„Jeder Ton, jeder Schall ist eine Welle, die sich in einer Schwingungskurve, eine Amplitude, ausbreitet, Setzt man nun auf diese Schwingung eine Antiamplitude, also eine identische Gegenschwingung, werden beide ausgeglichen und neutralisieren sich. Sie sind nicht mehr wahrnehmbar. … Das, was nun gehört wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes Stille, sozusagen eine tobende Stille, denn beide Töne … sind ja vorhanden …“
aus MUSEUM der Unerhörten Dinge, Roland Albrecht, 2004
Der volle Mond strahlt in einem warmen Gelb …
„tobende Stille“
Bin ich deshalb in s o l c h e n Nächten verschwunden? Am Morgen. Ausgelöscht und neu zu gleichen Teilen. Manchmal frage ich mich, ob ich die Seelen meiner Gegenüber gern verschlingen würde? So brauche ich keine andere Nahrung.
Licht essen.
Was mich zögern ließ, waren jene Fußsohlen. Die Erinnerung daran, werde ich nie wieder losgelassen haben (das weiß ich). Ein Säuglingsfuß. Seltsam zart. Schließlich war er fast ein halbes Jahrhundert auf den Beinen. Ohne Spuren? Mein lieber Herr Sankt Germain! Ich weiß nicht, wer er ist. Hotelzimmer übermitteln mir ein Empfinden von betäubender Rastlosigkeit. Ich stelle mich vor im Raum vorhandene Fenster, betrachte die Silhouetten der Hochhäuser. In Städten flimmern Lichter aus Fassaden. Auf den Straßen kriechen vermeintlich endlos, hintereinander Autos. Schlangen auf Asphalt. Von links nach rechts. Von hinten nach vorn. Diagonal. Ampelphasen. Rot. Grün. Gelb. Ewige Sequenz. Auch des Nachts. Ich kann Sterne einmal mehr nicht finden. “Möchtest du Wein?“, fragt er. Durch schalldichte Fenster dringt kein Ton. Geräuschlose Aussicht. Stummfilmkopfkino. Die Nacht endet mit dem lauten Morgen. Tag. Nacht. Tage inklusive Menschentrauben, Cafestimmengewirr, Kulturhäppchen, Glasfassadentransparenz, Straßeninspiration …. Träume ins Weitweg.
22.12 Uhr. Das Dorf schläft schon.