ich hab es kommen sehen. als ich meine anreise fürs stipendium abermals, wegen verschmuggelbuchpremiere in berlin und leipzig, nach hinten verlegte, erreichte mich heute eine ziemlich verschnupfte mail. man sei mir schon entgegengekommen mit nur einem monat. ja, ohne frage, ist man. ich danke auch sehr herzlich dafür, aber man tut auch während eines stipendiums eben das, was man als autorin so tut, tun will und tun muss, lesen gehen, denn vom verkauf sieht man kein geld als poetin. und letztlich bekommt man ja auch kein stipendium, wenn man sich nicht in den betrieb einschreibt, seine stipendiumswürdigkeit auch damit belegt, dass sich noch andere interessieren. residenzststipendien sind also nur außerhalb der lesesaison und buchmessen antretbar, am besten gleich in den sommerferien, da wird dann auch nicht mehr so genau kontrolliert, ob der stipendiat noch in seiner klause sitzt.
nicht, dass ich um dieses sich nun gerade auftuende loch seit einiger zeit alles herumstrukturierte, nein, sowieso, genau, und dann das. ich hab es geahnt. aber, verdammt noch eins, ich hab von vornherein mit offenen karten gespielt, andere reisen einfach an und machen dann eh, was sie wollen. ich fühle mich dafür bestraft, ehrlich gewesen zu sein. ich schrieb, ich könne es eigentlich nicht antreten, dann kam man mir freundlicherweise und ohne frage großzügig entgegen und ich nahm an, aber, was hat man erwartet, dass ich alle anderen termine ausschlage während der zeit, die auch zum erhalt meines autorendaseins dienen? das ist doch absurd. ich weiß, da hängen vermutlich landesgelder dran und rechtfertigungszwang der künstlerhäuser etc pp. aber ich weiß auch, ich bin nicht die erste, die aus diversen persönlichen und professionellen gründen solchen residenzauflagen nicht im vollen umfang nachkommen kann. vielleicht müssten sich die länder und häuser da auch einmal fragen, ob sie nicht grundsätzlich etwas ändern wollen und müssten, um die stipendiaten zu bekommen und zu halten, die sie haben wollen? dazu fühlt man sich natürlich schuldig und undankbar. zum schluss hat man für etwas, was einem doch helfen soll, nur zeit und gute worte vertan und ärger oben drein. mal ganz abgesehen von einem flug, auf dem man dann hängen bleibt. mir ist es eigentlich egal, was die menschen über meine persönliche lebenssituation denken. ich brauche das geld, wie jeder andere auch, dass ich einen liebsten habe, mit dem ich dort hin ging, wo ich keine arbeitserlaubnis bekomme, mitgereisten deutschen partnern ist es in brasilien untersagt zu arbeiten, das liegt am gegenseitigkeitsprinzip, was uns auch die doppelsteuer eingehandelt hat als deutschland das doppelbesteuerungsabkommen mit brasilien aufkündigte, ändert nichts daran, dass ich mich um meinen selbsterhalt als autorin kümmern muss und will. zum schluss bleibt sao paulo-berlin einfach nur ein unglaublich anstrengendes pendelprogramm, das zeit, geld und nerven frisst, und mir die schlimmsten panikattaken meines lebens beschert hat, was auch der schönste urlaub nicht mehr ausgleichen kann.
es sollte nie das geld sein, was uns hier hält, im moment ist es nur wenig mehr als das. nein, das ist auch nicht wahr. aber ich komme einfach nicht von dem gedanken los, dass ich es nicht verdient habe, so oder so. m ist großzügig, lässt es mich in keiner weise spüren, aber ich denke, er muss nun dafür bluten, dass er sich eine lyrikerin ans bein gewickelt hat und das will ich nicht. ich weiß noch, wie ich beim bafög-amt anrief und frug, ob ich eine schlechte partie sei? der bafögbeamte lachte und sagte, das könne er nicht beurteilen, aber wegen meiner bafögschulden auf jeden fall nicht, die heirateten nirgends mit ein.
wetter und geld, ich sags ja, nur wenige einflussgrößen, die einem wirkmächtiger ins handwerk pfuschen. so viele probleme kann man beim sex gar nicht produzieren, wie wetter und geld machen können, aber vielleicht habe ich das problempotenzial einfach noch nicht voll ausgelotet. mir reicht vermutlich die tatsache, dass man sex hat und gegenseitig zu haben wünscht und viel größer sind die ansprüche meinerseits auch nicht ans geld.
mein jodeldiplom ist auch was wert, menno.
oh, herr reichenbach, sie beschämen mich, danke.

2 thoughts on “

  1. man kommt mir wieder entgegen, mit einem tonfall, nicht auszudenken. a la, ’nach reiflicher überlegung einen letzten kompromissvorschlag‘ und, dass ich mich vor lesezusagen mit meinem künftigen gastgeber in verbindung hätte setzen müssen, ob man mit der weiteren reduzierung meiner anwesenheit auch einverstanden sei. kein witz. dazu muss man sagen, dass ich anfangs schrieb, ich könne es nicht antreten, dann kam der vorschlag, machen wir es doch so, und ich nahm an, aber doch unter der vorraussetzung, meiner arbeit als autorin auch während des stipendiums weiter nachgehen zu können, was für mich nicht mehr als eine selbstverständlichkeit bedeutet.
    nun, das entgegenkommen bestand zunächst darin, dass man das stipendium auf einen monat einkürzte, zeit wie geld, also eigentlich bestand das entgegenkommen in nichts anderem als einem verrechnen. ich kann nur die hälfte der zeit, also gibts auch nur die hälfte des geldes. nun kann ich nur ein viertel der zeit, wenn es irgendwie noch sinn machen soll und ich nicht alle zwei tage wieder in den zug von nord nach süd und süd nach nord steigen will, ergo besteht ein erneutes entgegenkommen in einem viertel des geldes, und, wie die m ja richtig – und mal wieder so unvergleichlich heiterkeitsherbeiführend – schreibt: „isses nich so, dass ein stipendium auch was wie n geschenk sein müsste? oder könnt ich mir das auch als stipendiens-tagelöhner täglich um 8 auszahln lassen, es sei denn, ich komm um halb neun, dann krieg ich die hälfte… das ist doch IRRE!!!! ich hätte da wirklich ein bisschen mehr kulanz vermutet, und *** kenn ich eigentlich auch GANZ ANDERS! wirklich. und 1200 euro sind nun auch kein lösegeld, mit dem man alles andre auslösn könnt… dass die leute so wenig verständnis für lebenswelt haben – es ist ja auch nicht so, dass du zwei tage da wärst, dann aus jux und dollerei auf die kölner fasenacht fährst und von dort aus weiter nach teneriffa – und das alles von UNSEREN STEUERGELDERN.. mir droht übrigens ne nachzahlung, die… reden wir nicht drüber… (steuergelder sind ja eh unsre gelder, das werden gerade doppelbesteuerungsopfer wie du… egal) .. oder was weiß ich. du könntest ja auch in *** mal sechs stunden in die eisdiele gehn, oder ne tageswanderung – was dann? oder wollnwa da mittem zirkel rum gehen und ne magische linie ziehen, bei deren überschreiten abzüge fällig werden… ne, ICH VERSTEHS NICHT. und ich ärgere mich so“. dem ist nur wenig mehr hinzuzufügen.

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