Fünfzehnter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis. Die Winde ändern sich (Columella).
Daß sie sich ändern, kann ich nicht behaupten. Denn was passiert wohl, wenn man einen Fehler zugibt? Nichts. Weit gefehlt! Es geschieht, daß ich auch Gebrauchshinweise für Arzneimittel übersetze. Ab und zu sind dann auch kleinere Änderungen an immer denselben Spezialitäten vorzunehmen und beim Gericht beglaubigen zu lassen. Denn die Südtiroler Bürger haben das Recht, beim Apotheker eine Übersetzung ins Deutsche dieser Gebrauchshinweise zu verlangen. Eine vor etwas mehr als einem Jahr von mir beglaubigte Übersetzung kehrte nun wieder zurück mit kleineren Änderungen, die wiederum „vor Gericht“ zu bringen waren. Beim – wie immer – Durchsehen des Ganzen merkte ich, daß ich im letzten Jahr eine „Unerwünschte Wirkung“ ausgelassen hatte. Ich weise darauf hin, ergänze und bin zwar nicht guter Dinge, aber beruhige mir das Gewissen. (Ich hatte auch überlegt, es stillschweigend zu korrigieren. Niemand hätte es gemerkt). Nachspiel: der betreffende Pharmakonzern behält sich gegenüber der Agentur rechtliche Schritte vor. Die Agentur rief mich an – ohne mir einen Strick draus zu drehen und tatsächlich sehr freundlich und mit Worten kopfschüttelnd – : der befragte Anwalt habe eine recht simple Frage gestellt: ob ich eine Versicherung hätte gegen berufliche Risiken? Hinzu kommt, daß diese Übersetzungen immer erst an den Pharmakonzern zurückgehen, um dessen Genehmigung für die Beglaubigung zu erhalten. Jetzt muß ich mich tatsächlich für eine solche Versicherung interessieren. Aber das Geld dafür? Keine guten Zeiten! Wie auch für manchen anderen nicht. Ich telefonierte mit einer Kollegin, die vor mehr als einem Jahr eine eigene Agentur aufgemacht hat, weil ich eine Telefonnummer brauchte (ihre Freundin rief mich gestern wegen einer Übersetzung an, mit der ich zuvor keinen Kontakt hatte (ich war empfohlen worden), hatte jedoch nicht daran gedacht, sie nach dem Buchstabieren meiner Mail-Adresse um ihre Telefonnummer zu bitten, um nach dem Text zu fragen, der noch nicht angekommen ist): sie habe im Januar daran gedacht sich umzubringen. Denn nach dem fetten letzten Jahr sei eine lange Zeit Funkstille gewesen. Aber glücklicherweise sei sie wieder zu ihrem Psychoanalytiker zurückgekehrt. Utopien sind machbar, Herr Nachbar. Wie das? Bei Utopie muß ich derzeit viel an S. denken, bzw. S. bringt mich auf den Gedanken der Utopie. Sie, die es nie mehr als drei Jahre an einem Ort aushält. Und tatsächlich immer irgendwie unterwegs ist. Die Nicht-Ort-Frau. Die Tochter habe sie mal auf einer Autofahrt gefragt, ob man sie beide als „Nomaden“ definieren könne. Eigentlich doch erstaunlich, die Welt. In einem doppelten Sinne: man staunt über sie (=man schüttelt den Kopf und verneint) und man wird durch sie erstaunt (=ins Staunen erhoben, das sich aus Wechselseitigem ergibt).
do not forget to get a fork to hold the piece of meat to cut with the knife and to bring the piece of meat to the mouth and to get them teeth to chew the meat – schling’s runter, wenn du fertig bist.