Arbeitsjournal. Freitag, der 6. März 2009.

5 Uhr:
[In der Muschel. Křenek, Orpheus und Eurydike.]
Und weiter>>>>geklebt wird. Aber es fängt an, daß ein Ende abzusehen ist. Tatsächlich abzusehen ist das Ende der Kleber; es sei neuer auf dem Weg, hieß es; kommt er heute aber nicht an, muß ich die Kleberei erst mal einstellen.
Latte macciato. >>>> D i e Idee hat mich spontan, wenn auch, der schlafenden Αναδυομένη wegen, leise, auflachen lassen. Obwohl ich an sich hochnervös bin; gestern abend war ich so schlecht drauf erst, daß ich vor Erschöpfung nur noch eingeschlafen bin. Für zehn Uhr steht das wohl wichtigste Gespräch meines reifen Lebens an, wegen des künftigen Lebensmittelpunktes meines Jungen, ob bei mir, ob nicht, und unter welchen Voraussetzungen. Ich merkte, wie die Verwundung in mir wühlt. Heute früh ist es besser, ich brauchte den Schlaf, den Abstand zu meinem Innenwühlen: Ich will ja doch vernünftig verhandeln können, nicht verletzt. Weil es um mich gar nicht geht – oder doch, aber a u c h: weil mein Junge ein Teil von mir i s t. Insofern. (Die Fantasien werden manchmal ungut übermächtig. Furchtbare Verletztheits- und also Gewalt-, nämlich Kriegsfantasien.)

Mich besänftigend, diesen unreifen Ich-Teil besänftigend, erreichte mich eine Leserinnen-Mail zu >>>> MEERE. Im schönsten Satz – deshalb dem schönsten – steht darin: „… vor allem, wie Inhalt und Form untrennbar zu Meer werden…“ – Ja. Wenn das so ankommt, dann habe ich geschafft, was geschafft werden sollte und mußte. Dann hat dieses Buch eine Chance, am Leben zu bleiben. Dann wird es sich, egal was offiziell, bzw. seitens der Kritik darüber gesagt und behauptet wird, durchsetzen.

– kleben:

10.39 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Ich >>>> habe die Vereinbarung, ein kleiner formaler Zusatz war nötig. Jetzt möchte ich einfach nur ans Cello.

13.01 Uhr:
Eigentlich möchte ich gar nichts anderes mehr tun, als dieses Instrument zu lieben. Dennoch, ich sollte schlafen, eine Stunde wenigstens. Und immer noch muß ich kleben. Nach 16 Uhr kommt wieder mein Bub zum Lernen. Ich war ganz sicher zu scharf, zu heftig gestern für all das, was er momentan aushalten muß. Er hat noch einen weiteren Tick hinzubekommen: ein permanentes lauthaftes Stöhnen – es sei aber normal in diesem Alter, daß so etwas auftrete. Wir belasten Dich so sehr; aber ich muß Dich doch instandsetzen, den neuen, weiteren Druck, der ab dem Sommer vom Gymnasium her auf Dir lasten wird, mit Schwung einfach zu untersurfen. Ich mach das nicht, weil ich „böse“ wäre und nur aus dem Leistungsdenken lebte, sondern weil ich sehe, was kommen wird. – Mir geht alles durch und durch.

14.40 Uhr:
[Gottfried von Einem, Dantons Tod. (Cass. -„Projekt Nr. 121).]
Schwer geschlafen. Jetzt den Espresso. Dazu die Musik. Und weiterkleben. Ich hatte mich gerade hingelegt, da schellte die Postbotin und brachte die neuen Klebestifte. Danach schlief ich kaum ein, wachte auf und w a r eingeschlafen so sehr, daß es war, als hätt ich mich gerade erst hingelegt und nicht ein Auge zugetan: aber die Zeit w a r vergangen.

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