‚Wir sehen uns auf den Bildschirmen‘

ich denke, ich würde meine arbeit gerne nach einer zeile aus ‚Poesie mondane‘ benennen, die übersetzt wird mit: ‚Wir sehen uns auf den Bildschirmen‘, ‚Ci vediamo in proiezone‘, was aber eigentlich doch nicht bildschirme bedeutet, oder, sondern vorführungen, aber ich verstehe, dass man es auch nicht mit ‚wir sehen uns auf projektionen‘ übersetzen kann.
ich bin fasziniert, wie sehr pasolinis kritik einer gesellschaft, sich auch an einer architekturkritik wiederfinden lässt in seinen gedichten, in seinen filmen. er hatte sie auf dem schirm, die ‚Erfinder von Behausungsschachteln‘ und ‚Wohlstandskasernchen der Direktoren, / die selbst schon zu Marmorklötzchen geworden, / ihren harten Symbolen von Status und Dauer.‘ (leider nicht das original da, um zu schauen, ob der diminutiv so gewollt ist).
ich erinnere mich an antonionis Liebe62, vorstadtexistenzen, die zwischen schachteln und äckern sich bewegen. das könnte mein thema sein: Tiere in Architektur. ich geh mal den hund suchen. ich las von den tragischen überfällen auf sizilien.

4 thoughts on “‚Wir sehen uns auf den Bildschirmen‘

  1. trovato. wo ich schon nachgeschaut habe, setz’ ich’s auch hierher:

    die „Erfinder der Behausungsschachtel“ sind progettisti di catapecchie, also: Planer/Entwerfer von Bruchbuden

    diminutive gibt’s nur einen, der aber keiner ist, sondern dem sprachgebrauch entspricht, denn palazzine sind einfach nur mehrstöckige wohnhäuser, die sich aber von mietskasernen unterscheiden:

    palazzine „di lusso“ per i dirigenti
    transustanziati in frontoni di marmo,
    loro duri simboli, solidità equivalenti.

    also Luxuswohnhäuser für die Manager/leitenden Angestellten, selbst schon zu Marmorgiebeln geworden, den harten Symbolen entsprechender Standhaftigkeiten. oder so ähnlich.

    P.S. „Bildschirme“ aber ist ein anachronismus für das jahr 1962, das diese gedichte als datum angeben. und er bezieht sich sicher nicht auf die paar fernseher in den caffè-bars.

    1. @parallalie und diadorim. Ich frag mich auch gerade, ob „lusso“ mit „Wohlstand“ richtig übersetzt ist – oder ob nicht tatsächlich „Luxus“ gemeint ist, also etwas, jedenfalls aus westlicher Sicht, doch schon anderes als „nur“ Wohlstand. Darüber, daß den Slums von Rom Wohlstand gleich Luxus ist, müssen wir freilich nicht streiten.

  2. oh, herzlichen dank!
    ich sehe, das gedicht müsste neu übersetzt werden. ich muss mein auftraggeberin mal fragen, ob sie es vielleicht selbst übersetzt hat.

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