Arbeitsjournal. Freitag, der 24. April 2009.

>>>> Fünfter Produktionstag.

16.30 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit etwas nach fünf Uhr am Pflanzenort mit meinen Sennnheiser-in-ears am Laptop weitermontiert, bis gegen halb acht; um halb neun hierher aufgebrochen und die Montage grob fertiggestellt. Um 12 Uhr kam Prunier, mit dem ich auch gestern abend wieder zusammensaß und aß, bevor ich gegen 23 Uhr zu Αναδυομένη radelte; wir sprachen über Übersetzungen, meine Poetik, Einflüsse, für mich wichtige Autoren; witzig, daß er von sich aus von Christoph Hein sprach und nicht nur d a c h t e, was ich immer sage, sondern es ebenfalls sagte: was für ein grottenschlechter Autor das ist. Dazu diese Servilität gegenüber Machthabern, als rächte sich die DDR post„hum“ für seine seinerzeitige so engagierte Widerstandshaltung, und gegenüber dem Kapital bräche all das hindurch, was der Bürokratenapparat sein Unbewußtes dann d o c h gelehrt zu haben scheint. Egal.
Prunier erzählte, wie er Die Dschungel wahrnehme, daß er nahezu täglich lese, aber selten kommentiere, weil er so assoziativ denke und oft meine, das passe dann nicht. Woraufhin mir wieder ein Einfall kam, den ich schon öfter gehabt hatte, aber immer wieder beiseiteschob: daß es mir gefiele, wären Die Dschungel mehrsprachig: also gäbe es auch Beiträge, die n i c h t auf Deutsch geschrieben sind. Die verstärkte Verwendung des Englischen durch vor allem Findeiss und diadorim in Der Dschungel verlangt geradezu nach einem „europäischen Ausgleich“. So wird Prunier, wenn er in Laon zurück ist, von nun an ebenfalls Dschungel-Autor sein – mit auf Französisch geschriebenen Beiträgen, mal Notizen, vielleicht tagebuchartig, aber auch mit Kritiken zu französischen Büchern, sowie, denke ich, eigenen literarischen Beiträgen. Mich selbst wird das anhalten, mein von über zwei Jahrzehnten verschüttetes Französisch allmählich wieder auszubuddeln.

Mein Junge ist von heut an fünf Tage bei mir; seine Mama ist ihrerseits nach Paris zu Najadassagichnicht; die Zwillingskindlein werden von ihrem leiblichen Vater betreut, bis Dienstag abend, dann übernehme i c h sie eine Nacht und einen Tag. Was mir Schmerzen bereiten wird, weil sie so die Trennung wieder etwas zurücknimmt, indem sie sich ansieht und realisiert. K e i n e gute Lösung, aber ich liebe die beiden, was freilich ein Teil des Nitchtguten dieser Lösung ist: Ent-Lösung. Ich hab zu tun, ich denk besser nicht dran, bevor der Dienstag gekommen sein wird. Mit Dir, mein Sohn, geh ich nachher Prunier abholen, und wir werden dann alle im Pratergarten futtern. (Du bist grad wieder rausgeschossen, zu Deinen neuen Freunden vom Gartenhaus; um halb sieben üben wir Cello, um kurz nach sieben brechen wir auf).
An m e i n Cello komm ich nicht, bevor nicht das Hörstück fertig ist.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Freitag, der 24. April 2009.

  1. Beiträge auf Französisch? Genial. Meine Kenntnisse gehören eigentlich schon seit fast 20 Jahren aufgefrischt und ich brauch das dringend, dass ich (wieder mal) einen Anreiz bekomme, das zu tun.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .