas oder bezahlen die Miete, sowie Sie es können; fuchsig gemacht hat mich diese Anspruchshaltung und vor allem dann >>>> die schnippische, zumal moralisierende Reaktion auf meinen Antwortbrief. Was sich schließlich in den Kommentaren aus dem Vorgang entwickelt hat, ist wiederum ein Eigenes, für das meine Arbeit (wie meine Reaktionsweise) nichts als ein Katalysator ist. So etwas sind auch die meisten meiner Bücher; daher die oft massiv emotionale, aufschäumende Abwehr, die nicht selten damit einhergeht, daß man mich – persönlich, das ist der Punkt – kleinmachen will; eine Reaktionsbildung, das ist mir schon klar, die mit mir sehr viel weniger zu tun hat als mit den inneren Prozessen derer, die sich so gereizt fühlen.

So, ich will eben weggehen und frisches Brot holen. Derzeit hab ich mal wieder eine Phase, in der ich vor halb sieben nicht oder nur schwer aus dem Bett komme: dies Hin und Her mit DER ENGEL ORDNUNGEN und daß sich >>>> dielmann mal wieder einfach nicht meldet, sondern mich hängenläßt, hat mich ein wenig geschwächt. Inwieweit ich ihm ARGO, aber auch schon die BAMBERGER ELEGIEN noch anvertrauen kann, ist mir jetzt s e h r fraglich geworden. Jedenfalls wird es den Gedichtband in diesem Herbst wohl n i c h t geben. Das hat mich alles ingesamt aus meiner Abeitsdisziplin ziemlich hinausgeworfen, auch das ewige Hin und Her zwischen den einzelnen Projekten; ich muß mich einfach mal auf ein einziges wiederzukonzentrieren lernen, wenigstens die Elegien jetzt am Stück fertigbekommen – aber ich ahne schon, daß sich Dielmann dann plötzlich melden und sagen wird, wir schaffen das doch noch… und schon häng ich wieder über den Gedichten und lasse die Elegien liegen. Solche Unklarheiten sind ein Gift für mich, mit allem anderen komme ich klar, mit Aggressionen, Ablehnung, Ellbogengebrauch, Intrigen, das macht mir alles letztlich nichts aus… aber diese Unklarheit, Unsicherheit wegen der Publikationen, dieses Hin und Her.

12.35 Uhr:
Aus dem Funkstudio zurück; die Aufnahme ist ein wenig zu lang mit 8’30”, aber es war keine Zeit, da noch wegzulöschen, weil Gräwe vor mir um fast eine Viertelstunde überzog, direkt nach mir ein live-Interview stattfand und ich insgesamt nur 30 Minuten gehabt hätte. Nun muß ich sehen, ob ich vielleicht noch kürzen muß aufgrund der mp3-Kopie, die ich mir auf den Stick habe speichern lassen. Ich warte also auf Nachricht der Redakteurin.
Zuvor, bevor ich wegradelte, noch ein gutes Gespräch mit Tammen von den >>>> horen; es ist nun alles bereits auf der Druckerpresse; es geht jetzt um die Einladungen zum horen-Empfang auf der Buchmesse, es geht darum, daß ich ihm noch eine Liste möglicher Rezensenten erstelle usw usw. Jetzt aber geht es erst einmal um meinen Mittagsschlaf. Danach wird Cello geübt, dann geduscht, dann weitergearbeitet.
Und >>>> hier, bezüglich Andreas Maier und Günter Grass, konnte ich mich beim >>>> Umblätterer wirklich nicht enthalten, mal ein geekeltes Wörtchen einzuwenden.

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