Mit Geist(ern) reden: Lektüre, interaktiv. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (103).

Welcher Leser konnte je mit Adrian Leverkühn sprechen, mit Simplicius, Laclos, Madame Chauchat, mit der Ratte Victoria oder mit Franz Biberkopf? Im Literarischen Weblog geht das. Die und den man liest, antwortet. Zuweilen.

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24 thoughts on “Mit Geist(ern) reden: Lektüre, interaktiv. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (103).

    1. Eher wie eine Silberzwiebel, die zum Überwintern sich mehrfach in Schale geworfen hat. Die Ärzte sagen zwar sein Fieber habe sich gesenkt aber das ist nur ein vorübergehender Zustand, er verwechselt das Durchleuchtungskabinett immer noch mit einer phantasmagorischen Nebelkammer.

    2. Sag das mal denen hier oben, in den Höhen trägt noch jeder sein gläsernes Diapositiv vor sich her, als wäre es ein Lampion in dem ein ausgestorbener Vogel sitzt.

    3. Ja, genau der. Sie sammeln eines nach dem anderen. Und am Ende spielen sie sie ab, ihre Bilderserie, die sie bei den Arztbesuchen gesammelt haben und immer wenn einer geht sind alle eingeladen, in die große Halle mit den Liegestühlen, dann sitzen sie da, gehüllt in ihre Decken, glotzen auf die Leinwand und erfreuen sich wie kleine Kinder über den Schrecken die diese Wunderlaterne verbreitet, es ist der Rauch an dem sie sich nicht satt sehen können.

    4. Ich wollte vorhin in den großen Saal und den anderen beim Mittagessen zuschauen aber die Tür Gabi, ich habe den Flügel mit voller Wucht hinter mir zugeschlagen. Nichts! Etwas hat sie abgefedert, ein Türstopper vielleicht, oder auch ein Vogel, der sich in der Spalte verklemmt hatte, da war so ein leises Knacken zu hören, ich habe aber nicht hingeschaut. Alle saßen an ihrem Platz, alles wie immer, nur die Teller waren mit bunten Luftschlangen überhäuft und alle hatten eine Tröte im Mund aber keiner gab einen Ton von sich, nur die Frau, die auf dem Boden kniete und das zersplitterte Glas von den Bildern einsammelte, sie versuchte es wie ein Puzzle zusammenzulegen. Die Bildern, sie sind längst von der Wand gefallen, jetzt hat man sie im Keller gebunkert.
      Sind Sie immernoch krank, Gabi? Sie sind doch die bicycle repair woman, ich habe so ein Blechschild von Henri Gray, schade das rostet nicht einmal, sollte es aber. Ich wette wenn man krank ist dauert der Heilungsprozess mit Medikation genauso lange wie der ohne, vielleicht vielleicht, aber man weiß es nicht, wie denn auch?

    5. i suppose, ich weiß es ja auch nüsch, ich bin aufgeregt, die aufregung metavirulentet auch nicht schlecht. ich weiß nicht, ob ich alles hab, und ob ich mal besser noch hammer und nägel mitbringe. und bitte nicht hinterher die hammerhängvorrichtung zeigen, ich bin doch auch nur ein bisschen besessen. ich bin beim saugen gestürzt, auf die rückseite des teppichs, auf den rechten wangenknochen, jetzt siehts en büschen ruschig aus. ich musste doch was malen, und diese verflixte rückseite klebte so auf dem parkett. ich muss mich umziehen, ich müüste was essen, aber ich bring nix runter, himmel hilf.

    6. niemand habe das recht, sich mir gegenüber so zu verhalten, als kennte er mich, sagte robert walser mal. dieses recht räumt man freunden ein, und sonst niemandem. fiel mir gerade bei cellini ein. manchmal empfinde ich einen regelrechten ekel bei jeder art von zwangspsychologisierung, die sich mit empathie tarnt und mit dem ichweißwasersieesnochnichtweiß aufspielt. einem selbst den priviligierten zugang zu sich selbst absprechen, ist schon ein starkes stück. vielleicht ist die kollegin oder der xy ein unausstehlicher mensch, aber dann gebührt ihr oder ihm eine entsprechende rolle, der aus ihnen keine selbstkenntnislosen hascherl macht. ich weiß nicht, warum mir das gerade einfällt und warum es mich gerade nervt. sorry, ich geh besser mal schlafen.

    7. … in irgend eine richtung heult der wind, von engelszungen zerschnitten in tausendundeinen tobenden teufel, details entfernter gedankenstiche die irgendwo im niemandsland versanden, hol sie zurück sie sind alles was ich habe! aber dann gibt es noch den dämon im schläfenmuster und die dialektische strickliesel, das bekommt man nicht zusammen, manchmal ist es auch einfach nur ein stubenguppi oder der tag, am warscheinlichsten aber das was man nicht mehr wegdenken kann, es gibt immer noch dieses erste klare wort, jenseits der see, was finde ich da, eine schrecke die im heu der philosophen stabt, auf der suche nach dem schema F, variablen die sich wiederholen und oberflächen, immer andere, wenn einem die berge im nacken so lila sind, spring ins blaue violetta! aber sogar das ist ansichtssache, auf ansichtskarten ist auch nur ein ausschnitt zu sehen, sozusagen das herausgeputzteste dekolleté, geputzteste, darüber stolpere ich gerade beim lesen weil zu viel unter den teppich gekehrt ist, dann rutscht man aus und die eine backe ist rüschig, ich denke immer die andere hinhalten wäre doch konsequent, dann muss man nicht dauernd an der wand entlanglaufen wie ein bunter schatten im profil, das ist so auffällig wie der bekannte hund: ach sie sind das! was denn? ach mensch!

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