Die Katze. 22.11. 2008. Paul Reichenbach im Mousonturm.

LXVI. — Les Chats

Les amoureux fervents et les savants austères
Aiment également, dans leur mûre saison,
Les chats puissants et doux, orgueil de la maison,
Qui comme eux sont frileux et comme eux sédentaires.

Amis de la science et de la volupté,
Ils cherchent le silence et l’horreur des ténèbres ;
L’Érèbe les eût pris pour ses coursiers funèbres,
S’ils pouvaient au servage incliner leur fierté.

Ils prennent en songeant les nobles attitudes
Des grands sphinx allongés au fond des solitudes,
Qui semblent s’endormir dans un rêve sans fin ;

Leurs reins féconds sont pleins d’étincelles magiques,
Et des parcelles d’or, ainsi qu’un sable fin,
Étoilent vaguement leurs prunelles mystiques.

Baudelaire

Gestern Abend, ANH hielt eine Rede, mit montgelas im Mousonturm, neben uns, wie sich dann später herausstellen sollte eine „ausländische Mitbürgerin“, deren Muttersprache eher zu den kleinen europäischen Sprachen gehört. Ich war verblüfft von der Konzentration in ihrem Gesicht, das einer auf Beute lauernden Katze, während die einzelnen Autorinnen lasen, immer ähnlicher wurde. Der Vorgang hatte etwas Unheimliches. Und als sie dann noch bei Maike Wetzels Katzenerzählung verhalten zu schnaufen begann, fing ich an sie mir näher zu betrachten. Der gutturale Klang ihrer Stimme, sie bat montgelas ihr ein Glas Wasser zu besorgen, sie wisse hier nicht bescheid, verstärkte bei mir das Gefühl Unbekanntem, Heimlichen gegenüber zu stehen. montgelas, den ich dann auf dem Weg nach Haus auf diese mysteriöse Unbekannte ansprach, lachte nur und meinte: Wer weiß Paul, wer das war. Mir schien sie mehr gehemmt, als unheimlich. Und ich kann das gut verstehen. Geh Du doch mal in eine Lesung in der deine Muttersprache keine Rolle spielt. Ich fand sie ganz normal. Denn als ich sie fragte, ob sie denn auch alles verstanden habe, antwortete sie lakonisch und mit zauberhaftem Lächeln Ja.. Um dann noch hinzusetzen, dass bis auf Ricarda Junge, alle anderen zu „monotonisch“ gelesen hätten.

>>>Bildquelle: Théophile-Alexandre Steinlen, Les chats, 1910, Association des Amis du Petit Palais, Genève

P.S. Wer eine wirklich gute Übersetzung des Baudelaire – Gedichtes kennt, die im Netz gefundene finde ich unbefriedigend , kann sie ja hier einstellen.

11 thoughts on “Die Katze. 22.11. 2008. Paul Reichenbach im Mousonturm.

  1. @ Paul Reichenbach; ich weiß zwar nicht, was Sie “im Netz” gefunden haben, aber ich kann Ihnen die einzige kongeniale deutsche Übersetzung anbieten von einem, dem ich viel verdanke:

    Verliebte glühend und gelehrte brütend
    Verehren wenn des alters reife naht
    Die katzen sanft und stark · des hauses staat ·
    Gleich ihnen fröstelnd und das zimmer hütend.

    Des wissens freunde und der sinnesglut ·
    Der stillen schauerlichen nacht genossen ·
    Der Orkus nähme sie zu toten-rossen:
    Bezwänge sich zum dienst ihr hoher mut.

    Sie gleichen wenn sie sinnen edlen büsten:
    Den grossen sfinxen hingestreckt in wüsten
    Die ewig schläfert eine traumes-hand.

    Aus ihren hüften funken sich entfernen
    Und goldne teilchen wie ein feiner sand
    Ihr rätselvolles augenrund besternen.

    Sollten Sie Madame Chauchat getroffen haben? Oder ihre Wiedergängerin? Ich meine eine leichte Nachwirkung von Kirgisenblicken bei Ihnen noch zu spüren.

    1. Danke. Ich finde die Übersetzung, die ich meine plötzlich nicht mehr. Egal. George hätte mir einfallen müssen, man wird halt alt. Ja, obwohl sie keine Tür hinter sich zufallen ließ, war es eine Wiedergängerin. Sie vermuten richtig. 🙂 Allerdings, dies zur Ergänzung und >>>>Erinnerung, rauchte ich gestern keine “Maria Mancini”

    2. Merci Madame, Ich werde darauf achten und Ihren Rat niemals vergessen.

      * * *

      Je n’ai pas oublié, voisine de la ville,
      Notre blanche maison, petite mais tranquille;
      Sa Pomone de plâtre et sa vieille Vénus
      Dans uns bosquet chétif cachant leurs membres nus,
      Et le soleil, le soir, ruisselante et superbe
      Qui, derrière la vitre où se brisait sa gerbe,
      Semblait, grand œil ouvert dans le ciel curieux,
      Contempler nos dîners longs et silencieux,
      Répandant largement ses beaux reflets de cierge
      Sur la nappe frugale et les rideaux de serge.

      * * *

      Ich vergesse es nie, in der Nähe der Stadt,
      Unser Häuschen so weiß, wo man Ruhe noch hat;
      Die Pomona aus Gips und die Venus schon alt,
      Sie verbergen verschämt im Gebüsch die Gestalt,
      Auch den sonnigen Abend, wenn gleißendes Licht
      An den Scheiben der Fenster in Garben sich bricht,
      Wenn ein riesiges Auge vom Himmel erschaut,
      Wie beim Essen wir sitzen, so schweigsam und traut,
      Das wie Kerzenschein sich gewaltig ergießt
      Übers Tischtuch so schlicht und im Vorhang zerfließt.

      Baudelaire

  2. abgesehen vom interessanten inhalt ihres beitrages,… interessiert mich seit langem die frage, mit welchen html-befehlen Sie operieren, dass ihre textzeilen das jeweilige bild umfließen können.

    1. @tja

      Liebe tja , der Text wird fließend geschrieben, dann setze ich das Bild ein und an Anfang des Textes einen Befehl, den ich, wie ich gerade merke, hier nicht so einfach abbilden kann. Mailen sie mir , dann schicke ich ihn per Mail retour. Einfach unten auf Paul Reichenbach klicken.

  3. Auf des Petrarchae Katze* Der Dichter von Florenz hat zweierlei geliebet,
    Mich vor, die Laura dann, der er viel Ehre gibet.
    Was lachst du? Ihre Zier war würdig solcher Brunst,
    Und meine große Treu verdiente gleichfalls Gunst.
    Sie machte, daß er Lust und Mut gewann zum Schreiben,
    Ich machte, daß die Schrift vor Mäusen konnte bleiben.

    (Martin Opitz)

    *…und auch die Reichenbach’sche)

    1. Es gab … Aurnhammers Buch Petrarcas Katze ist beim Manutius Verlag nicht mehr im Katalog.
      Und außerdem könnte die Katze ein Hund gewesen sein.

    2. Ob sie schon wieder tot oder noch lebendig ist, werden wir erst sehen, wenn der Kasten geöffnet wird, in dem sie sich verkriechen musste. Denn …es gehen die Menschen hin, zu bestaunen die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit dahinfließenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne und vergessen darüber sich selbst* und ihre Katze, die sie in der Box mit in die Landschaft schleppten. Herr Schrödinger lieh sich hier sein Gleichnis. Petrarca oder Reichenbach, Doppelnaturen, deren Katzen Wellen schlagen. 🙂

      *Augustinus, Confessiones X, 8

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