8. 4. 2009. Zweite Nacht-

und eine halbe Tageswache. Der Heftigkeit des vorgewußten Schocks von gestern folgt heute die leise menschliche Traurigkeit. Erwachen und das Lächeln wieder sehen, nicht aufstehen können. Aufstehen, die Amseln im Hof sind plötzlich empört, und wir lachen über das Gezeter. Kaffee, wir hören Mahler, Klagendes Lied, wir hören Gesualdo, hören Brahms‘ Requiem, das sie so zu lieben begann. Wir legen uns wieder. Dann beseitigen wir, so muß man es nennen, die Spuren: was ich wieder mitnehmen muß, was nicht auffallen soll, um nicht zu verletzen; das Spielzeug sowieso, aber auch von mir Bücher, worin ich Handnotate machte, oder die man schwer bekommt. Ein Programmheft mit meinen Anstreichungen, CDs mit meiner Handschrift, Espandrille. Es tut weh, aber es ist von einer guten Vernunft. Es ist eine Familie zu schützen. Die Traurigkeit kommt, wie alles immer, in Wellen. Die erwachsenste Trennung, nie früher war ich zu so etwas fähig: kein Knall außer vorgestern nacht, kein Krach, keinerlei Vorwurf, nur liebevolles Wissen. Wir entscheiden, nicht es entscheidet uns. Ich lasse ihr viele Musiken da, sie lächelt, sie kocht noch einmal etwas. Spät erst gehe ich, radle hierher. Bernd Alois Zimmermann, Cellokonzert. Ein Saxophon darin, Schwester des Cellos, sie singen wie Menschen.