so, die fototexte sind fertig. ich muss mir noch ein paar flossen kaufen. einen schnorchel habe ich. die zeit unterliegt der fliehkraft, kaum ist man zwei tage hier, aber es ist gut, dass es wieder weg geht – noch eine woche fernando de noronha – denn die renovierungswütigen im haus sind noch da, das geht bestimmt schon drei monate. so viel bäder kann man gar nicht haben, um die alle rauszustämmen. vielleicht ist es eine neue therapieform? dann will ich wenigstens mitmachen dürfen, so wie ich in hamburg mal das parkett in quasi mantrischer stetigkeit von den teppichunterseiteklebresten befreit habe. das hatte was meditatives und machte mich ganz ruhig, obwohl man am anfang dachte, so eine riesenfläche, das muss abgeschliffen werden, das geht nicht, und dann hockte ich mich jeden abend mit dem brieföffner hin, und kratzte vorsichtig, dass die versiegelung nicht beschädigt wurde, und, siehe da, irgendwann war es getan. manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht doch besser steinmetz geworden wäre nach dem praktikum, ich hätte mich mit keinem kunstanspruch gequält und friedlich meine schriften gehauen und ab und an mal ne vogeltränke, hm, tjo. ich will zu viel und zu viel auf einmal, darüber vergess ich ein wenig das schlichte mal da sein. dank an cellini, das ist gut gesehen mit den brüchen, ohne dass es mir so bewusst war. ich mag die kleinteiligkeit ihrer welt, cellini, sie sehen vieles um sich herum, dass sich ein raum auftut, manchmal regt mich nur auf, dass sie damit fast einen zu guten überblick zu haben scheinen, man fühlt sich dann so ertappt, obwohl man selbst ja gar nicht gemeint ist. und dann hält man so seinen gordischen gefühlsknoten in den händen, und denkt, jetzt kommt jemand und kann dir die ganze knotologie erklären und was jetzt zu tun ist, und weil man aber vielleicht gar nichts tun will, und auch keine erklärung will, sondern in seinem stumpfen brüten irgendwie nicht gestört, weil man da ja schon weiß, wie das geht, dann trotz ich halt rum. das geht mir auch mit herrn herbsts welterklärungsweisen manchmal so, die auf ödi fußen, und dieser analysevorsprung, den will ich dann nicht auf mich angewendet wissen und dann zicke ich rum und denke, ach freud, ach lacan, wie wollen die denn gewusst haben, wie ich die taucherbrille zu tragen hab, die muss ich mir doch noch selbst aufsetzen. und dann soll alles verdrängung sein. jo, aber ich hab gar nicht so viel platz, dass ich alles unverdrängt rumliegen lassen könnte, also nenn ich es doch eher verräumung. das hat praktische gründe. hm. man will ja doch oft nicht viel mehr, als angenommen sein, es wert sein, und all das analysegedöns sagt einem letztlich auch wieder nur, wenn du dich nicht erkennst und deine verknotungen, dann bist du es auch nicht wert. dann denke ich, bin ich aber doch, hier, grundgesetz, so. und wenn du nicht siehst, dass dich symbiosen krank machen, bissu eben selbst schuld und dann der olle rilke, hier, leben ändern. pah, denke ich dann, wieso eigentlich immer ich, wieso nicht der dings, fang doch schon mal an mit ändern, mir reichen vorläufig die wohnortwechsel. so schimpfe ich dann in mich hinein. mein rohrspatz und ich, ja, wir verstehen uns.
als mich meine erste große liebe verließ, hab ich im hof gesessen und die ganze nachbarschaft zusammengeheult, mein vater war fassungslos, meine mutter erschrocken, dann habe ich acht wochen kaum was gegessen, einen langen brief geschrieben, in dem ich mich zu allen meinen fehlern bekannte, dann habe ich mich neu verliebt, der brief tat seine wirkung und ich habe trotzdem auf die neue liebe gesetzt und es nicht bereut. so war das. heute wäre alles ungleich komplizierter, denke ich, aber es ist ja für alle kompliziert, also könnte es vielleicht auch genau so leicht sein. ach, was soll man denken, dumm gelaufen, hätte anders laufen können. manchmal denke ich, man kann sich ja gar nicht wirklich trennen, man ändert vielleicht sein leben, aber gemeinsam verbrachte zeit ist eben gemeinsam verbrachte zeit, man kann sich ja auch nicht von seiner familie trennen, man kann mit gutem recht sich distanzieren oder kontakte kappen, aber trennen kann man sich nicht, man wird immer das kind seiner eltern bleiben. das hat auch was komisches, dass man dann sein leben mit ähnlichen geschichten neu überschreibt, sein eigenes palimpsest wird. ach, aber, es findet sich. alles gute für den bevorstehenden umbruch und bis bald, wenn ich wieder empfang habe, das kann ne woche dauern.